3G

UMTS-Netzen droht Überlastung

Attraktive Zusatzdienste könnten Netzen zu schaffen machen
Von Volker Schäfer

Die UMTS-Netze der meisten europäischen Mobilfunk-Netzbetreiber fristen nach wie vor ein Schattendasein. Trotz groß angelegter Werbemaßnahmen zumindest einiger Anbieter entscheiden sich derzeit die meisten Kunden nach wie vor für GSM/GPRS-Handys. Die Netzbetreiber hoffen, vor allem durch attraktive Zusatzdienste diesen Umstand ändern zu können.

Der mobile Internet-Zugang mit Laptop und Modemkarte im PCMCIA-Format wird nach wie vor vor allem von Geschäftskunden genutzt. Für Privatanwender ist das mobile Internet nach wie vor nicht selten zu teuer. In Deutschland bietet lediglich E-Plus eine unbegrenzte Flatrate an. Die anderen Netzbetreiber haben nur Volumentarife im Produkte-Portpolio.

Für den Privatkunden-Markt bewerben die Mobilfunker insbesondere Multimedia-Dienstleistungen wie die Videotelefonie und Fernsehen über UMTS. Genau diese Dienste könnten den Netzbetreibern jedoch zum Verhängnis werden, wenn diese wirklich intensiv genutzt werden.

"Wenn rund 40 Prozent aller 3G-Handy-Kunden acht Minuten pro Tag TV-Dienste in Anspruch nehmen, wäre die Kapazität des Netzes ausgeschöpft", ist sich das britische Institut Sound Partners Research [Link entfernt] sicher. Die größte Herausforderung sei es, die Verfügbarkeit für den Nutzer, die Wirtschaftlichkeit für die Betreiber und die Kapazität des 3G-Netzes auszubalancieren.

Netzausbau vor allem in die Fläche

Derzeit werden die Netze vor allem in die Fläche ausgebaut. Das sorgt zwar dafür, dass man inzwischen nicht nur in den großen Städten, sondern oft auch in ländlichen Regionen "3G" im Handy-Display lesen kann. Wenn jedoch viele Nutzer auf engstem Raum UMTS nutzen, gibt es schon jetzt zum Teil massive Kapazitätsprobleme.

So beklagen surf@home-Kunden von o2 im Rhein-Neckar-Raum teilweise Übertragungsgeschwindigkeiten, die noch unter denen eines ISDN-Anschlusses im Festnetz liegen. In dieser Form macht das Surfen über UMTS freilich keinen Spaß.

Die Gewinnspannen durch TV- und Videodienste, aber auch für die Internet-Zugänge, die aufgrund ihrer Preisstruktur auf Privatkunden abzielen (Vodafone Zuhause Web, o2 surf@home, E-Plus Online Flat), sind nach Angaben von Sound Partners Research verglichen zur Sprachtelefonie eher gering.

Ein zweistündiger Film in guter Qualität bei einer Übertragungsrate von 384 kBit/s, wie sie in den heutigen 3G-Netzen üblich ist, würde 300 Megabyte verbrauchen. Ein Netzbetreiber müsste nach Angaben von Sound Partners Research rund 250 Euro verlangen, um eine ähnliche Gewinnspanne wie mit Gesprächen zu erreichen.

TV-Clips bei Vodafone derzeit kostenlos

Derzeit jedoch werden die TV-Clips im 3G-Netz sogar kostenlos angeboten. Erst im kommenden Jahr will z.B. Vodafone, das in Deutschland besonders umfangreiche Mobile-TV-Angebote in seinem live!-Portal bereithält, Kunden in den UMTS-Tarifen zusätzliche Gebühren für die Nutzung der Bewegtbild-Angebote abverlangen.

Auch für die Videotelefonie gibt es noch immer Einführungsangebote. o2 bietet den Service derzeit sogar noch kostenlos an. Das soll sich ebenfalls erst im kommenden Jahr ändern.

Bleibt abzuwarten, wie sich die Dienste weiter entwickeln und wie die Netzbetreiber auf die naturgemäß steigenden Anforderungen, die an die 3G-Netze gestellt werden, reagieren. E-Plus hatte auf der Pressekonferenz zum Start der Online-Flatrate bereits angekündigt, sein Netz den Marktbedürfnissen anzupassen und bei Bedarf weiter auszubauen. Auch Vodafone und o2 verdichten nach Beobachtungen der teltarif.de-Redaktion ihre Netze weiter, während bei T-Mobile zumindest regional eine gewisse Stagnation zu verzeichnen ist.