Startschwierigkeiten

Definitionsfrage: Wann startet UMTS?

Reicht ein Testnetz oder müssen die Kunden auch telefonieren können?
Von Marie-Anne Winter

Wann beginnt das UMTS-Zeitalter? Ginge es nach der Inbetriebnahme des UMTS-Netzes, dann hat die neue Mobilfunkära in Österreich bereits im September 2002 begonnen. Wenn man auch noch mit UMTS telefonieren können möchte, um von einem Start des UMTS-Netzes zu sprechen, dann wird es noch ein Weilchen dauern. Ob 3 UK in Großbritannien wie geplant Ende März starten kann, ist noch nicht ganz sicher - wie heute gemeldet, fehlt es derzeit noch an genügend Endgeräten. Das war auch in Österreich die Begründung, weshalb man dort bisher nur testhalber telefonieren kann.

Nach einigen Verschiebungen wollen die Mobilfunker in der zweiten Hälfte diesen Jahres in Deutschland mit UMTS starten - allerdings zeichnet sich ab, dass dieser Start weniger fulminant sein wird, als noch vor Jahren angekündigt wurde. Die Anbieter, die sich für die Lizenzen in hohe Unkosten gestürzt haben, strecken ihre Investitionen für den Aufbau der Netze und zögern den Start immer weiter hinaus. Bisher zeichnet sich ab, dass zwei der sechs Linzenzinhaber die an die Vergabe geknüpften Bedingungen nicht erfüllen können: Quam gab das Mobilfunkgeschäft in Deutschland auf und MobilCom wird durch den Sanierungsplan dazu gewungen, den UMTS-Aufbau nicht weiter zu verfolgen.

In Deutschland müssen die Unternehmen entsprechend der Lizenzbedingungen bis Ende diesen Jahres für 25 Prozent der Bevölkerung UMTS-Dienste verfügbar machen – im Prinzip ist das keine große Hürde, denn es reicht, die größten Ballungsgebiete abzudecken. In Belgien müssen die Anbieter bis September 2003 jeweils mindestens eine funktionsfähige UMTS-Antenne haben. Später muss die Reichweite der neuen Netze bis Ende 2005 bei 30 Prozent der Bevölkerung liegen. In Dänemark muss das bis Ende 2004 geschafft sein.

In anderen Ländern haben die Anbieter noch länger Zeit. In den Niederlanden ist die Abdeckung aller Städte mit mehr als 25 000 Einwohnern mit UMTS-Netzen erst für 2007 vorgesehen. In Frankreich gibt es keine entsprechenden Vorgaben. Dort können die beiden großen Anbieter Orange und SFR ihre UMTS-Investitionen über die nächsten Jahre strecken. Vor 2004 ist mit dem Start der dritten Generation für den Mobilfunk in Frankreich nicht zu rechnen. Im Land des Mobilfunkflaggschiffs Nokia mussten die Anbieter nur eine Minimalanforderung erfüllen: Bis Januar dieses Jahres mussten sie in Finnland nur ein funktionierendes UMTS-Testnetz aufbauen. Ansonsten hofft der finnische Regulierer, dass die Unternehmen schon aus Eigeninteresse schnell mit UMTS starten werden.

Im Gegensatz dazu sind die Auflagen für die UMTS-Anbieter in Schweden richtig hart: Die interessierten Mobilfunker müssen bis Ende diesen Jahres ein nahezu flächendeckendes UMTS-Netz aufbauen. Hier zeichnen sich inzwischen ernste Schwierigkeiten ab: Mittlerweile haben die Anbieter den schwedischen Regulierer um Aufschub gebeten, weil es Probleme mit Baugenehmigungen für Sendemasten gibt. Eine Sprecherin der schwedischen Regulierungsbehörde erklärte, dass es prinzipiell möglich sei, die Auflagen zu ändern.

Auch Spanien hat seine ehrgeizigen UMTS-Pläne mittlerweile begraben, die vier spanischen Lizenzinhaber haben bei der Regierung einen späteren Starttermin durchgesetzt. Der Testbetrieb der UMTS-Netze soll zwar noch in diesem Jahr erfolgen, der eigentliche Start für UMTS wird erst 2004 stattfinden. Zur Finanzierung des Netzaufbaus hat die spanische Regierung auch den Handel mit UMTS-Frequenzen zugelassen - inzwischen denkt auch die deutsche Regierung über eine entsprechende Freigabe nach.