Interview

Telekom will Zugang zum neuen Glasfasernetz gewähren

Fragt sich nur, wann das geschehen soll
Von Björn Brodersen mit Material von dpa

Die Deutsche Telekom ist nach eigenen Angaben durchaus bereit, ihr geplantes Hochgeschwindigkeitsnetz für die Konkurrenz zu öffnen. Ab wann aber die Wettbewerber auf das Glasfasernetz für den breitbandigen Internetzugang mit bis zu 50 MBit/s im Downstream zugreifen können, will der Bonner Konzern selbst bestimmen. In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Capital sagte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke: "Wir haben durchaus ein Interesse, auch anderen die vielen Möglichkeiten der neuen Infrastruktur anzubieten. Wir wollen, dass die neuen Angebote populär werden, und das geschieht am ehesten mit einer breiten Distribution, wie sie im Mobilfunk bereits erfolgte." Die Telekom sperre sich nicht gegen Dritte, wohl aber dagegen, dass Preise und Distribution von außen festgelegt werden.

Einen Zeitpunkt für die Öffnung des Netzes wollte Ricke nicht nennen. Zunächst hätten der Aufbau des schnellen VDSL-Netzes und die Entwicklung entsprechender Dienste Priorität. Die Telekom hat angekündigt, das Hochgeschwindigkeitsnetz in 50 Großstädten für rund drei Milliarden Euro aufzubauen. Bedingung dafür ist allerdings, dass die Bundesnetzagentur die Regulierung für dieses Netz für drei Jahre aussetzt. Zwar liefen die Wettbewerber der Telekom dagegen Sturm, doch im Koalitionsvertrag sprach sich die neue Bundesregierung für eine solche Schutzmaßnahme aus. Die Telekom hatte im Vorfeld auch damit gedroht, dass ansonsten die 5 000 geplanten neuen Stellen für den Aufbau des Netzes nicht geschaffen würden.

Inzwischen hat auch die EU-Kommission Kritik an der beabsichtigten Schonfrist für die Telekom geäußert. Nachahmer in Europa sind bereits in Sicht: Nach Angaben des manager-magazins hat auch France Télécom jetzt eine Ausnahmeregelung beim Ausbau eines neuen Glasfasernetzes gefordert.

Proteste gegen Stellenabbau gehen weiter

Gleichzeitig haben heute die Führungsspitze der Telekom und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ihre Gespräche über den drastischen Stellenabbau beim Bonner Konzern unterbrochen. Die Pläne der Telekom müssten vom Tisch und der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen über 2008 hinaus verlängert werden, erklärte ver.di-Vorstandsmitglied Franz Treml nach heutigen Angaben der Gewerkschaft. Anfang November hatte die Telekom angekündigt, sich in den kommenden drei Jahren von insgesamt 32 000 Beschäftigten zu trennen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es dabei nicht geben.

Betroffen von den Sparplänen ist vor allem die Festnetzsparte T-Com. Gegen den Arbeitsplatzabbau haben zahleiche Telekom-Beschäftigte in den vergangenen Wochen protestiert. ver.di-Vize Treml, der auch stellvertretender Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrates ist, kündigte an, dass die Protestaktionen gegen den Stellenabbau fortgesetzt würden. Die Telekom möchte die Verhandlungen mit ver.di bis zum 15. Dezember abschließen. An diesem Tag will der Aufsichtsrat die Sparpläne des Vorstands absegnen.