Reiselust

Urlaubspiraten, Urlaubsguru & Co.: Schnäppchen-Blogs mit Vorsicht nutzen

Wer richtig günstig verreisen will, kann auf Schnäppchen-Blogs im Internet suchen. Die Preise für Hotels und Flüge sind oft sehr preiswert, denn die Anbieter nutzen teils bewusst Fehler im Buchungssystem der Airlines aus. Das kann aber auch mal schiefgehen. Die wichtigsten Fragen zu Urlaubsblogs beantworten wir Ihnen hier.
Von dpa / Jennifer Buchholz

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Bild: urlaubsguru, Screenshot: teltarif.de
Neun Tage Brasilien im Drei-Sterne-Hotel inklusive Flügen und Transfer für 500 Euro. Acht Tage in einem Apartment in Süd­frank­reich für 75 Euro. Oder ein Flug in die Domi­nika­nische Republik für 320 Euro. Solche Reise­schnäpp­chen klingen fast zu gut, um wahr zu sein. Es gibt sie aber reihenweise auf Urlaubs­blogs im Internet, die sich darauf spe­ziali­siert haben, besonders günstige Flüge, Hotels und Pauschal­pakete zu sammeln.

Wo finde ich solche günstigen Angebote?

Auf Seiten wie Urlaubs­piraten, Urlaubs­guru, TripTroll, Travel-Dealz, Travelox oder Exbir werden selbst keine eigenen Reisen verkauft. Mitarbeiter oder eine Nutzer­community durchsuchen das Netz nach Schnäppchen und sammeln diese. Sie sind nur Vermittler, denn klickt ein Nutzer auf den Link zu einem bestimmten Angebot, erhalten die Spür­hunde eine Provision. Besonders günstige Flüge und Reise­pakete stellen die Anbieter aber auch ohne finanziellen Vorteil ein. Die meisten Nutzer lassen sich über Facebook und andere soziale Medien über die neusten Preis­kracher informieren.

Was wird genau angeboten?

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Bild: urlaubsguru, Screenshot: teltarif.de
Günstige Flüge sowie Gutscheine und Rabatte für Hotels stehen im Fokus. Das Angebot weitet sich aber aus. "Wir ver­suchen immer eine gute Mischung aus allem anzubieten", sagt Sebastian Kaatz von den Urlaubs­piraten. "Regel­mäßig tauchen auch Bahn-Angebote, Mietwagen oder Kreuz­fahrten auf", berichtet Travelox-Betreiber Sebastian Tuke. Bei Urlaubsguru fänden sich unter den Schnäppchen auch Pauschalreisen, so Geschäftsführer Daniel Krahn.

"Hier gibt es sogar die Unterteilung zwischen Singlereisen oder auch Luxus-Deals, wo man tolle Urlaube in Fünf-Sterne-Hotels zum Sparpreis findet." Pauschal­reisen sind aber insgesamt die Ausnahme.

Wie sind so günstige Reisen überhaupt möglich?

Das ist unter­schiedlich. "Diese Preise gab es schon immer im Bereich Online-Reisen, aber es hat sich niemand die Mühe gemacht, stundenlang das Netz danach zu durch­suchen", sagt Kaatz. Für Städte­reisen und Hotels gibt es immer wieder Gutscheine. "Damit zahlt man für einen Drei-Tage-Trip nach Budapest inklusive Flügen und sehr gutem Hotel manchmal nur sechs Euro."

Flüge werden günstig, wenn Airlines im Last-Minute-Bereich leere Kapazitäten auffüllen, erklärt Tuke. Der Preiskampf ist groß. Die richtig günstigen Flüge kommen jedoch meist durch Fehler im hoch­komplexen Buchungs­system der Air­lines zustande - durch sogenannte "Error Fares".

Was sind "Error Fares"?

Ein klassischer Fehler ist die falsche Eingabe des Preises - zum Beispiel 250 statt 2 500 Euro für einen Business-Class-Flug. "Diese sind aber meistens nur sehr kurz buchbar", sagt Johannes Kinast von Travel-Dealz. Häufiger gelingt es, mit einer Kombination ver­schiedener Airlines und Strecken den teils kräftigen Kerosin­zuschlag zu umgehen - das nennt sich "Fuel Dumps". Dadurch ließen sich oft einige hundert Euro sparen, erklärt Tuke.

