Kostenfallen

Pleite telefoniert: Jugendliche unterschätzen Handykosten

Mobile Unterhaltung hat ihren Preis
Von dpa / Marie-Anne Winter

Handys gehören zum täglichen Leben eines Jugendlichen ebenso wie Fernseher oder Computer. Dabei werden Handys längst nicht mehr nur zum Telefonieren genutzt, sondern bieten Unterhaltung rundum: im Internet surfen, Musik hören, Fotos machen und versenden, Kurznachrichten (SMS) verschicken; auch lustige Klingeltöne und "coole" Logos sind gefragt. Vor allem Jugendlichen fällt es jedoch oft schwer, die Kosten für die im einzelnen billig erscheinenden Angebote abzuschätzen. Am Monatsende kommt mit der Rechnung dann oft das böse Erwachen.

Es ist ratsam, sich vor dem Abschluss eines Mobilfunkvertrages Gedanken über das eigene Nutzungsverhalten zu machen, so Nadine Kleinert, Pressereferentin beim Mobilfunkanbieter o2 in München. "Je nachdem, ob jemand mehr telefoniert oder mehr SMS schreibt, ob jemand das Handy eher am Wochenende oder zur Hauptgeschäftszeit nutzen möchte, gibt es passende Tarife." Einige Netzbetreiber offerieren zudem spezielle Tarife für Schüler, Azubis und Studenten. Aber auch die Frage, bei welchem Anbieter die meisten Freunde einen Vertrag haben, kann ausschlaggebend sein, weil Gespräche innerhalb eines Netzes günstiger sind.

Grundsätzlich kann sich der Handybenutzer zwischen einem Guthaben-Handy, der so genannten Prepaid-Card, und einem Laufzeitvertrag entscheiden. Mit einem Guthaben-Handy kann man nur einen vorher bezahlten Betrag abtelefonieren. Das hat den Nachteil, dass der Käufer das Handy nicht subventioniert bekommt. "Das heißt, er muss sich zuerst ein Handy kaufen, und das kostet mindestens rund 100 Euro", sagt Alexander Krug von der in Stuttgart erscheinenden Telekommunikations-Zeitschrift "Connect". Außerdem sind die Gesprächskosten beim Laufzeitvertrag oft deutlich günstiger.

"Der große Vorteil einer Prepaid-Card ist der bessere Überblick über die Kosten. Da man vorher einen bestimmten Betrag bezahlt, den man dann zur Verfügung hat, kann man gar keine Schulden machen", erklärt Peter Knaak von der Stiftung Warentest in Berlin. Er rät Jugendlichen deshalb zur Nutzung dieser Guthaben-Karten: "Das ist einfach sicherer, so lange die Nutzer wenig Erfahrung mit Geld haben."

Knaak hat zwar Verständnis dafür, dass Handys unter Jugendlichen als Statussymbol dienen und daher die neuesten und "hippsten" am begehrtesten sind, die es eben nur mit einem Langzeitvertrag gibt. Doch empfiehlt er hier Bescheidenheit: "Schlichte Handys werden nicht so schnell geklaut. Und gerade mit einem Vertrags-Handy kann bei einem Diebstahl großer Schaden entstehen." Denn der Dieb kann nach Herzenslust telefonieren, bezahlen muss ja der rechtmäßige Besitzer. Deshalb sei es auch wichtig, ein geklautes Handy sofort sperren zu lassen. "Es nützt natürlich nichts, die Telefonnummer hierfür nur im Handy selbst zu speichern."

Ute Schack, Pressesprecherin von Vodafone in Düsseldorf, versteht die Diskussion über die Verschuldung von Jugendlichen durch ihr Handy nicht: "Laut Gesetz können Prepaid-Handys sowieso erst mit 16 und Laufzeitverträge sogar erst ab 18 Jahren abgeschlossen werden." Deshalb unterschreiben häufig Eltern die Verträge für ihre Kinder. "Wenn die Eltern den Vertrag abschließen, müssen sie natürlich auch ein Auge darauf haben, wie viel Geld ihre Kinder ausgeben."

Beim Umgang mit dem Handy locken laut Peter Knaak jedoch viele Kosten-Fallen, die einen bewussten Umgang der Jugendlichen fordern: "Eine SMS kostet rund 19 Cent. Das hört sich zwar wenig an, aber Kleinvieh macht auch Mist." Bedeutend teurer seien die so genannten Premium-SMS, die für irgendein Quiz verschickt werden. Das gelte auch für MMS, mit denen man neben Nachrichten auch Bilder oder Töne verschickt.

Das Herunterladen von Klingeltönen oder Logos ist ebenfalls oft ein teurer Spaß, wie Alexander Krug weiß. "Das muss zwar nicht immer Abzocke sein, aber es gibt sehr viele schwarze Schafe unter den Anbietern. Einige geben die wahren Kosten verhüllt oder ungenau an." Zudem werde der Service am Telefon häufig übertrieben ausführlich und langatmig erklärt und die Bedienung umständlich gestaltet, um den Anruf in die Länge und die Kosten damit in die Höhe zu treiben.

Ansonsten gelten für Handys ähnliche Verhaltensmaßregeln wie bei Festnetztelefonen: In den Nebenzeiten, also an Wochenenden und Abends, ist die Benutzung billiger. Und am günstigsten ist es immer noch, sich anrufen zu lassen.