Staubeseitigung

Hessen erprobt neues Verkehrsinformationssystem

Bundesland soll bis 2015 per Handy staufrei sein
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Handys sollen Hessens Straßen vor der Verstopfung retten. Ministerpräsident Roland Koch (CDU) startete heute die angekündigte Erprobung eines Systems, das präzise und aktuelle Daten über die Verkehrslage liefern und damit erlauben soll, Fahrer um Staus herum zu leiten. Dabei übermitteln mit GPS-Empfängern ausgestatte Fahrzeuge ständig ihre Position und ihre Geschwindigkeit via Handy an die Verkehrsleitzentrale, die ihrerseits bei Verkehrsbehinderungen Streckenempfehlungen zurücksendet.

Das System namens "Diana" (Dynamic Information and Navigation Assistance; dynamische Informations- und Navigationshilfe) soll nach Kochs Angaben dazu beitragen, Hessen bis 2015 zum staufreien Bundesland zu machen - obwohl Prognosen zu Folge der Personenverkehr bis dahin um 20 Prozent und der Güterverkehr um 64 Prozent wachsen sollen. Dem Verkehr verdanke Hessen seinen Wohlstand, sagte Koch. Doch allein mit dem Ausbau von Straßen-, Schienen- und Luftwegen lasse sich die Zunahme nicht bewältigen: "Wir können die Durchschnittsbreite der Straßen im Ballungsraum nicht um 50 Prozent steigern." Deswegen versuche Hessen seit Jahren, seine Verkehrswege besser zu nutzen und das Aufkommen besser zu lenken.

Für gute Ergebnisse sind viele Fahrzeuge nötig

Dies erfordere aber genaue Informationen, sagte Jürg Sparmann vom Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen. Um ein präzises Lagebild zu gewinnen, müssten nach seiner Schätzung einige hundert Fahrzeuge im Rhein-Main-Gebiet mit "Diana"-Handys unterwegs sein. Sparmanns Behörde stattet 100 Dienstwagen mit den Geräten aus. Weitere Kooperationspartner will Koch unter Speditionen, Wartungsfirmen und anderen Vielfahrern gewinnen.

Sparmann kalkuliert die Kosten pro Fahrzeug auf 500 Euro für Handy und Empfänger sowie 700 Euro Betriebskosten für zwei Jahre. Bei größeren Produktionsserien könnte der Preis aber sinken. Koch sagte, "Dianas" Zukunft hänge davon ab, dass es sich bei gewerblichen Nutzern wie etwa Spediteuren durch Zeit- und Wegersparnis bezahlt mache. Dann werde es sich durchsetzen und weltweit vermarkten lassen.

"Diana" ersetzt nach Kochs Angaben keine der derzeit geplanten Aus- und Neubaumaßnahmen im hessischen Straßennetz: "Da wird nichts zurückgenommen oder verlangsamt." Weitere Elemente des Projekts "Staufreies Hessen" seien die zeitweise Freigabe von Standspuren, Wechselwegweiser und ein Baustellenmanagement.

Die SPD kritisierte, Koch wolle mit Zukunftsmusik das verkehrspolitische Alltagsversagen seiner Regierung übertönen. Die Grünen warfen Koch vor, in "kindischer Technikfaszination" den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) außer Acht zu lassen. Ohne Busse und Bahnen sei die Verkehrssituation nicht zu verbessern. Der Regierungschef wies den Vorwurf zurück: Die Landesregierung sei sehr wohl bestrebt, Autofahrern attraktive ÖPNV-Alternativen zu bieten.