Geheimplan

Schmids Plan: Erst entschulden, dann UMTS starten

MobilCom-Gründer Schmid provoziert France Télécom
Von Marie-Anne Winter

Gestern machte die Meldung die Runde, dass Ex-MobilCom-Chef Gerhard Schmid seinen Treuhänder für sein Aktienpaket, den ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma, durch den Hamburger Wirtschaftsprüfer Otto Gellert ersetzen will. Die einen redeten vom Rauswurf, die anderen von freundlicher Kooperation - Tatsache ist, dass Schmid und seine Frau Sibylle Sindram-Schmid vorerst keinen Einfluss mehr auf Vorstand und Aufsichtsrat haben, obwohl ihnen noch etwa 40 Prozent der MobilCom-Aktien gehören.

Heute berichtet die Berliner Zeitung von einem "Geheimplan" Schmids, der vorsehe, erst einmal den mit France Télécom ausgehandelten Sanierungsvertrag passieren zu lassen. Danach müsse jedoch im Aufsichtsrat ein wenig umbesetzt werden, so sollen etwa Dieter Vogel, der den Vertrag mit France Télécom aushandelte, und der ebenfalls im Aufsichtsrat sitzenden Helmut Thoma gehen. Thoma gilt als Vertrauter von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und unterstützt den Vogel eingeschlagenen Sanierungskurs.

Wenn Schmid damit durchkäme, könnte MobilCom laut Berliner Zeitung wieder an den Aufbau eines eigenen UMTS-Mobilfunk-Netzes gehen, der im Herbst eingestellt wurde. Aus dem Umfeld von Schmid heiße es, dass bereits zwei Drittel des Netzes schon stünden. Schlappe 1,5 Milliarden Euro sollen noch fehlen noch, um MobilComs UMTS-Angebot starten zu können. An die elf Milliarden Euro hat France Télécom bisher in MobilCom und den Aufbau des UMTS-Netzes investiert. Für diese Kosten muss France Télécom auch nach dem Ausstieg noch gerade stehen, MobilCom wird davon nicht belastet. Nach Berechnungen der Schmid-Freunde sollen 2 Millionen bis 2,5 Millionen UMTS-Kunden ausreichen, um bei UMTS in die Gewinnzone zu gelangen. Dagegen bräuchten Marktriesen wie T-Mobile die zehnfache Kundenzahl, um bei UMTS schwarze Zahlen zu schreiben. Deshalb ginge Schmid nun davon aus, dass Thoma gegen seine Interessen handele. "Es ist doch weltweit einmalig, dass ein Unternehmen mit sieben Milliarden Euro Schulden an der Börse mehr wert war, als jetzt ohne diese Schulden", zitiert die Zeitung Schmid. "Hier ist Geld der Aktionäre vernichtet worden."

Die Bundesregierung und France Télécom verlangen allerdings einen Ausstieg aus dem UMTS-Geschäft, um MobilCom dauerhaft zu sanieren. Sollte MobilCom jedoch am UMTS-Ausbau festhalten, stünde das Unternehmen ständig am Abgrund der Pleite. Es ist zu befürchten, dass die Franzosen dann ihre Sanierungszusagen rückgängig machen würden. France Télécom müsste schließlich im Fall der Insolvenz von MobilCom mit Milliarden-Nachforderungen durch den Insolvenzverwalter rechnen, heißt es aus dem Lager der Schmid-Gegner. France Télécom werde deshalb in jeden Fall verhindern, dass Schmids Vorstellungen umgesetzt würden.