Internet

Politiker besteht nicht mehr auf Wikipedia-Sperre

Linke-Politiker Heilmann will Persönlichkeitsrechte gewahrt sehen
Von Björn Brodersen

Der Bundestagsabgeordnete der Links-Fraktion Lutz Heilmann besteht nicht mehr auf einer Weiterleitungssperre für die Website Wikipedia.de. Der Politiker erklärte heute in einer Pressemitteilung: "Nachdem die falschen, ehrabschneidenden und deshalb mein Persönlichkeitsrecht verletzenden Inhalte weitgehend aus dem entsprechenden Artikel entfernt wurden, habe ich gegenüber dem Wikimedia e.V. erklärt, dass ich keine weiteren juristischen Schritte unternehmen werde und die Weiterleitung auf die Wikipedia-Inhalte unter http://de.wikipedia.org wieder geschaltet werden kann." Wikimedia e.V. könne damit ab sofort die Inhalte der nicht kommerziellen Internet-Enzyklopädie wieder über die URL www.wikipedia.de zugänglich machen. Heilmann bedauert nach eigener Aussage, dass durch die von ihm beantragte Einstweilige Verfügung des Landgerichts Lübeck die deutschen Wikipedia-User in den vergangenen 24 Stunden keinen direkten Zugriff mehr auf die Wikipedia-Inhalte hatten.

Ihm sei es nicht um eine Zensur der Inhalte sondern um eine "wahre Tatsachen-Darstellung" gegangen, erklärte Heilmann. Der juristische Weg habe sich aber dafür als problematisch erwiesen, da durch die Struktur von Wikipedia die anderen User in Mitleidenschaft gezogen wurden. Heilmann will nun gemeinsam mit Wikimedia e.V. nach anderen Wegen suchen, um den "offenen und freien Charakter von Wikipedia so weiter auszugestalten, dass Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben".

Artikel über Heilmann war weiterhin abrufbar

Wie berichtet hatte Heilmann sich mit diesem Schritt gegen seiner Ansicht nach falschen Behauptungen in einem Wikipedia-Eintrag zu seiner Person wehren wollen. Unter anderem ging es dabei auch um Passagen, die seine frühere Stasi-Mitarbeit betrafen. Mit der Einstweiligen Verfügung hatte Heilmann erreicht, dass die Adresse www.wikipedia.de nicht mehr auf die Inhalte des Online-Lexikons weiterleitete. Der Artikel war allerdings trotz der Zugangssperre weiterhin unter der URL http://de.wikipedia.org abrufbar, und Heilmann lenkte mit seinem Schritt auch noch darauf die Aufmerksamkeit der Internetgemeinde.

Der Wikimedia Deutschland e.V. hatte angekündigt, gegen den Beschluss des Landgerichts Lübeck Widerspruch einzulegen. "Der Wikimedia Deutschland e.V. ist nicht Anbieter der unter de.wikipedia.org zugänglich gemachten Wikipedia und hat auch keinen Einfluss auf die in der Online-Enzyklopädie abrufbaren Inhalte", bergündet der Verein. "Der Wikimedia Deutschland e.V. ist vielmehr ein gemeinnütziger Verein zur Förderung freien Wissens, der lediglich über die Anwendung der Wikipedia aufklärt. Betreiber der Enzyklopädie ist die in der Anbieterkennzeichnung der Enzyklopädie genannte Wikimedia Foundation." Diese Begründung sehen Internetnutzer, die die Adresse www.wikipedia.de aufrufen, zurzeit immer noch.