Bewegtbild

Mobiles Fernsehen auf dem Handy

UMTS-TV, DMB und DVB-H
Von Volker Schäfer / Marie-Anne Winter

Seit die Südkoreaner im März vergangenen Jahres einen eigenen Satelliten für DMB (Digital Multimedia Broadcasting) installiert haben, ist dort ein regelrechter Run auf DMB-Empfänger für Laptops und Handys ausgebrochen. Am 1. Mai 2005 wurden die Pilotsendungen in den Regelbetrieb überführt. Rund 140 000 Koreaner konnten sich bereits für das neue Medium begeistern. Den Nutzern stehen für etwa 16,50 Euro Anschlussgebühr und monatlichen Abokosten von etwa 11 Euro verschiedene Videokanäle für Nachrichten, Sport oder Spielfilme und zahlreiche Audiokanäle zur Verfügung. Und auch sonst ist mobiler Content in Südkorea ein Boom-Thema: Die Mobilfunkkunden ergötzen sich dort an Musikvideos, Karaokespielen und Tanzstunden per Handy.

Auch Japan hat inzwischen eigene DMB-Dienste gestartet und für das mobile Fernsehen in Autos und mit Handys bereits einen Teil seines digitalen TV-Frequenzspektrums reserviert. Auch dort sind mobile Inhalte wesentlich erfolgreicher als hier zu Lande. So startete beispielsweise auch der bunte i-mode-Dienst in Japan vor vier Jahren eine veritable Erfolgsgeschichte, während die Mobilfunkkunden in Europa und Nordamerika mit den bunten Bildchen auf dem Handy noch nicht viel anfangen können. Fußball auf dem V9000
von LG

Das Problem in Deutschland

In Deutschland wird die Einführung von Fernsehen auf dem Handy derzeit aber weniger von technologischen Problemen oder mangelndem Interesse seitens der Nutzer erschwert, sondern von den fehlenden Geschäftsmodellen, die die Interessen der Mobilfunkanbieter, der Sender und Content-Lieferanten und der Medienanstalten der Länder unter einen Hut bringen könnten. Denn beim Fernsehen per UMTS, wie es derzeit von Vodafone und T-Mobile angeboten wird, handelt es sich um einen Dienst der Mobilfunkanbieter, die sich das entsprechend bezahlen lassen möchten.

Für dem Empfang von DVB-H oder DMB dagegen braucht man ein Gerät mit einem entsprechenden Empfänger, die Auslieferung dieser Programme erfolgt nicht über die Netze der Mobilfunkanbieter, sondern eben wie beim herkömmlichen Fernsehen über eigenständige Sendeanlagen. Die Mobilfunker zeigen daher auch wenig Neigung, die Einführung dieser Technologien zu unterstützen, weil nicht klar, ist, wie sie daran mitverdienen können. Wie auch beim herkömmlichen Fernsehen wollen die Firmen, die in bestimmten Technologien investieren, um die Programme beim Kunden auszuliefern, letztendlich verdienen. Das zeigt auch die Klagen der Kabelnetzbetreiber über den Ausbau von DVB-T und DSL. Diese Technologien konkurrieren miteinander und den Kunden kann es letztendlich ja gleich sein, ob sie ihre TV-Programme per Internet, Kabel oder den DVB-T-Empfänger bekommen, solange sie möglichst viel zum möglichst günstigen Preis sehen können. Ähnlich sieht das auch im mobilen Bereich aus: Wer will schon für jede Sendung, die er sich auf dem Handy ansieht, einen Extraposten auf der Mobilfunkrechnung bezahlen?

Experten rechnen damit, dass es zur Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer nächsten Jahres tatsächlich DMB- und DVB-H-Angebote geben wird. Allerdings erscheint eine längerfristige Fortführung der Projekte oder gar die Ausweitung der Sendegebiete aus jetziger Sicht fraglich. Ausschlaggebend dafür sind verschiedene Faktoren. So müssen geeignete Formen der Vermarktung gefunden werden, die Dienste müssen beim Publikum ankommen und nicht zuletzt muss die Frage einer einheitlichen Sendenorm geklärt werden. Es erscheint wenig sinnvoll, DMB und DVB-H parallel einzuführen und Fernsehen über UMTS könnte die Kapazitäten der Mobilfunknetze längerfristig überfordern.