Themenmonat IFA&Konvergenz Handelshaus

The Phone House mit neuem Geschäftsmodell

Vom Service-Provider zum Komplett-Anbieter
Von Marie-Anne Winter

Das Service-Provider-Modell ist tot, es lebe der Service-orientierte Komplett-Anbieter. So könnte man das neue Modell umschreiben, mit dem der Service-Provider The Phone House auf die Konsolidierung im Mobilfunk-Markt reagiert. Trugen die Mobilfunk-Service-Provider vor einigen Jahren noch entscheidend zur Verbreitung des Mobilfunks in Deutschland bei, müssen sie seit geraumer Zeit gegen ständig sinkende Marktanteile im insgesamt stark gewachsenen Mobilfunkmarkt kämpfen. Denn mittlerweile müssen sie nicht nur mit den Netzbetreibern konkurrieren, die über eigene Zweitmarken verstärkt Kunden direkt ansprechen, auch die wachsende Anzahl an Mobilfunk-Discountern schmälert die Kundenbasis der Provider. Auch der Anteil der Provider-eigenen Tarife ging laut the Phone House kontinuierlich zurück, von einstmals 85 Prozent sei der Anteil der Just-Talk-Tarife auf 25 Prozent geschrumpft, der Rest entfalle auf Original-Tarife der Netzbetreiber, die beim Service-Provider abgeschlossen werden.

The Phone House stellte heute auf einem Pressegespräch im Rahmen der IFA ein neues Geschäftsmodell vor, mit dem das Unternehmen die Umwandlung vom Mobilfunk-Service-Provider in einen Service-orientierten Komplettanbieter vorantreiben will. Dazu kooperiert The Phone House nun mit dem Netzbetreiber T-Mobile. Ab dem 1. Januar 2008 wird The Phone House keine eigenen Tarife im T-Mobile-Netz mehr anbieten, sondern ausschließlich die Original-Tarife des Netzbetreibers vermarkten. Mittlerweile seien die Preise im Mobilfunk so weit gefallen und gleichzeitig die Akquirierungskosten für Neukunden dermaßen gestiegen, dass es sich für einen Service-Provider nicht mehr wirklich lohne, eigene Tarife aufzulegen und eigene Kunden zu gewinnen. Mit dem vereinbarten Geschäftsmodell schließen die Kunden im The-Phone-House-Shop einen Vertrag mit T-Mobile ab. Das bedeutet, dass die Kosten für die Kundengewinnung und das Risiko des Zahlungsausfalls wieder beim Netzbetreiber liegen, der auch die Abrechnung vornimmt. Die Betreuung der Kunden, die ihren Vertrag bei The Phone House abschließen, übernimmt der Provider mit dem eigenen Call Center. Auf der Rechnung erscheinen dann beide Anbieter.

Besseres Angebot für Geschäftskunden

Auf diese Weise könne The Phone House nun auch Produkte anbieten, die für Service-Provider bisher schwer zu realisieren waren, etwa Mehrfach-SIM-Angebote oder Geschäftskundenprodukte mit virtuellen Netzwerken. Für die Bestandskunden von The Phone House ändere sich im Grunde nichts. Für die Kunden, die in den Netzen von Vodafone und E-Plus telefonieren, bleibe ohnehin alles beim Alten, allerdings liefen derzeit Gespräche mit beiden Netzbetreibern über den Umstieg auf ähnliche Modelle wie nun mit T-Mobile vereinbart. Mit o2 habe man von Anfang an ein reines Retail-Modell vereinbart.

Vorteil für T-Mobile sei, dass man mit The Phone House einen Service-orientierten Vertriebspartner gewinne. Zudem sei die Orientierung für die Kunden einfacher, wenn es weniger unterschiedliche Tarife gebe. In einer Pilotphase, die bis Ende dieses Jahres laufen wird, werden erste Neukunden für die Original-Tarife von T-Mobile gewonnen. Parallel dazu werde es auch weiter Service-Provider-Tarife für das T-Mobile-Netz geben. Ab Anfang nächsten Jahres werden dann neben Neukunden auch Vertragskunden, die ihren Vertrag verlängern wollen, Original-Verträge angeboten werden. Bestandskunden können ihre SIM samt allen Einstellungen behalten. Außerdem wolle man den Kunden einen Wechsel mit interessanten Angeboten schmackhaft machen, etwa mit exklusiven Endgeräten zu besonders günstigen Konditionen.

The Phone House hat derzeit etwa 1,5 Millionen Kunden, davon haben zwei Drittel einen Laufzeitvertrag, ein Drittel eine Prepaid-Karte, und 126 eigene Shops, dazu kommen noch 32 T-Punkte und etwa 50 Exklusiv-Partner. Bis 2010 will The Phone House 500 Shops betreiben und 10 Prozent Marktanteil erreichen. Dazu sollen auch Festnetz/DSL-Verträge und Bündelangebote aus Festnetz und Mobilfunk beitragen. Auch will The Phone House als Komplettanbieter verstärkt Mobile Entertainment und Navigationslösungen anbieten.

Artikel aus dem Themenspecial "IFA & Konvergenz"