Gerüchte

T-Mobile: EDGE braucht das Land

Höhere Datenraten auch für Gebiete ohne UMTS-/HSDPA-Abdeckung
Von Björn Brodersen

Der Mobilfunkbetreiber T-Mobile will offenbar im kommenden Frühjahr nicht nur das Startsignal für den kommerziellen HSDPA-Betrieb geben, sondern auch für höhere Datenraten in den Gebieten ohne UMTS/HSDPA-Abdeckung sorgen. Dazu wird allen Anzeichen nach die Telekom-Tochter auf die GPRS-Erweiterung EDGE setzen. Eine offizielle Bestätigung des Mobilfunkbetreibers steht noch aus, doch die Hinweise auf solche Planungen verdichten sich.

Dazu zählt, dass T-Mobile eigenen Angaben zufolge auf einen weiteren Ausbau des UMTS-Netzes vorerst verzichten will. Auch der Nachfolgestandard HSDPA, der zunächst Datenübertragungsraten im Downstream von bis zu 1,3 MBit/s erlauben wird, soll nur im bisherigen UMTS-Ausbaugebiet eingesetzt werden. Eine Pflicht, die Netzabdeckung zu erweitern, besteht ohnehin nicht: T-Mobile hat die Lizenzauflage, mehr als 50 Prozent der Bevölkerung mit dem schnelleren Datenübertragsungsstandard zu versorgen, erfüllt - alle Städte im Bundesgebiet mit mehr als 50 000 Einwohnern sind abgedeckt.

So viel Bandbreite wie möglich

EDGE wäre eine kostengünstigere Alternative zum Aufbau neuer UMTS-Basisstationen. Dafür sind nämlich keine neuen Sender und Antennen nötig, sondern lediglich eine Aufrüstung der bestehenden GSM-Infrastruktur. In der Schweiz hat Swisscom Mobile erfolgreich auf den Standard gesetzt. Das Ergebnis: Der Mobilfunknetzbetreiber hat eine GSM/EDGE-Netzabdeckung von 99,8 Prozent der Bevölkerung erreicht.

Die Schweizer können auch in den Bergen in 4 000 Meter Höhe oder in fahrenden Zügen schneller als mit GPRS mobil auf das Internet zugreifen. Laut Reto Näf, Head of Service Care von Swisscom, kommt der Anbieter so einem für den Erfolg des mobilen Internets entscheidenden Kundenbedürfnis entgegen: einem überall funktionierenden und unkomplizierten Internetzugang zu bezahlbaren Kosten. Dabei müsse abgewogen werden zwischen "so viel Bandbreite wie nötig" und "so viel Bandbreite wie möglich".

EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) ist eine Weiterentwicklung des GPRS-Standards und bietet Übertragungsraten von 150 bis 200 kBit/s. Das ist zwar deutlich weniger als in den UMTS-Netzen, entspricht aber immerhin einer mehrfachen ISDN-Geschwindigkeit. Dabei bietet EDGE nicht nur in der Fläche Vorteile gegenüber UMTS, sondern auch der Empfang innerhalb von Gebäuden ist oft besser und stabiler. Erste EDGE-Mobiltelefone sind bereits verfügbar und seit Juli bietet Swisscom Mobile auch eine Laptop-Modemkarte an, die neben GPRS und WLAN auch den EDGE-Standard unterstützt. Auch Mobilkom setzt in Österreich auf EDGE als Datenübertragungsstandard in UMTS-losen Gebieten. In Deutschland nutzt dagegen derzeit noch kein Netzbetreiber diese Technik.

Testet T-Mobile den Datenübertragungsstandard bereits?

Gerüchten zufolge testet aber T-Mobile bereits den EDGE-Standard in Bonn rund um das eigene Firmengebäude. Interessant wird auch sein, ob die anderen Mobilfunknetzbetreiber auf die gleiche Karte setzen werden: Beispielsweise könnten o2 und Vodafone ihre Alternativen für den Festnetzanschluss - o2 surf@home und Vodafone Zuhause Web - so in die ländlichen Regionen bringen. Allerdings mussten auch bei dem damaligen EDGE-Start der Swisscom zwei im Aufsichtsrat der Schweizer sitzende Vodafone-Manager (der Mobilfunkprovider hält 25 Prozent an der Swisscom) vom "Sonderfall Schweiz" überzeugt werden. Ob sich dieses Modell für mehr Flächendeckung auch einfach auf Deutschland übertragen lässt, wird sich zeigen müssen.