Geschäftszahlen

Arcor gewinnt eine halbe Million neue DSL-Kunden

Aber sinkende Nutzerzahlen im klassischen Telefongeschäft
Von Björn Brodersen

Der Vollanschluss-Anbieter Arcor ist weiter auf Wachstumskurs im Breitband-Geschäft. Das Unternehmen konnte nach eigenen Angaben im Ende April abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 die Zahl der DSL-Kunden um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2,6 Millionen erhöhen. "Mit 565 000 DSL-Neukunden ist Arcor schneller als alle anderen alternativen Wettbewerber gewachsen", erklärt Harald Stöber, der Vorstandsvorsitzende des Telekommunikationsunternehmens. Dabei ging die Zahl der DSL-Resale-Anschlüsse gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 117 000 zurück.

Kräftiges Wachstumspotenzial sieht Stöber im Ausbau des Wholesale-Geschäfts, bei dem andere Wettbewerber DSL-Anschlüsse von Arcor unter dem eigenen Namen weitervermarkten. Mit Vodafone und 1&1 habe Arcor bereits zwei Wholesale-Partner gewinnen können.

Das Unternehmen kann derzeit nach eigener Aussage 66 Prozent der deutschen Haushalte Komplettpakete aus DSL- und Sprachanschluss auf Basis seines eigenen Netzes anbieten. Inzwischen setzt der Eschborner Netzbetreiber im Privatkundengeschäft nicht mehr auf herkömmliche Festnetz-Anschlüsse sondern vorrangig auf so genannte NGN-Anschlüsse. In den kommenden Monaten will Arcor die Anstrengungen im Netzausbau verstärken und die Verfügbarkeit der eigenen Anschlüsse auf 70 Prozent der Haushalte ausdehnen. Im vergangenen Geschäftsjahr investierte der Anbieter 300 Millionen Euro in den Infrastrukturausbau.

Klassische Telefonkunden kehren Arcor den Rücken

Sinkende Kundenzahlen musste der Telekom-Wettbewerber im klassischen Telefongeschäft verzeichnen. Die Zahl der Pre-Selection-Verträge sank im vergangenen Geschäftsjahr um 29 Prozent auf 888 000. Die Zahl der Call-by-Call-Nutzer, die sich über die Netzkennnummer 01070 einwählten, ging sogar um 37 Prozent auf 1,84 Millionen zurück. Die 01070 bietet seit Jahren konstante Minutenpreise für Telefonate in die deutschen Telefonnetze, ist aber zu den Haupttageszeiten vergleichsweise teuer. Zudem bietet der Call-by-Call-Dienst keine Tarifansage, durch die die Nutzer vor Gesprächsbeginn den aktuellen Minutenpreis erfahren.

Von April 2007 bis März 2008 legte der gesamte Umsatz von Arcor im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf mehr als 2,3 Milliarden Euro zu. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erzielte Arcor einen Anstieg um 62 Millionen auf 456 Millionen Euro.

Von dem Wachstum bei DSL-Anschlüssen will auch Vodafone profitieren: Der Mobilfunkbetreiber wird wie berichtet Arcor komplett übernehmen. "Unser Ziel ist es, dass Vodafone und Arcor hier einen Marktanteil von rund 20 Prozent erreichen", hatte der Chef von Vodafone Deutschland, Friedrich Joussen, erklärt. Derzeit seien es 13 Prozent.