Preiserhöhung

Telekom will Preise für Line-Sharing verdoppeln

Brüssel sieht darin einen Bruch mit der Vorjahres-Vereinbarung
Von ddp / Björn Brodersen

Der Deutschen Telekom droht wegen ihrer Preisvorstellungen für ein Großhandelsprodukt anscheinend ein neuer Streit mit der EU-Kommission. Diese sei ungehalten wegen eines Antrags der Telekom, die Monatsmiete für das so genannte Line-Sharing wieder zu verdoppeln, hieß es heute in Branchenkreisen. In Brüssel betrachte man dies als Bruch einer Vereinbarung vom Vorjahr, in der sich die Telekom bereit erklärte, eine vermutete unerlaubte Preis-Kosten-Schere dauerhaft zu senken, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person.

Der Bonner Konzern will den monatlichen Preis für das Line-Sharing auf 4,77 Euro von 2,43 Euro anheben und hat dazu bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) vor zwei Wochen einen Antrag auf Genehmigung eingereicht. Die bisherige Entgeltregelung läuft Ende Juni aus. Beim Line-Sharing können Konkurrenten von der Telekom nur den für die Datenübertragung nötigen Teil der Hausanschlüsse mieten, während der Sprachkanal der "letzten Meile" bei dem Ex-Monopolisten verbleibt. Vor allem für Anbieter von DSL-Anschlüssen zum schnellen Zugang ins Internet ist dieses Vorprodukt interessant.

Preissenkung für Line-Sharing soll ihren Zweck nicht erfüllt haben

Voriges Jahr hatte die Telekom eine Entgeltsenkung beantragt und mit dem Argument erreicht, das Line-Sharing als Element zur Ankurbelung des Wettbewerbs auf dem Breitbandmarkt fördern zu wollen. Nun will das Unternehmen mit der Begründung, das Produkt habe seinen Zweck nicht erfüllt, zum alten Preisniveau zurückkehren.

Die EU-Kommission hatte damals gleichwohl Ermittlungen wegen des Verdachts einer marktbeherrschenden Stellung der Telekom vorläufig eingestellt. Die Untersuchung hatte Hinweise erbracht, dass ein unzureichender Spielraum zwischen dem Vorleistungsentgelt und dem DSL-Endkundenpreis der Telekom bestand. Anstelle der Eröffnung eines formellen Missbrauchsverfahrens hatte die Kommission eine Zusage des Konzerns akzeptiert, hier dauerhaft und vollständig für Abhilfe zu sorgen.