komplett

freenet macht sich frei

Mehr Unabhängigkeit von der Telekom durch Komplettangebot
Von Björn Brodersen

Mit der Einführung des neuen freenetKomplett-Angebots macht sich der bisherige DSL-Reseller freenet unabhängiger von der Deutschen Telekom. Ab September vertreiben die Hamburger - wie heute Morgen berichtet - ein DSL-VoIP-Komplettangebot, bei dem ein Telefonanschluss der Telekom nicht mehr notwendig ist. Möglich wird dies durch ein Bitstream-Access-Angebot des Kölner Netzbetreibers QSC. freenet fühlt sich jetzt in der Lage, die preisgünstigen Komplettangebote von Arcor und HanseNet noch unterbieten zu können. freenet-Chef Eckhard Spoerr sprach heute bei der Vorstellung des neuen Produkts gar von einem "absoluten Paradigmenwechsel". "Es besteht kein Grund mehr, nicht von der Telekom weg zu wechseln", sagte Spoerr.

Mit freenetKomplett führe der Provider günstigere Produkte ein als die auf dem Markt vorhandenen Angebote. freenetKomplett-Nutzer telefonieren über die DSL-Leitung und erhalten gleichzeitig ISDN-Komfortmerkmale wie etwa mehrere Rufnummern und zwei parallele Telefonleitungen.

Der günstigste Paketpreis beginnt bei 19,95 Euro pro Monat, Pauschaltarife für das Surfen und das Telefonieren in das deutsche Festnetz gibt es für jeweils 9,95 Euro im Monat. Dazu erhält der Kunde mit der FRITZ!Box Fon WLAN 7170 SL kostenlos VoIP-fähige Hardware.

"Erschüttertes Vertrauensverhältnis" zur Telekom

Das Unternehmen freenet, das im vergangenen Quartal überraschend wenige Neukunden für DSL gewinnen konnte, sieht durch das entbündelte Komplettangebot neue Chancen auf dem Markt. Als DSL-Reseller sei man in den Gebieten, in denen alternative Komplettanbieter wie Arcor und HanseNet aggressiv um neue Kunden warben, nicht mehr konkurrenzfähig gewesen, da in dem eigenen Angebot für den Kunden immer noch die Kosten für den Telekom-Telefonanschluss hinzukamen. Eine Prognose, wie viele Kunden sich mit dem neuen Angebot gewinnen lassen, wollte Spoerr nicht wagen. Erst müsse der Kunde merken, dass freenet ein Teilnehmeranschluss-Angebot habe.

Als "leicht erschüttert" bezeichnete der freenet-Chef das Vertrauensverhältnis zur Telekom. Der Provider sieht sich als eines der Opfer des inzwischen untersagten "diskriminierenden" NetRental-Vertrags der Telekom für Großhandelskunden. Ein weiterer Grund für die Einführung des Komplettangebots ist der Abwanderungstrend der Anschlusskunden der Telekom: "Jeder Telefonkunde, der die Telekom verlässt, geht auch für uns verloren", erklärte Spoerr. "Gleichzeitig erfährt das Segment des Komplettangebots hohes Wachstum."

Ins Visier genommen hat freenet rund 40 Millionen Telefonanschlüsse der Republik. Im kommenden Monat wird das Angebot in knapp 50 Städten verfügbar sein, darunter befinden sich Bochum, Bonn, Dresden, Essen, Köln, Leipzig, Leverkusen, Magdeburg und Pforzheim. Im vierten Quartal sollen bereits 35 Prozent der deutschen Haushalte erreicht werden, Mitte des kommenden Jahres 50 Prozent. Gleichzeitig will freenet in einigen Städten neue Betriebsbüros einrichten. Dadurch könnten bis zu 1 000 Arbeitsplätze entstehen, so Spoerr.