Hintergrund

Telefonie und Internet über die Breitband-Leitung via Satellit

Manchmal gibt es keine Alternative für schnelles Internet
Von Günther Ohland / Björn Brodersen

Schneller Internetzugang ist für Städter inzwischen etwas Selbstverständliches. Man hat die Qual der Wahl des Zugangs über DSL, das TV-Kabel oder UMTS. Im ländlichen Bereich, auf Inseln oder in den Bergen stehen diese Dienste häufig nicht zur Verfügung, da die Bevölkerungsdichte und damit die Anzahl möglicher Kunden für die Netzbetreiber nicht profitabel ist. Nun kommt die Hilfe direkt vom Himmel - über die Breitband-Internetverbindung via Satellit. Mit der ausreichenden Bandbreite der Funkverbindung sowie einem VoIP-Anschluss kann der Nutzer sogar auf einen herkömmlichen Festnetzanschluss verzichten. Wir zeigen Ihnen, was der Breitband-Internetanschluss via Satellit bietet und wie teuer eine entsprechende Doppel-Flatrate fürs Telefonieren und Internetsurfen ist.

Die zwei Zwei-Wege-Systeme Astra2Connect und Tooway

Der Luxemburger Satelliten-Betreiber SES Astra strahlt eigentlich analoge und digitale TV-Sendungen von seinen Satelliten auf der Position 23,5 Grad über Europa aus. Als neues Angebot nutzt Astra unter dem Namen Astra2Connect freie Kapazitäten zur Zwei-Wege-Übertragung für Privatpersonen und Firmen. Das heißt: Sowohl der Datenempfang als auch der Datenversand erfolgen über die Satelliten-Verbindung. Der Nutzer benötigt also nicht einen alternativen Zugangsweg ins Internet für den Versand, wie es bei einer Ein-Wege-Lösung der Fall ist. Das Bandbreitenangebot bei den Zwei-Wege-Anbindungen reicht von bis zu 256 kBit/s beim Datenempfang und bis zu 64 kBit/s für den Datenversand bis zu 2048 kBit/s im Downstream und 128 kBit/s im Upstream. Die Vermarktung von Astra2Connect haben die Partner Filiago, StarDSL und die Deutsche Telekom übernommen. So funktioniert Astra2Connect

Als Hardware erhält der Kunde vom Breitband-via-Satellit-Anbieter ein Satelliten-Modem mit eingebautem 500-Milliwatt-Sender und eine 85-Zentimeter-Antenne in Form einer Satelliten-Schüssel. Dazu kommen ein Sende- und Empfangs-LNB sowie ein 20 Meter langes Kabel zur Verbindung der LNBs mit dem Modem. Grundsätzlich kann der Nutzer die Hardware selbst installieren. Die meisten Astra-Partner bieten aber alternativ einen Installationsservice für ungefähr 150 Euro an. Durch eine zusätzliche Montageschiene lässt sich auch noch ein Sat-TV-LNB montieren, so dass man nur eine Schüssel für Internet und TV benötigt.

Der zweite europäische Satellitenbetreiber Eutelsat präsentierte mit seinen Partnern TelDaFax und der Internetagentur Schott auf der Funkausstellung IFA 2007 seine Lösung. Der satellitengestützte Breitband-Dienst Tooway ist in diesen Monat gestartet. Mit diesem Dienst können Nutzer Daten mit bis zu bis zu 2048 kBit/s aus dem Internet herunterladen und mit bis zu 156 kBit/s im Rückkanal versenden. Die Satelliten-Schüssel hat einen Durchmesser von einem Meter, der genutzte Satellit ist der Eurobird.

128 kBit/s Bandbreite im Upstream sollten schon vorhanden sein

Astra2Connect-Modem
Foto: Filiago
Nutzer eines Astra2Connect- oder Tooway-Zugangs bekommen einen mehr oder weniger schnellen Internetzugang, in jedem Fall deutlich besser als ISDN. Mit der vorhandenen Bandbreite können die Nutzer unbegrenzt Dienste wie E-Mail, Surfen, Chatten, Downloaden von Dateien, Musik und Video nutzen. Zusätzlich - und das ist für sehr abgelegene Orte interessant - können sie per VoIP ins deutsche Festnetz per Minutentarif oder Flatrate telefonieren. Dafür sollten allerdings 128 kBit/s Upstream-Geschwindigkeit schon vorhanden sein, um eine ausreichende Gesprächsqualität zu erreichen. Ein VoIP-Telefonat beansprucht ungefähr eine Datenrate von 80 kBit/s in beide Richtungen.

Mit Hilfe eines Adapters (ATA) lässt sich ein vorhandenes analoges Telefon weiter verwenden. Ein Festnetz-Anschluss ist dann theoretisch nicht mehr notwendig, ein Verzicht auf den herkömmlichen Telefonanschluss sollten sich die Nutzer aber wohl überlegen, auch wenn sie dadurch bei den monatlichen Grundkosten sparen können. Einerseits kann der Nutzer dann beim Telefonieren in keinem Fall mehr auf kostengünstiges Call by Call wie beim Telekom-Telefonanschluss zurückgreifen, andererseits können sich die Nutzer beim Festnetz-Telefonanschluss auf die Betriebsbereitschaft und die Gesprächsqualität verlassen.

Monatliche Grundentgelte für Doppel-Flatrates beginnen bei 59,90 Euro

Interessenten wählen als erstes einen Vertriebspartner und einen Breitband-via-Satellit-Tarif aus, der zu ihrem Telefon- und Surfverhalten passt. Filiago bietet beispielsweise eine auf Astra2Connect basierende Doppel-Flatrate fürs Internetsurfen und Telefonieren ins deutsche Festnetz für 62,90 Euro (Sat flat 1024) bzw. 102,90 Euro (Sat flat 2048) im Monat bei Abschluss eines 24-Monats-Vertrags und monatlicher Zahlungsart an. Bei StarDSL ist die 2-MBit/s-Doppel-Flatrate Sat-Pro mit 89,90 Euro im Monat günstiger als bei Filiago. Das Tooway-Produkt all DSL gibt es bei TelDaFax mit einer Downstream-Rate von bis zu 2 MBit/s sowie 156 kBit/s im Upstream für 59,90 Euro im Monat. Die Breitband-via-Satellit-Anbieter gewähren kleinere Rabatte, wenn der Kunde die Grundgebühr für ein oder zwei Jahre im Voraus bezahlt.

Die Deutsche Telekom bietet ihren Breitbandzugang via Satellit nur in Verbindung mit einem Festnetz-Telefonanschluss von T-Home an - nach Angaben des Unternehmens wegen der unzureichenden Gesprächsqualität bei den VoIP-Telefonaten über die Funkverbindung. Selbst außerhalb der sogenannten Peak-Zeiten bei ausreichender Bandbreite und guten Wetterbedingungen muss der VoIP-per-Satellit-Anrufer mit Verzögerungen bei der Sprachübertragung rechnen. In Verbindung mit der Telefon-Flatrate Call Comfort ergibt sich so ein Gesamtpreis von 69,90 Euro im Monat für die Doppel-Flatrate der Deutschen Telekom.