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Für wen lohnt sich VoIP?

Alle reden über das Telefonieren per Internet. Aber für wen lohnt es sich wirklich?
Von Marie-Anne Winter

Wer kein Student mehr ist und trotzdem möglichst wenig für seine Telefonrechnung aufwenden will, gehört in die Gruppe der Pfennigfuchser. Diese müsste mittlerweile Centfuchser heißen, aber das klingt nicht so schön. Bei den Pfennigfuchsern ist die Lage nicht so einfach, denn der Pfennigfuchser möchte auf der einen Seite kein Geld für einen Breitband-Internet-Anschluss ausgeben und auf der anderen Seite auch keinen Telefon-Anschluss bei der Telekom bezahlen. Hat er aber - vermutlich schon seit ewigen Zeiten - einen Telefonanschluss bei der T-Com und ist ausgemachter Call-by-Call-Profi, wird er mit dem Umstieg auf VoIP nicht unbedingt sparen können, weil er ohnehin die billigsten Anbieter aus dem eff-eff kennt. Bild: Quantrimang

Ringt sich der Pfennigfuchser aber durch, Geld für Breitband-Internet oder auch für Kabel-Fernsehen auszugeben, etwa weil der lokale Anbieter gerade sein Netz ausbaut und mit einem günstigen Paket-Preis lockt, dann wird auf jeden Fall die Variante mit der VoIP-Telefonie die richtige sein, denn dann kann er sich den bisherigen Telefonanschluss komplett sparen. Will der Pfennigfuchser einfach nur erreichbar sein, kann er sich auch ganz vom Festnetz verabschieden, und sich eine der neuen Discount-Prepaid-Karten kaufen. Dann hat er nach einem relativ günstigen Einstiegspreis keine laufenden Kosten mehr, sofern er nicht selbst telefoniert. Nur die Pfennigfuchser-Freunde werden ihn nicht mehr so häufig anrufen, weil es ja wesentlich teurer ist, einen Mobilfunkanschluss anzurufen. Also doch lieber VoIP...?

Auf jeden Fall sollten aber nicht nur Pfennigfuchser darauf achten, dass im Paket auch eine echte Flatrate für Internet- oder VoIP-Nutzung enthalten ist, denn die Telefonie über Internet generiert eine Menge Übertragungsvolumen ("Traffic"). Als Messgröße gilt, dass ein Gigabyte Übertragungsvolumen rund 15 Stunden VoIP-Telefonie entspricht.

Telefonie für Technik-Freaks

Für die Technik-Freaks ist das alles natürlich klar, sie telefonieren schon seit Anfang an per Internet, nicht weil es billiger oder gar einfacher ist, sondern ganz einfach, weil es funktioniert. Man fliegt ja auch nicht zum Mond, weil es dort so schön ist, sondern um zu zeigen, dass es möglich ist. Die Freaks erinnern sich auch noch gern an die Anfänge der Internet-Telefonie: Bereits in den 90er-Jahren gab es erste Programme, die das VoIP-Telefonieren möglich machten. Aber das war noch relativ kompliziert, beide Gesprächspartner mussten die gleich Software verwenden und mit Headset vor ihren - natürlich eingeschalteten - Rechnern sitzen. Dazu kam, dass der Zeitpunkt der Verbindung vorher vereinbart werden musste - denn wie sollte man sonst mitbekommen, dass man einen Internet-Anruf bekommt? Und die Sprachqualität war im Grunde schlechter als in den Anfängen der Analog-Telefonie, denn die Stimme des Gesprächspartners war oft nur stückchenweise zu hören, ganz gleich ob der sich auf der anderen Seite des Globus oder in der Garage nebenan befand. Sie verstehen die ganze Aufregung um eine so alltägliche Sache überhaupt nicht und finden selbstverständlich auch, dass Kommunikation eigentlich gar nichts kosten sollte.

Gegenanzeigung und Nebenwirkungen

Fazit: Wer ohnehin einen Breitband-Zugang zum Internet hat, kann VoIP ohne großen Aufwand einfach ausprobieren und eventuell damit sparen. Weil aber in Deutschland ein DSL-Anschluss in den allermeisten Fällen nur im Paket mit einem Telefonanschluss angeboten wird - entweder als Resale-Anschluss der T-Com bei einem DSL-Anbieter oder als Bundle-Angebot bei einem der alternativen Anbieter wie Arcor, Hansenet oder Versatel - hat man in den meisten Fällen ohnehin einen Festnetzanschluss, den man auch nutzt, weil man ihn ja ohnhin bezahlen muss. Sparen kann man hier mit VoIP gemessen an den Minutenpreisen der alternativen Festnetzanbieter in den meisten Fällen schon, insbesondere, wenn man bei einem Wettbewerber der Telekom seinen Telefonanschluss hat, und deshalb keine günstigen Call-by-Call-Anbieter mehr nutzen kann.

Ausgesprochene Vieltelefonierer, die viel innerhalb des deutschen Festnetzes telefonieren, können bei den Wettbewerbern der Telekom aber auch mit einer Gesprächsflatrate sparen, die es, je nach Anbieter, ab einem Aufpreis von etwa 10 Euro monatlich gibt. Es ist also nicht so einfach, zu ermitteln, wie viel Sparpotential VoIP derzeit wirklich bietet. Und eins sollte man auch nicht vergessen: Wer ohnehin nicht viel telefoniert, kann auch mit VoIP nicht viel sparen.