bestraft?

Editorial: Selbstbedienungsladen oder Firma?

Der Prozess gegen Mannesmann
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Lange ist es her, dass die Übernahmeschlacht zwischen Vodafone und Mannesmann tobte. Lange hatte sich auch der Vorstand von Mannesmann gegen die Übernahme gesträubt. Doch dann kam plötzlich doch die Entscheidung des Vorstandes, das Übernahmeangebot anzunehmen, und auch den Aktionären die Annahme bzw. den Umtausch der Mannesmann-Aktien gegen Vodafone-Aktien zu empfehlen.

Kurze Zeit nach der Fusoin mussten die bisherigen Mannesmann-Vorstände gehen, denn ein Unternehmen braucht nicht zwei Führungsspitzen. Ex-Chef Esser und Co. liesen sich aber fürstlich entlohnen. Weit über 100 Millionen Mark flossen in die Privatschatulle der Manager.

Neider fragten sofort, wie es sein könne, dass wenige Führungskräfte derartig viel Geld nachgeworfen bekommen. In der Folge machte das Bild vom "goldenen Handschlag" die Runde, den man Esser gegeben hatte. Einige fragten sich, ob Essers Sinneswandel in der Übernahmefrage auch etwas mit der Aussicht auf die hohe Abfindung zu tun gehabt haben könnte. Der Vorwurf der Bestechlichkeit kam auf.

Anscheinend ist der Nachweis der Bestechlichkeit jedoch nicht gelungen, denn die derzeitige Anklage lautet nur noch auf die zumeist leichter nachzuweisende, aber nicht weniger brisante Untreue. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Anklage nur aus dem oben zitierten Motiv des Neids heraus erfolgt, oder ob wirklich Aktionäre von Mannesmann bzw. Vodafone geschädigt wurden.

Die Verteidigung wird sicher vortragen, dass die Einigung und ein paar Abfindungs-Millionen an Esser und Co. letzendlich billiger waren, als es eine Fortsetzung der milliardenteuren Übernahmeschlacht gewesen wäre. Doch wer gibt dem alten Vorstand das Recht, diesen Vorteil sich privat auszuzahlen, statt ihn im Konzern zu belassen? Mit derselben Logik könnte sich auch der Buchhalter ein paar Millionen extra überweisen, wenn er ein neues Steuersparmodell entdeckt hat.

In Deutschland ist der Marktanteil von D2 seit der Übernahme durch Vodafone deutlich gesunken. Lag man bis dato immer auf "Augenhöhe" mit D1, liegt Vodafone hierzulande inzwischen deutlich hinter dem Marktführer T-Mobile. Das ist ein Zeichen dafür, dass Esser mit seiner anfänglichen Skepsis Recht hatte.

Manager sind gesetzlich dazu verpflichtet, im Interesse der Firma zu handeln, nicht in ihrem eigenen Interesse. Doch welcher Mensch wäre bereit, die Verantwortung als Manager zu übernehmen, wenn ihm dies keine Vorteile bringt? Und so ist es Führungskräften durchaus zuzugestehen, dass sie mehr verdienen als normale Angestellte. Auch dann, wenn eine Firma sich durch schwieriges Fahrwasser bewegt, und Verluste schreibt.

Wie viel mehr Verdienst angemessen ist, und wo die "persönliche Bereicherung" beginnt, werden demnächst die Gerichte klären müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die Richter im Interesse des "Standorts Deutschland" ein Urteil mit Augenmaß fällen.