Quadruple Play

Mobile Daten: Kabel Deutschland will ein Stück vom Kuchen

Mobilfunkbetreiber o2 als heißer Kandidat für Zusammenarbeit mit dem Kabelnetz-Betreiber
Von Björn Brodersen

Rogers Communications bietet in Kanada schon länger erfolgreich Mobilfunkdienste wie Mobile TV, Video on Demand, Videokonferenzen, Remote Desktop Access oder interaktive Online-Spiele über ein eigenes HSDPA-Netz an. Die Kunden können sich aus den einzelnen Bauteilen TV, Kabel-Internet, Kabel-Telefonie und mobiles Breitband selbst Tarifpakete schnüren und die verschiedenen Dienste über eine Rechnung bezahlen. Alle vier Komponenten zusammen kosten umgerechnet rund 99 Euro, wobei die Kunden bei mehreren gebuchten Komponenten Rabatt erhalten. Laut Mike Lee, Chief Strategy Office bei Rogers Communications, hat das Mobilfunkangebot die Marke gestärkt und auch jüngere, für Innovationen aufgeschlossene Nutzer angesprochen. Das Wachstum beim mobilen Breitband sei größer als anfangs bei Kabel-Internet gewesen. Auch die anderen Kabelnetz-Betreiber berichteten, dass vor allem ihre Triple-Play-Kunden auch schnell das zusätzliche Mobilfunkangebot akzeptierten.

Lee sieht Kabel-Internet und mobiles Internet als komplementär an. Der leitungsgebundene Zugang werde an Haushalte verkauft, der mobile Zugang sei ein persönliches Produkt. Kabelnetz-Betreiber, die den Einstieg in das Mobilfunkgeschäft erwägen, sollten seiner Ansicht nach bedenken, dass ein eigener Netzaufbau sehr kostspielig sei. Alternativen sind dagegen das MVNO- und das Resale-Modell, wobei die Mobilfunkbetreiber sicherlich nicht leichtfertig neue Konkurrenz im zulassen. Com Hem und Zon Multimedial hatten den Vorteil, so deren Vertreter auf dem Cable Congress, dass Partner 3 über kein eigenes Festnetz verfüge und somit auch von der Partnerschaft mit Com Hem profitiere und dass Zon Multimedial, das ein Wholesale-Angebot von Vodafone bezieht, kein Neuling sondern schon auf dem Breitband-Markt etabliert gewesen ist.

Mit welchem Mobilfunkbetreiber wird Kabel Deutschland kooperieren?

Geht man von diesen Voraussetzungen aus, so fällt einem als erstes E-Plus als Partner für ein Mobilfunkangebot von Kabel Deutschland ein. Der Düsseldorfer Mobilfunknetzbetreiber bietet in Deutschland keine Festnetz-Dienste an und verfügt schon über zahlreiche eigene und fremde Marken in seinem Netz. Allerdings verhält sich E-Plus bei der Aufrüstung seines Mobilfunknetzes für Breitband-Dienste abwartend und bietet bislang nur UMTS-Geschwindigkeit an. Eine Zusammenarbeit mit der Telekom-Tochter T-Mobile und Arcor-Mutter Vodafone ist unwahrscheinlich, da Telekom und Vodafone mit ihren Festnetzen und DSL-Anschlüssen für Privatkunden hierzulande die größten Konkurrenten für die Kabel-Internet-Anbieter sind.

Bliebe o2 als Option für Kabel Deutschland. Die Muttergesellschaft Telefónica tritt in Deutschland eher als Wholesale-Anbieter für DSL auf und kommt mit dem DSL-Privatkundenangebot von o2 nicht so recht in Schwung. Gleichzeitig bietet o2 in seinem Netz bereits Mobilfunkverträge für die Telefon- und DSL-Anbieter HanseNet und M-net sowie des Kaffeerösters Tchibo an.

Das Netz von o2 könnte schon bald im Mobilfunkbereich ähnliche Eigenschaften wie das Breitband-fähige Kabelnetz im Festnetz-Bereich aufweisen: Wie berichtet wollen die Münchener in ihrem Netz noch in diesem Jahr auf HSPA+-Technologie aufrüsten und in einigen Gebieten Datenraten von bis zu 21 MBit/s anbieten. Im Kabelnetz stellt Kabel Deutschland in diesem Jahr noch schrittweise auf den DOCSIS-3.0-Standard um und wird Bandbreiten von über 50 MBit/s erreichen. Auch hier lohnt ein Blick über den Tellerrand: In Europa gibt es bereits in acht Staaten Kabelnetz-Betreiber, die die Bandbreite in ihrem Netz auf über 100 MBit/s hochgeschraubt haben - teilweise, ohne den Bestandskunden auch die Grundentgelte für ihre Anschlusspakete zu erhöhen.