Open Source

Der mobile Pinguin: Linux für Handys

Linux-Mobiltelefone sind hierzulande eine seltene Ausnahme
Von Christian Horn

Wann die Arbeit der Linux-Initiativen erste Früchte zeigt, bleibt abzuwarten. Jedoch lehrt die Erfahrung, dass Standardisierungsprozesse immer ein mühseliges und langwieriges Unterfangen sind. Von den vier größten Handyherstellern weltweit hat sich bisher nur Motorola entschieden für das mobile Linux engagiert. Das Unternehmen hat inzwischen immerhin fast ein Dutzend Linux-Handys im Sortiment. Nokia, der weltgrößte Handyhersteller, hat mit dem Nokia 770 immerhin ein tragbares Gerät auf Basis der Linux-Plattform Maemo vorgestellt, ansonsten versteht sich bei Nokia die Linux-Enthaltsamkeit fast von selbst, setzt das Unternehmen doch bei seinen Smartphones auf das Symbian-Betriebssystem - Nokia hält nebenbei die Aktienmehrheit am Marktführer für Smartphone-Betriebssysteme.Samsung stellte zwar Anfang dieses Jahres zusammen mit Trolltech und Infineon eine Referenzplattform für 3G-Handys vor; ein konkretes Produkt ist daraus allerdings bislang noch nicht erwachsen. Von Sony Ericsson sind keine Pläne bekannt, ein Handy auf Linux-Basis herstellen zu wollen. Nokia 770 Nokia 770

Linux-Mobiltelefone sind hierzulande eine seltene Ausnahme

Von den kleineren Mobiltelefon-Herstellern haben beispielsweise die japanischen Hersteller NEC und Panasonic inzwischen jeweils eine Handvoll Linux-Handys im Angebot - der größte Netzbetreiber das Landes, NTT DoCoMo, hatte schon vor zwei Jahren Linux-Handys von den Herstellern gefordert. Ob es die Linux-Handys der beiden japanischen Hersteller jedoch jemals nach Deutschland schaffen werden, ist zu bezweifeln, haben doch sowohl NEC als auch Panasonic angesichts der schlecht laufenden Geschäfte ihre Exportpolitik revidiert. Von chinesichen Herstellern waren für dieses Jahr Linux-Handys wie das Design-Modell "Normandy" des Shanghaier Unternehmens YuHua, oder Linux-Handys vom größten chinesichen Handyhersteller Ningbo Bird [Link entfernt] angekündigt, sind dann aber doch nicht auf dem Markt erschienen.

Linux für Mobiltelefone ist hierzulande - von den wenigen Linux-Handys, die Motorola und die asiatischen Hersteller nach Europa bringen abgesehen - eine seltene Ausnahmeerscheinung. Dass sich dies schnell ändern wird, ist, bei allem Engagement der Linux-Initiativen, das Open Source-Betriebssystem auch für den Massenmarkt tauglich zu machen, sehr unwahrscheinlich. Man darf sich also hierzulande mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so bald auf einen Boom neuer Linux-Handys freuen. Immerhin bringt im kommenden Jahr das Berliner Unternehmen Road mit dem "Handy-PC" S101 das erste deutsche Linux-Handy auf den Markt.