Handy-Ersatz

USA: VoIP-Anbieter Vonage lanciert WLAN-Telefon

Skeptiker bezweifeln den Erfolg der WLAN-VoIP-Telefone
Von Christian Horn

Bislang nur bei Vonage:
Das F1000 von UTStarcom
Für Aufmerksamkeit sorgte in den USA die Ankündigung des landesweit größten VoIP-Anbieters Vonage, ein WLAN-Telefon in der unteren Preisklasse auf den Markt zu bringen. Das F1000 des Herstellers UTStarcom [Link entfernt] soll für Vonage-Abonnenten ab April für etwa 100 US-Dollar (75,40 Euro) erhältlich sein. Bislang gab es nur erheblich teurere WLAN-Telefone kleinerer Hersteller. In Deutschland ist vergleichsweise ein WLAN-Telefon von ZyXEL nicht unter 250 Euro zu haben.

Im Hausgebrauch ersetzt das WLAN-Telefon schnurgebundene oder DECT-Telefone, die per Adapter mit dem Breitband-Internetanschluss verkabelt werden müssen. In der Funkreichweite eines WLAN-Hotspots fungiert das F1000 als Handy-Ersatz mit dem Vorteil der Unabhängigkeit von teuren Mobilfunktarifen. Vonage-Kunden können mit dem F1000 international von jedem beliebigen WLAN-Hotspot aus telefonieren.

Telefonie nur in Hotspot-Reichweite

Das Marktforschungsunternehmen ABI Research hält Vonages Vorstoß, preisgünstige Internettelefonie verbunden mit dem Mehrwert Mobilität den Konsumenten schmackhaft zu machen, für einen klugen Schachzug, der die Akzeptanz für VoIP insgesamt beschleunigen könnte. Skeptiker hingegen verweisen auf eine ganze Reihe von Unzulänglichkeiten der WLAN-Telefone, die ihrem Erfolg als Massenartikel im Wege stehen.

Die offensichtlichste Schwäche der WLAN-Telefonie ist, dass WLAN-Hotspots im Unterschied zu den Mobilfunknetzen nicht flächendeckend installiert sind. Innerhalb eines mit WLAN-Zugang ausgeleuchteten Gebiets wie Universitäts- und Firmengeländen oder kommerziellen Hotspots macht die WLAN-Telefonie Sinn, außerhalb solcher begrenzten Gebiete sind Nutzer dann aber auf das Mobiltelefon angewiesen: Die Bereitschaft, zwei Mobiltelefone mit sich zu führen, könnte bei allem Preisbewußtsein gering sein. Hinzu kommen hier noch völlig ungeklärte Fragen, wie etwa die Abrechnung bei kostenpflichtigen Hotspots oder der Handover zwischen verschiedenen Hotspots.

Handys mit WLAN-VoIP-Funktionalität nicht vor 2006

Energieeffiziente Techniken lindern beim F1000 das Manko der kurzen Batterielaufzeiten bisheriger WLAN-Telefone. Waren bei WLAN-Telefonen bislang Standby-Zeiten von sechs bis acht Stunden und knappe 30 Minuten Sprechzeit der Durchschnitt, leistet das F1000 mit einer Standby-Zeit von 80 Stunden, einer Sprechzeit von drei bis vier Stunden bei einer Ladezeit von zwei bis drei Stunden hier ein Vielfaches.

Telefone, die nur VoIP via WLAN beherrschen, sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss in Sachen mobiler Internettelefonie. Die ideale Lösung wären Geräte, die WLAN-VoIP und einen Mobilfunkstandard integrieren und Roaming zwischen den verschiedenen Netzen beherrschen. Mit dem Nokia 9500 Communicator und dem Smartphone MDA III von HTC gibt es zwar bereits Mobiltelefone, die auch WLAN-fähig sind - für den Nokia 9500 fehlt derzeit aber noch die Software für VoIP im WLAN. Motorola hatte schon Anfang des Jahres 2003 ein GSM/WLAN-Handy angekündigt; das Gerät ist bis heute nicht erschienen.

Nach Meinung von Analysten sind Handys mit WLAN-VoIP-Funktionalität nicht vor 2006 auf dem Markt zu erwarten. Ob die Mobilfunk-Anbieter marktstrategisch sonderlich an Roaming-Kooperationen mit Unternehmen aus dem Lager der Internettelefonie-Billiganbieter interessiert sind, ist allerdings fraglich.