Kritik

Call-by-Call-Anbieter kritisieren Aufschlag für Ortsgespräche

Tele2 und 01051 prüfen rechtliche Schritte
Von Hayo Lücke mit Material von dpa

Wie wir bereits gestern gemeldet haben, kritisieren die Telefonanbieter, die am vergangenen Freitag mit Call by Call im Ortsnetz gestartet sind, die erhöhten Zahlungen an die Deutsche Telekom als harten Schlag gegen den Wettbewerb. "Nach der Entscheidung ist es für alle privaten Anbieter fast unmöglich geworden, Call-by-Call-Gespräche unter dem Preis der Deutschen Telekom anzubieten", sagte Martin Lukas von der 01051 Telecom. Thomas Rühmer, Mitglied der Geschäftsleitung von 01051, beklagte heute: "Millionen von Telefonkunden sind verschaukelt worden". 01051 Telecom kündigte - wie auch der Anbieter Tele2 - an, rechtliche Schritte gegen die Entscheidung der Bonner Aufsichtsbehörde zu prüfen.

Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) hatte gestern einen Aufschlag auf die Zuführungsleistung der Telekom im Ortsnetz von 0,4 Cent pro Gesprächsminute festgesetzt. Damit müssen die Wettbewerber nach Angaben der Telekom für Call-by-Call-Gespräche im Schnitt 1,5 Cent je Minute an den Bonner Telekommunikations-Riesen für die Nutzung des Netzes abführen. "Damit ist Call-by-Call im Ortsnetz zur für Privatkunden besonders wichtigen Nebenzeit tot", sagte Kai Petzke von teltarif.de.

Arcor-Chef Harald Stöber kritisierte, mit dem Aufschlag werde der Wettbewerb in einem neuen Segment behindert, bevor er sich entfalten könne. Das sei ein völlig falsches Signal für den Markt. Tele2-Deutschlandchef Roman Schwarz sagte: "Jetzt werden die Mitbewerber der Deutschen Telekom AG abgestraft und sollen auch noch Einnahmeausfälle des Ex-Monopolisten kompensieren." Tele2 erhöhe seine Ortsnetztarife "wegen der nicht nachzuvollziehenden Entscheidung" zunächst jedoch nicht. Bereits gestern stellte Herr Schwarz gegenüber teltarif.de die Frage, ob die Wettbewerbsbehörde RegTP den Weg zurück zum Monopol einschlagen will.

Am vergangenen Freitag war der Wettbewerb für das Telefonieren im Ortsnetz frei gegeben worden. Bei einem so genannten Call-by-Call-Gespräch müssen sich die Verbraucher durch Wählen einer Betreiberziffer vor jedem Telefonat entscheiden, über welchen Anbieter sie telefonieren wollen. Der Telefonanschluss bleibt weiterhin bei der Telekom. Etwa 20 Anbieter wollen der Telekom im Call-by-Call-Verfahren Kunden und Marktanteile abjagen. Bei Ferngesprächen hat der ehemalige Monopolist bereits seit fünf Jahren Konkurrenz, die Preise fielen zum Teil drastisch.