Versorgung

Vodafone-Chef Joussen fordert Breitband für alle

"Keine Nähe und kein Vertrauen zwischen Politik und Wirtschaft"
Von ddp / Björn Brodersen

Der Vorstandsvorsitzende von Vodafone Deutschland, Friedrich Joussen, dringt weiter darauf, allen Haushalten in Deutschland einen schnellen Zugang ins Internet zu verschaffen. Obwohl es genügend Gelder für Investitionen gebe, dümple das Problem vor sich hin, dass zehn Prozent der Bevölkerung vor allem in ländlichen Räumen immer noch vom Internet abgeschnitten seien, sagte Joussen im "Interview der Woche" im Deutschlandfunk. "Es ist ein Skandal, dass wir ein Riesenthema in der ländlichen Versorgung derzeit nicht adressieren."

Joussen schlug zum wiederholten Male vor, dünnbesiedelte Regionen, in denen das Verlegen von Kabeln für DSL-Anschlüsse zu teuer sei, über Funkfrequenzen zu versorgen. Diese würden bei der Umstellung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen auf die Digitaltechnik frei. Ein Teil davon könne meistbietend versteigert werden mit der Auflage, dass die zehn Prozent der Haushalte dann zu versorgen seien. Allerdings mangele es nicht nur hier am politischen Gestaltungswillen, kritisierte er. Die Frequenzverteilung sei Sache der Länder, die Versorgung der ländlichen Gebiete mit modernen Telekommunikationswegen aber Bundessache. "Wir brauchen eine konzertierte Aktion der Politik, um hier diese Sache voranzutreiben", forderte Joussen.

Auch auf anderen Gebieten gebe es in Deutschland zwischen der Politik und der Wirtschaft keine emotionale Nähe und damit auch kein Vertrauen, das notwendig sei, um gemeinsam schnell zu Lösungen zu kommen. Die Politik unterstelle der Wirtschaft häufig reines Gewinnstreben und mangelnden Patriotismus, während die Wirtschaft den Einsatz der Politik für eine starke Wirtschaft vermisse.