Bitschleuder

Ausblick 2012: 1000fach schneller als ISDN

Geschwindigkeit wird im Breitbandmarkt immer wichtiger
Von

Vollkommen anders ist die Situation in vielen ländlichen Regionen: Dort gibt es kein Breitbandkabel, erst recht keine Glasfaser, und die niedrige Besiedelungsdichte macht die Verlegung neuer Netze richtig teuer. Die herkömmliche Kupfer-Doppelader hat dort weiterhin das Monopol. Aber sie ist oft zu lang, um ansehnliche Bitraten zuzulassen, manchmal geht noch nicht einmal DSL light. Zwar ermöglicht LTE in vielen dieser weißen Flecken inzwischen hohe Bitraten, aber, wie bereits ausgeführt, keine Volumina, die eine intensive Nutzung zulassen würden. Entweder muss man also doch das Festnetz ausbauen, was fast immer auf Glasfaser hinausläuft, entweder bis zu Outdoor-DSLAMs in der Nähe der Kunden, oder gar direkt bis in die Häuser der Kunden. Oder man muss viel mehr LTE-Basisstationen aufstellen, denn je mehr Zellen man hat, um so mehr Daten kann man auch übertragen.

Beim Festnetz-Ausbau suchen die Konzerne zunehmend den Schulterschluss mit der Politik: Gute Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen sind wie gut ausgebaute Straßen längst zum Standortfaktor geworden, nach dem Bürger ihren Wohnort und Firmen ihren Standort auswählen. Vielleicht kann der Ort, der attraktiv bleiben will, ja etwas beitragen? Wegerechte, Leerrohre, Technikflächen oder gar ein handfester Investitionskostenzuschuss: Die Liste der möglichen Beteiligungen der öffentlichen Hand an der Telekommunikations-Infrastruktur ist lang. Und damit die eh schon armen Gemeinden mit geringen Gewerbesteuereinnahmen und veralteter Infrastruktur nicht noch weiter abgehängt werden, wird die große Politik in Berlin oder Brüssel im kommenden Jahr über Tk-Zuschüsse für strukturschwache Gebiete zumindest nachdenken, und, wenn die Haushaltslage es irgendwie zulässt, auch einführen.

Modernste Technik als günstigste Lösung

Wenn dann gebaut wird, wird es oft vom allermodernsten sein. Zum einen, um nicht in wenigen Jahren gleich wieder viel Geld für das nächste Upgrade ausgeben zu müssen. Und zum anderen, weil die modernste sogar die günstigste Lösung ist: Glasfasern tragen die volle Bitrate nicht nur ein paar hundert Meter, sondern locker 20 Kilometer weit. Das ist in dünn besiedelten Gebieten ein unschätzbarer Vorteil, weil man die wartungsintensive aktive Vermittlungstechnik in einigen wenigen großen und zentralen Glasfaser-Vermittlungsstellen konzentrieren kann. Zwischen den Vermittlungsstellen und den Kunden liegt hingegen nur so gut wie wartungsfreie passive Technik - nämlich Glasfasern und optische Splitter - die wahrscheinlich nicht einmal bei künftigen Bitraten-Erhöhungen angetastet werden muss. Glasfaser ist also ideal. Wenn da nicht die sehr hohen anfänglichen Kosten für die Verlegung der Faserbündel wären, die sich bei den üblichen Preisen von Breitbandanschlüssen erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten amortisieren dürften.

Beim Glasfaser-Ausbau in der Fläche werden sich die Tk-Unternehmen also sehr gerne helfen lassen. Die Politik muss sich aber wie die Unternehmen fragen, ob sich die Investitionen am Ende auch rentieren. Sinnvoll ist zudem, wenn sich benachbarte Gemeinden zusammenschließen, die Verkabelung gemeinsam ausschreiben und vor Vertragsschluss ernsthaft mit mehreren Anbietern verhandeln. Selbst, wenn am Ende doch die Deutsche Telekom den Zuschlag erhält, bekommen die betroffenen Gemeinden zusammen sicher bessere Konditionen (d.h. weniger zu zahlende Zuschüsse, schnellere Umsetzung oder ähnlich), als wenn sie alle einzeln auf Glasfaser hochrüsten lassen.

Weitere Ausblicke auf das Jahr 2012