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Editorial: Heiteres Tariferaten

Preisverdoppler und andere Unsitten im Internet
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Eine Online-Verbindung ist schnell konfiguriert: Ein paar Klicks, Einwahlnummer, Benutzername und Passwort eingeben, noch ein paar Klicks - und schon ist man über einen neuen Provider online. Eine Anmeldung ist zumeist nicht erforderlich. So ist es kein Wunder, dass günstige Angebote schnell Kundenzulauf finden. Jüngstes Beispiel hierfür ist aacKOM, die nur 0,8 Cent pro Minute verlangt haben - und das rund um die Uhr.

Ebenso regelmäßig müssen wir dann berichten, dass die günstigen Einführungsangebote vom Markt verschwinden. So erhöhte aacKOM bereits wenige Tage nach dem Start den Preis zur Hauptzeit um schlappe 111%, nämlich von 0,8 auf 1,69 Cent. Dazu dauert die Hauptzeit 16 volle Stunden, und gilt auch am Samstag oder Sonntag. Nur nachts bleibt es bei den günstigen 0,8 Cent.

Wer regelmäßig teltarif liest, wird über solche Preiserhöhungen umgehend informiert, und kann schnell auf einen anderen günstigen Provider umsteigen. Doch wie viele Nutzer gibt es, die erst viel später oder gar nicht erfahren, dass sich der Preis verdoppelt hat? Hier mangelt es doch sehr an Preistransparenz.

Die Anbieter tragen auch nicht gerade dazu bei, dass die Verbraucher Preiserhöhungen schnell mitbekommen. So steht auf der Homepage von aacKOM immer noch groß der Preis von 0,80 Cent pro Minute. Dahinter dann ein winziges Sternchen, gerade mal vier Pixel hoch. Die "Auflösung", was das Sternchen bedeutet, steht in kleiner Schrift am unteren Rand der Seite.

Immerhin: Bei aacKOM erkennt man den Haken beim aufmerksamen Lesen der Seite relativ schnell. Das kann man von anderen Anbietern nicht sagen. So gab es bei "talknet" bis Anfang 2002 zwei Tarife für den Internetzugang: Einen günstigen für die Bewohner von 460 Vorwahlgebieten in den Ballungszentren ("talkcities"), und einen fast dreimal so teuren für alle anderen. Beide verwendeten die gleichen Einwahldaten. Der günstige Tarif wurde dann abgeschafft, indem man am 8. Januar 2002 alle Links auf ihn von der Homepage tilgte. Wer einen Bookmark gesetzt hatte, konnte die Seite mit den alten Preisen weiterhin abrufen. Eine Pressemitteilung gab es erst gut eine Woche später - abgesendet mit einem speziellen Befehl im E-Mail-Vorspann, der die Zustellung weiter verzögert.

Was Talknet vormachte, war Avisgo nur recht: Nachdem es auf günstige Preise hin einen Kundenansturm gab, führte Avisgo eine neue Einwahlnummer ein, und erhöhte die Preise für die "alte" Einwahlnummer in zwei Stufen bis auf 5 Cent pro Minute. Einen Hinweis darauf fand man lediglich versteckt in den AGB.

Im Interesse der Verbraucher ist hier dringend auf mehr Transparenz zu drängen. Das Geschäft mit dem Internetzugang wird inzwischen von einigen wenigen Backbone-Betreibern dominiert. Kleine Provider treten meist als Reseller der großen Firmen wie BT Ignite oder Telefonica (früher Mediaways) auf. Da die Rechnung meist über den Backbone-Betreiber gestellt wird, sollten diese ihre Reseller auch vertraglich zu ausreichender Preistransparenz verpflichten.

Viele Internetanbieter verwenden spezielle Zugangssoftware, oder sie zwingen ihre Kunden per Redirect beim ersten Webzugriff, zunächst deren Homepage zu laden. Dabei könnten die Anbieter ohne große Probleme ihre Zugangssoftware so erweitern, dass bei jeder Einwahl die aktuellen Tarife angezeigt werden. Auf der Homepage des Anbieters ließe sich ebenfalls ohne große Probleme jeweils darstellen, zu welchem Minutenpreis man gerade online ist.