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Mobile Daten: Kabel Deutschland will ein Stück vom Kuchen

Mobilfunkbetreiber o2 als heißer Kandidat für Zusammenarbeit mit dem Kabelnetz-Betreiber
Von Björn Brodersen

Wie von uns gestern berichtet, will der Kabelnetz-Betreiber Kabel Deutschland (KDG) neben Fernsehen, Breitband-Internet und Telefonie (Voice over Cable) künftig auch Mobilfunk-Dienste anbieten. Das hatte Dr. Adrian von Hammerstein, Vorsitzender der KDG-Geschäftsführung, bei einem Gespräch im Vorfeld des heute noch in Berlin stattfindenden Cable Congress angekündigt, allerdings verriet der KDG-Chef noch keine Informationen wie etwa den Namen des Partners unter den vier Mobilfunknetzbetreibern oder Details zu etwaigen Bündelprodukten. Zwar berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise, Kabel Deutschland verhandle zurzeit mit dem Münchener Mobilfunkbetreiber o2 und bereits im April sei mit unterschriebenen Verträgen zu rechnen. o2 will den Bericht allerdings nicht bestätigen.

Auch wenn nähere Informationen zu dem neuen Angebot von Kabel Deutschland noch ausstehen, so lassen die Beispiele anderer Kabelnetz-Betreiber in anderen Ländern erahnen, in welche Richtung sich Kabel Deutschland entwickeln wird. Auf dem Cable Congress in Berlin berichteten Kabelnetz-Betreiber wie Rogers Communications in Kanada, Com Hem aus Schweden und Zon Multimedia aus Portugal über ihre Erfahrungen mit neuen Diensten wie etwa Mobilfunk und Video on Demand.

Ein Blick über die Landesgrenzen ist durchaus sinnvoll, denn im Ländervergleich haben die deutschen Kabelnetz-Betreiber spät mit der Modernisierung ihrer Netze und der Einführung interaktiver Dienste begonnen. Kabel Deutschland startete erst im Oktober 2005 mit der großflächigen Vermarktung von Kabel-Internet und -Phone. Anders als in Deutschland begegnen die Kabelnetz-Betreiber in anderen Ländern den Telekom-Konzernen längst auf Augenhöhe.

Es geht um Kundenbindung und Umsätze durch mobile Datendienste

Die Beispiele der Kabelnetz-Betreiber im Ausland zeigen, dass es Kabel Deutschland beim eigenen Mobilfunkangebot weniger um neue Umsatzquellen durch die mobile Telefonie sondern vielmehr um Kundenbindung und einen Anteil an den boomenden mobilen Internet-Diensten geht. Die Kundenzufriedenheit zu steigern, ist beispielsweise auch Ziel weiterer Maßnahmen wie die Einführung erweiterter Funktionen im Online-Kundenmenü sowie eines zusätzlichen Video-on-Demand-Angebots, die Kabel Deutschland nach eigener Aussage ebenfalls vorbereitet.

Der schwedische Kabel-Internet-Anbieter Com Hem bietet seit 11. Dazember vergangenen Jahres neben TV, Internet und Telefonie über die Breitband-Leitung auch mobile Breitband-Dienste an, Partner ist dabei der Netzbetreiber 3. Dabei profitiere Com Hem bislang weniger durch gestiegene Umsätze, registriere aber eine wachsende Zufriedenheit und Loyalität der Bestandskunden, sobald diese die neuen Zusatzdienste nutzen, erklärte Annika Sten-Parson, Head of Sales and Product Marketing in Berlin. Ein monatliches Datenvolumen für mobile Internet-Nutzung von bis zu 1 GB bietet Com Hem für umgerechnet knapp 9,20 Euro an, 5 GB kosten rund 17,50 Euro.

Zon Multimedia tritt in Zusammenarbeit mit Vodafone in Portugal seit September vergangenen Jahres als Mobilfunkanbieter auf und hat in diesem Monat mobile Breitband-Dienste auf Prepaid-Basis für seine Kunden eingeführt. Für knapp 90 Euro erhalten die Kunden ein HSDPA- und HSUPA-fähiges Modem sowie ein Surf-Guthaben von 400 MB. Kabel-Kunden zahlen 20 Euro weniger für das Prepaid-Paket. Zudem kooperiert Zon Multimedia mit der WLAN-Community Fon und will so landesweit bis zu 100 000 offene WLAN-Hotspots für seine Kunden schaffen. Den notwendigen WLAN-Router erhalten die Kunden kostenlos, zu Hause gibt es dann zwei parallele Drahtlosnetzwerke - ein gesichertes privates und ein offenes für Gastsurfer.