Tipps und Tricks

Handy-, Kompakt-, Bridge- oder System-Kamera: Welche die beste für wen ist

Viele lieben es, einigen ist es nicht so wichtig, aber alle tun es: fotografieren. Bei der Frage nach der richtigen Kamera gehen die Meinungen aber auseinander. Muss es eine mit Wechseloptik sein, reicht eine bessere Kompakte, oder ist man mit dem Handy gut bedient?
Von dpa / Marleen Frontzeck-Hornke

Nicht ohne meine Kamera - Welche die beste für wen ist Nicht ohne meine Kamera - welche die beste für wen ist
Bild: dpa
Die beste Kamera ist die, die man dabei hat. Wenn ein Neukauf ansteht, sollte man also ehrlich zu sich selbst sein und realistisch einschätzen, welches Gewicht und welche Ausrüstung man bereit ist, mit sich herumzutragen. Es sei denn, das Budget reicht für eine abgestufte Lösung mit zwei oder sogar mehr Kameras für verschiedene Einsatzzwecke. Das dürfte eher selten der Fall sein. Im Folgenden sind einige Tipps zur Grundsatzentscheidung zusammengefasst.

Smartphone: Die "Immer-dabei-Kamera" für einfache Ansprüche. Zumindest die Top-Geräte können in punkto Bildqualität locker mit den meisten Kompaktkameras mithalten und bieten inzwischen auch deutlich lichtstärkere Optiken, urteilt die Zeitschrift FotoWelt. Nur auf einen optischen Zoom müsse man bei fast allen Smartphones verzichten. Typische Probleme bei der Handy-Fotografie können die Auslöseverzögerung und Bildrauschen bei wenig Licht sein, wenn man ohne Blitz arbeitet.

Kompaktkamera: Die handlichen Apparate für einfache Ansprüche machen alles automatisch und sind auch als Outdoor-Modelle verfügbar. Die besten Bilder machen sie draußen, wenn es schön hell ist. Ihr Nachteil ist der vergleichsweise winzige Bildsensor. Der zwingt die Kamera bei wenig Licht oder in Innenräumen dazu, länger zu belichten oder die Lichtempfindlichkeit (ISO) des Sensors zu erhöhen. Das eine führt schnell zu Verwacklern, das andere zu mehr Bildrauschen.

"Kompaktkameras mit 3- bis 5-fach-Zoom sind praktisch tot", sagt Markus Bautsch, Foto-Ingenieur bei der Stiftung Warentest. Gut verkauften sich dagegen noch Kompakte mit 25- bis 30-fachem Zoom, die trotzdem noch relativ flach gebaut sind. "Damit kann man schon mal die Kirchturmuhr formatfüllend ranholen."

Vor- und Nachteile der Bridgekamera und Edelkompakt-Kamera

Nicht ohne meine Kamera - Welche die beste für wen ist Nicht ohne meine Kamera - welche die beste für wen ist
Bild: dpa
Bridgekamera: Die Kamera für einfache bis mittlere Ansprüche. Eine Spielart von Kompaktkameras, die manchmal auch Superzoom-Kameras genannt werden und oft gar nicht mehr sonderlich kompakt sind. Sie bieten meist manuelle oder zumindest halbautomatische Bildeinstellungen sowie nicht wechselbare Objektive mit bis zu 50-fachem optischem Zoom, die aber sehr kompromissbehaftet sind: Es gebe kein Objektiv, das gleichzeitig ein perfektes Weitwinkel- und Teleobjektiv ist, warnt die FotoWelt. Und letztlich steckten in Bridgekameras auch wieder nur die gleichen Mini-Sensoren wie in Smartphones und normalen Kompaktkameras.

Edelkompakte: Sie werden auch als Premium-Kompaktkameras bezeichnet und genügen mittleren bis hohen Ansprüchen. Denn in den Gehäusen stecken leicht oder auch deutlich größere Sensoren als in normalen Kompakten, und darüber hinaus oft lichtstarke Objektive, teils auch mit starkem Zoom. Wie bei der Konkurrenz mit Wechselobjektiven lassen sich auch bei dieser Gattung Blende und Verschlusszeit manuell einstellen. Das bietet viel kreativen Spielraum.

Der Vorteil der Edelkompakten: Alles ist hochwertig und in einem oft handlichen Gehäuse verpackt. "Die sind sehr interessant, weil Kamera und Objektiv perfekt aufeinander abgestimmt sind", sagt Bautsch. "Da ist man schon sehr dicht bei den Systemkameras." Es sind sogar Modelle mit elektronischem oder optischem Sucher verfügbar.

