Marktsituation

Internetnutzer profitieren von Browser-Wettstreit

Immer mehr innovative Funktionen werden zum Standard
Von ddp / Björn Brodersen

Jahrelang war die Marktmacht des Microsoft-Browsers Internet Explorer wie in Zement gegossen. Der Konzern aus Redmond im US-Bundesstaat Washington lieferte seit dem Sieg über den Rivalen Netscape [Link entfernt] in der zweiten Hälfte der 90er Jahre mehr als 90 Prozent der Internet-Nutzer ein Fenster zum World Wide Web. Opera des gleichnamigen norwegischen Software-Unternehmens und in jüngster Zeit auch Firefox haben - aller Lorbeeren für ihre fortschrittlichen Funktionen zum Trotz - allenfalls am Sockel der Microsoft-Übermacht gekratzt.

Zwar ist eine Ablösung des Internet Explorers auch weiterhin nicht in Sicht. Doch trotzdem wird sich der Browser-Markt in den kommenden Monaten bewegen. Dafür wird nicht zuletzt Microsoft selbst mit der Version 7 des Explorers sorgen. Die Software soll Bestandteil des kommenden Betriebssystems Windows Vista sein, das vermutlich im Herbst 2006 auf den Markt kommt. Wie es aussieht, hat sich der Konzern einige der innovativen Funktionen aus der Opera- und Firefox-Welt abgeschaut.

Der Internet Explorer 7 wird Tabs unterstützen

Der Internet Explorer 7 wird zum Beispiel Tabs unterstützen, also unterschiedliche Webseiten mithilfe von Karteikarten innerhalb einer Browser-Instanz öffnen können. Viele Opera- und Firefox-Anwender schwören auf diese Funktion, und selbst eingefleischte IE-Nutzer haben sie per Plug-in vom Drittanbieter ihrem Browser hinzugefügt. Eingebaut sein wird wohl zudem ein RSS-Reader, mit dem Anwender Nachrichten und Weblogs lesen können, ohne die jeweiligen Websites zu besuchen, und ein Feld für Suchmaschinen wie MSN, Google und Yahoo.

Nachgedacht hat Microsoft beim Thema Phishing, dem Ausspionieren von Zugangsdaten mithilfe gefälschter E-Mail-Adressen und Websites. Der Internet Explorer kann in Zukunft derartige Seiten automatisch erkennen. Funktionieren soll das zum einen mit einer so genannten Whitelist, also einer Liste bereits bekannter Seiten im Netz, sowie einer Analyse der besuchten Webseiten in Echtzeit. Eine solche Funktion gibt es - im Gegensatz zu den anderen IE-Neuerungen - bei der Konkurrenz bisher nicht.

Konkurrenten erstarren nicht vor Ehrfurcht

Allerdings harren weder die Entwicklergemeinde des Open-Source-Browsers Firefox noch der norwegische Hersteller Opera untätig der Veröffentlichung der neuen Microsoft-Software. Opera stellt seinen Browser, den es bisher nur gegen Geld oder mit einem eingebauten Werbefenster gab, nun auch kostenlos zur Verfügung. Angesichts des großen Funktionsumfangs und seines Rufs als schnellster Browser, zu dem auch ein eingebauter E-Mail-Client gehört, erscheint es wahrscheinlich, dass die Software weitere Freunde gewinnt.

Noch in diesem Jahr soll ein neuer Firefox mit der Versionsnummer 1.5 kommen. Die Entwickler versprechen Verbesserungen bei der Software-Aktualisierung - bisher mussten Anwender immer das vollständige Programmpaket herunterladen und neu installieren, wenn die Gemeinde Sicherheitslücken gestopft hatte. Auch die Funktion für das Löschen persönlicher Daten wie der Surf-History und gespeicherter Cookies soll überarbeitet sein.

Für Internetnutzer heißt der neue Wettstreit im Browsermarkt mindestens, dass einst innovative Funktionen wie integrierte RSS-Reader und Pop-up-Blocker nach und nach zum Standard werden, auch für Internet-Explorer-Anwender. Vor allem sie mussten sich, wenn sie die Software nicht wechseln wollten oder konnten, nützliche Funktionen als Plug-in meist von Fremdanbietern nachladen. Gerade für unbedarfte Anwender war das kein komfortabler Weg.