Es war einmal ...

Vor 5 Jahren: Handys und Cappuccino bei Quam

Vor fünf Jahren ging Mobilfunker Quam an den Start
Von Marie-Anne Winter

Ein Sargnagel war die berühmt-berüchtigte Partnerkarten-Aktion: Wer zwei SIM-Karten im selben Tarif abschloss, bekam künftig eine gemeinsame Rechnung für beide Karten, bezahlte für die zweite Karte aber nur die halbe Grundgebühr. Quam zahlte dennoch die volle Handy-Subvention für beide Karten. Die andere Aktion war der Tarif 3star Online, der auch "offline" abgeschlossen werden konnte, bei dem aber die Rechnung künftig jeweils "online" übermittelt werden sollte. Die Online-Rechnung vergütete Quam dem Kunden großzügig durch eine mehrmonate Grundgebührbefreiung.

Es gab also ein Gratishandy mit einem attraktiven Tarif, der für zwei Jahre keine Festkosten verursachte. Kein Wunder, dass die Kunden die Shops förmlich überrannten. Bei Quam stand man diesen Ansturm hilflos gegenüber, vermutlich waren sich die Verantwortlichen nicht bewusst, was für eine Lawine sie mit der Genehmigung der Kombination dieser beiden Aktionen losgetreten hatten. Es folgte ein Drama inklusive Schlammschlacht. Am Ende Ende gingen viele Kunden leer aus, und das Image aller beteiligten Unternehmen war ramponiert.

Abschied auf Raten

Kurz nach dem Aus für die Sonderaktionen begann der Abschied auf Raten: Ende Juli kam das Vermarktungs-Ende für Quam. Es hieß, man wolle sich aus dem GSM-Geschäft zurückziehen, den Netzbetrieb aber aufrecht erhalten. Drei Monate später folgte dann die Nachricht, dass auch der Netzbetrieb eingestellt werden soll. Quam kündigte alle Verträge einseitig zum 15. November 2002, und empfahl seinen Kunden den Umstieg zu T-Mobile. Ein Konfliktpunkt, der ehemalige Quam-Kunden noch bis ins Jahr 2003 beschäftigen sollte, war die Mitnahme der Rufnummer bei Anbieterwechsel. Quam-Stand für die CeBIT 2002 Quam verweigerte seinen Kunden die Mitnahme der Quam-Mobilfunknummer. Nach einem langen Rechtsstreit bestätigte das Landgericht München die Praxis des Mobilfunkanbieters, seine Nummern mit der Netzkennziffer 01505 nicht an einen anderen Provider zu vermitteln. Damit verschwanden die Quam-Nummern aus der deutschen Mobilfunklandschaft. Ob es irgendwann ein Revival der 01505 geben wird, ist derzeit nicht absehbar.

Was wird aus der UMTS-Lizenz?

Von Quam geblieben ist bislang nur eine UMTS-Lizenz zum Einkaufspreis von über 8 Milliarden Euro. Diese ist allenfalls nur noch einen Bruchteil dieser Summe wert. Die Lizenz ist derzeit im Besitz der OpCo [Link entfernt] Mobile Service GmbH, die zum Firmenverbund der Group3G Deutschland gehört und auch die Domain www.quam.de reserviert hat. Nach den Lizenzvergabebedingungen hätte Quam bzw. die beteiligten Unternehmen schon längst ein funktionierendes UMTS-Netz starten müssen, entsprechende Pläne wurden jedoch auf Eis gelegt und bereits aufgebaute Netzbestandteile wieder verkauft. Gegen den Entzug der Lizenz wegen Nicht-Einhaltung der Vergabebedingungen hatten die Anwälte von Telefónica ein Veto einlegen können. Der Fall soll erst vollständig geprüft werden - was dauern kann.

Trotzdem bleibt die Frage, was das Unternehmen mit der UMTS-Lizenz anfangen möchte. Ein Verkauf der an die UMTS-Lizenz gekoppelten Mobilfunkfrequenzen ist in Deutschland nicht erlaubt und der deutsche Mobilfunk-Markt ist weitgehend unter den etablierten Mobilfunker verteilt. Allerdings hat das spanische Telekom-Unternehmen durch den Kauf des Mobilfunkers o2 einen Fuß in der Tür. Gemeinsam mit o2 vermarktet Telefonica DSL-Zugänge und sieht auch im Mobilfunkmarkt noch Potenzial.

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