Systemkamera ohne Spiegel

Die Klasse für höchste Ansprüch ist die Systemkamera ohne Spiegel. Die Kameras bieten Wechselobjektive, große Sensoren und oft auch einen elektronischen Sucher, der zur Bildkomposition und bei Sonnenschein gute Dienste leistet. Spiegellose stehen digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) bei der Autofokussierung in Sachen Geschwindigkeit in nichts nach - im Gegenteil, erklärt Bautsch. Und auch Bildqualität und manuelle Einstellmöglichkeiten liegen auf dem gleichen Niveau. So klein wie Kompaktkameras sind sie aber nur mit extraflachen, sogenannten Pancake-Objektiven. Bei anderen schrumpft der Transportvorteil gegenüber einer DSLR, weil man trotz des kleinen und leichten Gehäuses eine Tasche braucht.

Am längsten auf dem Markt sind spiegellose Systemkameras im Micro-Four-Thirds-Format. "Da kann der Verbraucher aus einer Vielzahl an Objektiven von Drittherstellern wählen", sagt Markus Bautsch. "Erheblich" sei aber inzwischen etwa auch die Auswahl an Objektiven für Samsung-NX- oder Fujifilm-X-Systeme. "Wenn man ganz kompromisslose Bildqualität will, muss man auf Systemkameras mit Festbrennweite setzen", erklärt Bautsch. Micro-Four-Thirds-Systeme markierten bei Systemkameras zum Fotografieren die "untere Schmerzgrenze", seien aber ideal für Videos. "Sie bieten das typische Kinofilm-Format." Größere Sensoren würden beim Filmen schnell zu heiß. "Außerdem wandert das Motiv ständig aus der Schärfe heraus."

Elektronische Sucher beziehen das Bild live vom Sensor, elektronische Helfer können es mit Informationen und Vorschauen anreichern: Dazu gehören je nach Modell etwa eine Schärfevorschau mit Kantenmarkierungen (Fokus Peaking), Informationen zur Helligkeitsverteilung (Histogramm), die Kennzeichnung überbelichteter Bereiche (Zebra Patterning) oder eine Lupenfunktion. "Für ambitionierte Fotografen ist ein Sucher unverzichtbar", so Bautsch.

Systemkamera mit Spiegel

Natürlich ist auch die klassische DSLR für höchste Ansprüche konzipiert. Sie wird von vielen Fotografen gerade wegen ihres optischen Suchers, in den das Bild über den namensgebenden Spiegelmechanismus fällt, und wegen der riesigen Objektivauswahl geschätzt. Ein von Canon, Nikon, Pentax & Co vielgenutztes Format ist APS-C. Sensoren dieser Größe stecken inzwischen aber auch in vielen Systemkameras ohne Spiegel. "Der Trend ist klar", sagt Bautsch. "Ich denke, die Tage der SLR-Technik sind gezählt" - auch wenn insgesamt noch viel mehr DSLR verkauft werden. Nach einer GfK-Prognose steigt der Absatz spiegelloser Systemkameras von 0,23 Millionen in 2013 auf 0,31 Millionen in diesem Jahr. Die Zahl der verkauften DSLR soll von 1,01 auf 0,95 Millionen sinken.

Bis zur endgültigen Wachablösung wird es aber noch ein wenig dauern. "Deutschland ist ein sehr konservativer Markt", sagt Bautsch. In Japan seien schon vor zwei Jahren mehr Spiegellose als DSLR verkauft worden. Für den Experten zählt nicht zuletzt auch die Gewichtsersparnis bei Systemkameras durch den fehlenden Spiegelkasten und kompaktere Objektive: "Am Ende des Tages wissen Sie, was Sie geschleppt haben." Natürlich falle Neueinsteigern die Entscheidung für eine Spiegellose leichter als Besitzern einer DSLR mit umfangreichem Objektivpark. "Für Umsteiger ist es eine bittere Pille", sagt der Warentester.

Egal, für welchen Systemkamera-Typus man sich entscheidet: Man tut gut daran, auch ältere Modelle in den Auswahlprozess einzubeziehen, rät Bautsch. "Es gibt die Chance, dass man gute Auslaufmodelle bekommt." Das gelte insbesondere für hochwertige Kameras, die gut und gerne zwei Jahre am Markt seien.

Lesen Sie mehr zum Thema Smartphone-Kamera in einem ausführlichen Hintergrundbericht.

Mehr zum Thema Kamera