halbe Sachen

Werden Gespräche vom Festnetz zu Handys endlich billiger?

FTD: Mobilfunkanbietern droht Preisregulierung
Von Marie-Anne Winter

Die Mobilfunkanbieter in Deutschland werden sich demnächst umstellen müssen, denn die schönen Zeiten jenseits aller Regulierung können schon bald vorbei sein. Die Wettbewerbshüter der EU dringen schon lange auf eine stärkere Regulierung im Mobilfunkbereich. Sie wurden auch schon in verschiedenen Fällen offensichtlichen Missbrauchs aktiv, etwa bei den überhöhten Roaming-Preisen. So wurde ein Kartell-Verfahren gegen die Mobilfunkanbieter T-Mobile und Vodafone eröffnet.

Doch dieses Mal kommt das Ungemach nicht aus Brüssel, sondern aus Bonn: Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) stellte fest, dass die deutschen Mobilfunker T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 gegenüber den Festnetzanbietern eine marktbeherrschende Stellung ausspielen könnten, das berichtet heute die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). Konkret geht es um die Entgelte für die Durchleitung von Anrufen zu Handys. Dass diese zu hoch sind, wissen vor allem die Telefonkunden schon lange. Die RegTP prüft diesen Teilbereich seit vergangenen Mai. Damals hieß es, dass die RegTP zu regulatorischen Maßnahmen greifen würde, wenn sich herausstellen sollte, dass dort kein Wettbewerb herrsche.

Bislang hatte RegTP-Chef Matthias Kurth regulatorische Eingriffe in den Mobilfunk abgelehnt und auf die Einsicht der Mobilfunkanbieter gesetzt. Die RegTP untersucht derzeit verschiedene Teilmärkte der Telekombranche. Wenn die Behörde zu dem Schluss kommt, dass ein Anbieter einen Markt beherrscht, muss sie entsprechend eingreifen. Das scheint - zumindest im Bereich Durchleitungsentgelte - nun endlich der Fall zu sein. Die EU-Kommission ist schon länger der Ansicht, dass jedes einzelne Mobilfunknetz als eigenständiges Monopol zumindest für eingehende Anrufe definiert werden müsse.

Halbierung der Durchleitungsentgelte möglich

Der Regulierer hat laut FTD jetzt einen Entwurf vorgelegt, der noch mit den betroffenen Firmen, dem Kartellamt und der EU-Kommission diskutiert werden müsse. Doch in der Regel werde nicht mehr viel daran verändert. Auch in Marktkreisen heiße es, dass nun zu erwarten sei, dass die Mobilfunkanbieter bei den Durchleitungspreisen reguliert würden. Die Frage sei nur noch, wie hart.

Schon lange kritisieren Festnetzanbieter, dass sie bei Telefonaten ihrer Kunden in die Mobilfunknetze deutlich mehr für die Durchleitung dieser Gespräche an die Besitzer der Mobilfunknetze zahlen müssen, als diese für die Durchleitung ins Festnetz zahlen. Auf diese Weise würden Festnetzkunden indirekt Mobilfunkkunden subventionieren. Selbst nachdem die Mobilfunkkonzerne Ende 2004 ihre Durchleitungspreise leicht gesenkt haben, zahlen Festnetzanbieter für die Durchleitung ins Mobilfunknetz im Durchschnitt 14 Cent pro Minute. Mobilfunkkonzerne kostet der Anruf ins Festnetz aber nur rund 1,5 Cent pro Minute. Diese Preise gehen natürlich in die Kalkulation der Gesprächspreise für die Endkunden ein.

Nach Einschätzung von Torsten Gerpott, Telekomexperte von der Universität Duisburg, könnte den Mobilfunkkonzernen sogar drohen, dass sie die Gebühren halbieren müssen. Festnetzkunden müssten dann entsprechend weniger für Gespräche zu Handys zahlen. Der britische Regulierer beispielsweise setze Durchleitungspreise von umgerechnet 7 bis 8 Cent als kostengerecht an. Tendenziell scheinen die Gebühren in Deutschland nicht aber so streng an den gerechtfertigten Kosten orientiert zu sein, sagte Gerpott weiter.

Die Mobilfunkkonzerne geben sich zurückhaltend. Sie sind wie bisher der Ansicht, dass es in Deutschland einen funktionierenden Mobilfunkmarkt gebe.