Neuorientierung

AOL mit grundlegendem Strategiewechsel

Portal soll künftig allen Internet-Nutzern offen stehen
Von Ralf Trautmann

AOL Deutschland will seine Marktstrategie komplett neu ausrichten. Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, soll das Portal des Internetproviders künftig allen Internetnutzern offen stehen. Ursächlich für die Neuorientierung ist die stetig abnehmende Zahl der Kunden: In ersten Quartal diesen Jahres sanken diese in Europa um 147 000 auf 5,9 Millionen, der Umsatz reduzierte sich um 13 Prozent auf nunmehr 1,54 Milliarden Dollar. Bereits im vergangenen Jahr hatte AOL eine Neuausrichtung hinsichtlich eines vermehrten Angebotes von Gratisinhalten angekündigt.

Als Vorbild gilt AOL in den USA, die den Wandel bereits vollzogen haben: Beliebt ist hier vor allem die Möglichkeit, selbst erstellte Web-Inhalte auf eigenen Homepages zu veröffentlichen. Finanziert wird dieser Service nicht mehr über Abo-Kunden, sondern über Werbeeinblendungen.

Zudem plant AOL weitere neue Dienste: So ist ein Mobilfunkangebot ebenso geplant wie ein eigenen Musik-Abodienst mit Flatrateangebot. Auch Verbesserungen der Software sind angekündigt: So sollen der Browser, der Instant messenger sowie der E-Mail-Service in neuen Versionen erscheinen. Die E-Mail-Nutzung über AOL wird darüber hinaus in Zukunft allen Internet-Nutzern möglich sein. Die ursprüngliche Zugangs-Software werde nur noch für die Vermarktung kostenpflichtiger Zusatzangebote verwendet.

Allerdings ist die Zukunft von AOL Europe noch ungewiss: Der Besitzer Time Warner prüft derzeit, ob er den europäische Tochter des Internet-Providers behalten oder abstoßen möchte. Ein kompletter Verkauf gilt als nicht ausgeschlossen. Zudem berichtet wie US-Wirtschaftsagentur Bloomberg aktuell, dass Time Warner Inc. 1300 Stellen bei AOL streichen wird. Dies sei Teil der Bemühungen für Kostensenkungen von einer Milliarde Dollar (788 Millionen Euro). Die Stellenstreichungen sollen in den USA erfolgen.