802.11n

Schnelleres WLAN mit 802.11n-Draft-Produkten

Hersteller-Versprechen und Interferenz-Probleme
Von Christian Horn

Bis zu 600 MBit/s soll er leisten, der neue, schnellere WLAN-Standard 802.11n. Noch nicht einmal ratifiziert - die Standardisierungsorganisation IEEE hat bislang erst die Entwurfsspezifikationen angenommen, die endgültige Verabschiedung von 802.11n wird für das kommende Jahr erwartet - stürzen sich schon die Router- und Chiphersteller auf den neuen Standard und werfen WLAN-Produkte mit dem verheißungsvollen Etikett "802.11n-Draft-kompatibel" auf den Markt. Gleichzeitig wird Kritik laut, die Versprechungen der Hersteller, die Draft-Produkte wären einfach per Software-Upgrade auf den künftigen Standard aufrüstbar und die Produkte seien garantiert abwärtskompatibel zu den WLAN-Vorgängerstandards 802.11b/g, seien Augenwischerei. D-Link RangeBooster N 650 Router

Noch werde an den Standard-Spezifikationen gefeilt und die Kompatibilität der Prä-Standard-Produkte zum endgültigen Standard sei alles andere als sicher und auch wenn sich 802.11n und 802.11b/g im Netzwerk gut verstehen sollten, müsse hervorgehoben werden, dass gemischte Netzwerke nur leisten, was auch die schwächsten Glieder - die 802.11b/g-Komponenten - leisten. In solchen Netzwerken würde der 802.11n-Effekt weitgehend verpuffen. Zudem sei beim Sharing des Frequenzraumes mit benachbarten Funknetzen der Vörgängergenerationen noch nicht sichergestellt, dass 802.11n diese nicht schlichtweg "erschlägt" und auf ein Schneckentempo von nur wenigen MBit/s herunterbremst. Zum Themenmonat Breitband stellt teltarif die Technik- und Standard-Problematik beim schnellen WLAN mit 802.11n vor und liefert einen Überblick, welche Hersteller bereits mit 802.11n-Draft-Produkten am Start sind.

Das Problem: 802.11b/g-Nachbarnetze werden platt gemacht

Kernstück von 802.11n ist die MIMO-Technologie (Multiple Input Multiple Output). MIMO nutzt anstelle einer einzelnen, leistungsstarken Antenne eine Gruppe von Antennen - das MIMO-typische Antennen-Array - und erzeugt so multiple Signalpfade. Über die Verrechnung der unterschiedlichen Signallaufzeiten der verschiedenen Antennen und die Möglichkeit die Antennen moduliert stärker oder schwächer zu betreiben, soll die Reichweite und der Datendurchsatz der WLAN-Geräte erheblich gesteigert werden können. Bei den Angaben zur potentiellen Erhöhung der Funkabdeckung sind die Hersteller zurückhaltend. Verschiedene unabhängige Quellen geben an, dass abhängig von Bedingungen der Umgebung mit Reichweiten von über 200 Meter gerechnet werden kann. Bei den Datenraten sind die Hersteller 802.11n-Draft-Produkten momentan zwar noch weit vom Endziel 600 MBit/s entfernt, bieten aber immerhin schon Produkte mit Brutto-Datenraten von 100 bis 300 MBit/s.