Netbook-Trend

Netbook-Trend: AMD und Nvidia kritisch, Asus optimistisch

Ansichten über Entwicklung des Marktes für Netbooks gehen weit auseinander
Von Jan Rähm

Wie sich der Markt der Netbooks weiter entwickeln wird, darüber haben Firmenchefs, Analysten und nicht zuletzt auch IT-Journalisten ganz verschiedene Ansichten. So behauptete kürzlich Jen-Hsun Huang, Chef von Nvidia, in einem Interview [Link entfernt] mit dem Laptop Magazine, die aktuellen Netbooks seien in ihrem Funktionsumfang zu stark beschränkt. "Die Atom-Plattform schafft eine Basis, auf der aktuelle Anwendungen nicht gut laufen. Nichts von Electronic Arts, nichts von Adobe und nichts von Microsoft läuft gut drauf", kritisiert er den Prozessor des zuletzt strauchelnden Halbleiter-Herstellers Intel in dem Magazin.

Nvidia-Gründer Huang übt scharfe Kritik an Intels Atom-Prozessor
Foto: Nvidia Corporation
Mit der neuen Ion-Plattform von Nividia, die den Atom-Prozessor mit Grafik-Lösungen von Nvidia kombiniert, sei die Entwicklung besserer und günstigerer Netbooks möglich, so Huang. Seiner Ansicht nach könne AMDs neue Plattform Neo den Atom samt Intel-Chipsatz zerschmettern, da mit AMD auch die Expertise des Grafikkarten-Herstellers ATI einfließe. Trotzdem sei natürlich Ion plus Atom lebensfähig - man mache das Beste aus Intels "kleinem und leistungsschwachen" Prozessor.

Eine gute Alternative sei der Prozessor Nano von VIA, mit dem der taiwanesische Hersteller Intels Atom Konkurrenz machen will. VIA habe zwar großen Nachholbedarf bei der Grafik, aber das sieht Jen-Hsun Huang nicht als Problem. Schließlich werde Nvidia seine Ion-Plattform auch schnell an die neue CPU von VIA anpassen. Am Ende des Gesprächs mit laptopmag.com kommt der Nvidia-Chef auf die eigene MID-Plattform Tegra zu sprechen. Er sagt, mit ihr sei es möglich, Geräte für unter 200 US-Dollar zu bauen, die eine vollwertige Tastatur hätten, voll HD-fähig seien und eine Akkulaufzeit von zwei bis drei Tagen aufweisen können. Als Betriebssystem schlägt er dafür Windows Mobile oder Windows CE vor.

AMD sagt Ende des Netbook-Booms voraus

AMDs Geschäftsführer Dirk Meyer geht noch einen Schritt weiter. Er kündigt gegenüber cnet.com [Link entfernt] das Ende der kleinen leichten Mobil-Geräte an. Auch er ist der Meinung das Netbooks in ihrer derzeitigen Form den Nutzer zu stark einschränken. Zudem seien sie für den Markt der Zubehör-Zulieferer unattraktiv. Er favorisiert superleichte und kompakte Notebooks und sagt, die Grenze werde bald verschwimmen. Hintergrund für die Präferenz etwas größerer Mobil-Rechner dürfte jedoch nicht zuletzt AMDs neue Plattform Neo, die auch auf ultra-sparsame Prozessoren setzt. Dritter im Bunde der Netbook-Kritiker ist Tim Cook von Apple. In einer Telefonkonferenz sagte er, Netbooks seien viel schwächer als es der Kunde wünsche, hätten schlechte Software, zu kleine Displays, zu kleine Tastaturen - ergo sei die Klasse der Netbooks nichts für Apple.

Marktforscher sehen dagegen Netbooks weiter im Trend

Ganz anders als die drei Netbook-Kritiker sehen die Marktforscher vom amerikanischen Unternehmen ABI Research den Netbook-Markt nach einem Artikel in der New York Times. Allein für das Jahr 2009 erwarten sie eine Zahl von 35 Millionen ausgelieferter Mini-Rechner. Bis zum Jahr 2013 sollen die Zahl sogar 139 Millionen verkaufter Exemplare ansteigen. Die Marktforscher sagen, dass gerade die etwas schwächere, aber dafür umso günstigere Hardware den Konsumenten recht käme, denen die Leistungsfähigkeit aktueller Smartphones nicht ausreiche. ABI Research rechne außerdem mit sinkenden Preisen.

Von allem hin und her lässt sich der Netbook-Veteran Asus nicht beirren. Vielmehr hat der Hersteller erkannt, dass das eigene Produktportfolio langsam aber sicher etwas unübersichtlich wird. Darum wolle man das Sortiment ein wenig reduzieren und sich mehr auf die Kern-Produkte konzentrieren, so wird ein Sprecher des Herstellers in der Teipei Times wiedergegeben. Demnach plane Asus erst im zweiten Halbjahr 2009 neue Produkte auf den Markt zu bringen. Bis dahin wolle man sich ein wenig bedeckt halten. Dem widerspricht das Schweizer Blog eeeblog.ch. Deren Macher wollen drei neue EeePCs gesichtet haben - Fotos [Link entfernt] liefern sie auch gleich mit.

Egal wie es werden wird, eines ist sicher: Das Jahr 2009 wird ein spannendes auf dem Markt der Netbooks, MID, UMPC und Smartphones. Wenn die Grenzen verschwimmen und die Preise sinken dann wird der Kunde der Nutznießer der Unstimmigkeiten sein.

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