drahtlos und schnell

WLAN: Drahloses Internet erobert Szene-Cafés

Nicht Internet-Café, sondern Kaffee mit Internet ist in
Von dpa / Marie-Anne Winter

Im Café gemütlich Cappuccino schlürfen und dabei gleichzeitig per Funk am eigenen Laptop im Internet surfen - für den neuen Mobilfunkstandard UMTS ist das noch Zukunftsmusik, für WLAN-Nutzer längst tägliche Praxis. WLAN ist die Abkürzung für Wireless Local Area Network, was so viel heißt wie "drahtloses lokales Netzwerk". In amerikanischen Metropolen ist es schon weit verbreitet. In Bars in Deutschland kann es einem drahtlosen Internet-Surfer aber immer noch passieren, dass Beobachter geringschätzig die Augenbrauen heben - wie damals, als die ersten Handys auftauchten. Trotzdem: Immer mehr Lokale bieten diesen Service an.

Statt sich zu fragen, wie die Daten ohne Kabel in den PC kommen, mokieren sich viele. Kersten (34), Gast im Frankfurter Café Karin: "Man geht doch nicht aus, um vor dem Computer zu sitzen, sondern um mit Menschen zu reden. Ich habe Internet zu Hause und finde es überflüssig unterwegs." Auch Steffen (29) meint: "Ein Café, in dem alle gebannt auf ihren PC starren, ist keine schöne Vorstellung." Dennoch: Er findet es manchmal praktisch und hat das W-LAN im "Karin" schon zum schnellen E-Mail-Checken genutzt. "Man muss es aber nicht übertreiben."

Statt Internet-Café Café mit Internet: So lautet der Trend. Als das Netz vor ein paar Jahren zum Massenmedium wurde, kamen kurzzeitig eigens eingerichtete Internet-Cafés in Mode. In ihnen standen die PCs im Mittelpunkt und eher nebenbei war es auch möglich, etwas zu trinken. Inzwischen hat sich die Nutzung des Internets jedoch so weitgehend ins eigene Heim verlagert, dass sich in solchen Einrichtungen nur noch Kinder, die gemeinsam Computerspiele machen wollen, und Touristen tummeln, die sonst keinen Zugang zu ihrer elektronischen Post haben. Stattdessen bieten "normale" Cafés einen Zugang per WLAN an.

Während mobiles Internet übers Handy heute noch mit meist hohen Gebühren und langsamer Übertragung verbunden ist, ist WLAN schon einen Schritt weiter. In lokal begrenzten Bereichen können Nutzer, die gerade unterwegs sind, mit Hochgeschwindigkeit an ihrem eigenen Laptop im Internet surfen. Das Ganze geschieht über Funk, so ähnlich wie beim schnurlosen Telefon in der Wohnung oder beim Handy. Die Abrechnungs-Modalitäten sind dabei sehr verschieden, nur noch selten ist es gratis. Um vom Dorado für Dauersurfer zu profitieren, muss man ein wenig technisch versiert sein und Geld investieren.

Beispiel: Im Café Karin wie in mehr als 150 anderen Szene-Lokalen Deutschlands steht eine so genannte AOL-Station, an der man direkt im Internet surfen kann, die aber auch als so genannter Hotspot funkt. Um ihre Wellen zu nutzen, braucht man eine spezielle WLAN-Karte im Laptop, zum anderen muss man Kunde des amerikanischen Online-Anbieters sein. Eine Homepage verrät die Standorte dieser Stationen. In Frankfurt gibt es bisher ein halbes dutzend Adressen, ansonsten aber ist Hessen noch Entwicklungsland. Nächste Stationen sind erst wieder in Mannheim, Trier, Saarbrücken oder Saarlouis. Besonders viele Angebote gibt es in Berlin, Hamburg und im Rhein-Ruhr-Gebiet. Zu AOL hat sich aber auch regional arbeitende Konkurrenz etabliert. "Schnell und ohne Kabelsalat im Internet surfen", so wirbt beispielsweise die Firma Mainsurf aus Obertshausen bei Offenbach. An fast 20 Stellen in Frankfurt hat sie ihre so genannten Surf Points installiert, darunter an der Hauptwache, an der Alten Oper, in Sachsenhausen und in Bockenheim. Ein Pass, den man in den jeweiligen Lokalen für neun Euro kaufen kann, gilt für zwei Stunden Internet-Surfen. Mainsurf kooperiert auch mit T-Online. "Zur Zeit nutzen unser Angebot vor allem Freiberufler, Fotografen zum Beispiel, die ihre Bilder zum Kunden schicken oder aber Geschäftsleute", sagt der Projektleiter bei Mainsurf, Kurt Palm. Irgendwann, so glaubt er, wird das Angebot die breite Masse erreichen.

Daneben gibt es noch einige andere gewerbliche und auch private WLAN-Anbieter. T-Mobile beispielsweise stattet vor allem Hotels in ganz Deutschland aus oder Filialen des Kaffee-Verkäufers Starbuck. Im Internet kann man ein Verzeichnis [Link entfernt] von Hotspots in ganz Deutschland finden. Im Detail wird erklärt, wie der Zugang konfiguriert werden muss, um surfen zu können. Bei der Postleitzahlensuche wird der nächstgelegene Hotspot angezeigt. Betreiber von Hotspots, auch private, können sich eintragen und so auf ihr Angebot aufmerksam machen.