"Und dann gibt es Gabelflüge, mit denen man regelmäßig für 250 bis 400 nach Asien oder für 600 Euro nach Australien kommt", sagt Jürgen Wolff von Exbir. Das seien im engeren Sinne keine "Error Fares".

Kann die Airline mir einen "Error-Fare"-Flug verweigern?

Das ist in der Vergangen­heit schon passiert. "Das Risiko besteht immer", sagt Kinast. "Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit gering." Aufgrund der Vielzahl der aus­gestellten Tickets fallen viele Fehl­preise gar nicht auf. "Zu 99,9 Prozent ist man auf der sicheren Seite, sobald man sein E-Ticket ausgestellt bekommen hat", sagt Kaatz. Deshalb rät er zur Zahlung per Kreditkarte: "Dann wird einem das E-Ticket sofort ausgestellt." Automatische Buchungs­systeme verringern die Wahr­schein­lich­keit, dass der Fehler einem Mitarbeiter der Airline auffällt. Deshalb sollte der Kunde auch nie dort anrufen, um sich den Flug bestätigen zu lassen. "Keine schlafenden Hunde wecken", mahnt Wolff.

Wenn eine Airline den Preis nicht anerkennt, wird meist innerhalb von wenigen Tagen eine Stornierung durchgeführt. Der Passagier erhält sein Geld zurück.

Für wen lohnen sich die Schnäppchen-Deals?

Auch als Apps sind viele Urlaubsblogs erhältlich Auch als Apps sind viele Urlaubsblogs verfügbar
Bild: urlaubspiraten, Screenshot: teltarif.de
Vor allem für Urlauber, die schnell sind und sich flexibel Zeit nehmen können. "Oft gibt es die unglaublichen Angebote nur mit einer geringen Verfügbarkeit", erklärt Urlaubspirat Kaatz. "Daher gilt hier immer: Wer zu lange überlegt, könnte das Schnäppchen verpassen." Und wer sich zu sehr an eine bestimmte Destination klammert, kann oft lange suchen. "Um von guten Angeboten zu profitieren, sollte man auch bei den Zielen möglichst flexibel sein", sagt Kinast. "Ich sehe das immer als Chance, ein Land zu sehen, wo ich sonst wahr­scheinlich nicht hingeflogen wäre."

Worauf muss ich bei der Buchung achten?

"Bei den meisten Angeboten muss der Nutzer nur darauf achten, was er bucht", sagt Tuke von Travelox. "Nur weil er über ein Schnäppchen-Blog zu einem Reiseanbieter weitergeleitet wurde, unter­scheidet sich der Buchungs­prozess nicht." Auf den Buchungs­portalen warten - wie sonst auch - unnötige Versicherungen und zu­sätzliche Gebühren für bestimmte Zahlungsarten oder Gepäck. Eine Sprecherin von TripTroll rät zudem, sich bei Hotels und Reise­paketen genau zu informieren, ob das Produkt den eigenen Wünschen entspricht.

Wann lohnt sich die Suche?

In der Hauptsaison ist es generell schwieriger, Schnäppchen zu finden. "Gute Angebote gibt es meistens dann, wenn die Nachfrage gering ist, zum Beispiel zwischen Schulferien", sagt Kinast. Bei Linienflügen nennt Sebastian Kaatz von Urlaubspiraten ein bis zwei Monate vor Abflugtermin als günstigen Zeitraum für die Suche. "Charterflüge bekommt man oft ein paar Tage vor Abflug zu unverschämt günstigen Preisen."

Die typischen Früh­bucher­rabatte seien meist nicht die wirklichen Schnäppchen, sagt Daniel Krahn. Er bestätigt: "In der Regel sind sechs bis acht Wochen Vorlaufzeit eine gute Phase, um sich akribisch hinter die Schnäppche­nsuche zu klemmen."

Was Sie auf Reisen beachten müssen, haben wir in einem Ratgeber für Sie zusammen­gefasst.

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