Konkurrenz

Schreckgespenst für UMTS-Anbieter: "Wi-Fi"

Hotspot-Funknetze mit 11 MBit/s
Von dpa /

Wenn die Gäste des Hotels Estrel Berlin im Internet surfen oder ihre E-Mails abrufen wollen, müssen sie sich nicht mehr auf die Suche nach einem Telefonanschluss oder einem Netzwerkkabel für den Laptop machen. Seit Anfang des Jahres bietet "Deutschlands größtes Hotel" im Berliner Stadtteil Neukölln einen drahtlosen Zugang zum Netz der Netze.

Egal ob im Bistro, im Foyer, im Konferenzbereich oder auf auswählten Zimmern: "Unsere Gäste können sich mit ihrem eigenen Notebook oder einem Leihgerät drahtlos einwählen. Wir berechnen dafür nur 7,50 Euro die Stunde - inklusive einer Tasse Kaffee und einem Web-Pad", sagt Estrel-Sprecherin Silke Wiesemann.

Drahtlose Netz-Inseln wie im Hotel Estrel - im Branchenjargon "Hotspots" genannt - tauchen in diesen Monaten immer häufiger auf. An den Flughäfen rüsten etwa die Luftfahrtgesellschaften ihre Lounges mit drahtlosem Netzzugang aus. Firmengelände oder Uni-Labore werden immer häufiger nicht mehr aufwendig verkabelt, sondern mit "Hotspots" versorgt. Und selbst in manchen High-Tech-Privathaushalten ersetzt ein "Wireless LAN", so der Fachausdruck, das komplizierte und den Ehefrieden gefährdende Verlegen von Netzwerkkabeln quer durch die Wohnung, wenn etwa ein von der Technik begeisterter Familienvater seinen PC mit den Computern der Kinder oder dem zentralen Laserdrucker verbinden möchte.

Der aufkeimende Boom der drahtlosen Datennetze begeistert die Netzwerkbranche - die großen sechs Mobilfunk-Unternehmen auf dem deutschen Markt beobachten diesen Trend dagegen mit Sorge. Die Mobilfunkbetreiber hatten nämlich im August 2000 für rund 50 Milliarden Euro vom Bund die UMTS-Lizenzen ersteigert, um mit dem Mobilfunk der 3. Generation auch einen Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet anbieten zu können.

Die konkrete technische Umsetzung des UMTS-Zukunftshandys lässt jedoch bei Vodafone, T-Mobil und Co. auf sich warten. Unterdessen gewinnt insbesondere der Datenfunkstandard IEEE 802.11b immer größere Bedeutung. Weil sich niemand das Kürzel IEEE 802.11b merken kann, bezeichnet man diesen Standard auch als "Wi-Fi" (Wireless Fidelity - in Anlehnung an den Begriff "Hi-Fi" / High Fidelity aus der Unterhaltungselektronik).

"Wi-Fi" sendet im 2,4-Gigahertzspektrum, für das nie eine Lizenzgebühr verlangt wurde. In diesem Frequenzbereich strahlen unter anderen auch Mikrowellengeräte, stören aber "Wi-Fi" nicht. Mit dem Datenfunkstandard können Strecken im Umkreis von 100 Metern in Gebäuden überbrückt werden, im Freien erreicht ein "Wi-Fi"-Hotspot einen Radius von rund 400 Metern. Eine UMTS-Sendestation dagegen wird später einmal ganze Straßenzüge oder Gebäudekomplexe bedienen können. Bei der Datenübertragungsgeschwindigkeit hat "Wi-Fi" die Nase vorn. Hier werden derzeit schon elf Megabit pro Sekunde im Standardbetrieb erzielt, während UMTS nur unter sehr günstigen Umständen maximal zwei Megabit pro Sekunde erzielt.

Zum kommerziellen Durchbruch könnte "Wi-Fi" verhelfen, dass inzwischen Systeme verfügbar sind, um den drahtlosen Netzzugang auch individuell abzurechnen. Im Hotel Estrel können die Gäste derzeit einen Gutschein kaufen, mit dem sie dann für einen bestimmten Zeitraum das Funknetz frei schalten können. Der finnische Telefonkonzern Nokia bietet inzwischen auch Lösungen an, die mit der Chipkarte eines herkömmlichen Handys arbeiten. Damit würden die Kosten für das drahtlose Surfen im Netz via ""Wi-Fi" auch auf der Telefonrechnung landen.

Größtes praktisches Problem beim drahtlosen Vernetzen im Estrel sind die unterschiedlichen Laptops der Gäste: "Noch nicht sind alle Rechner auf Wi-Fi technisch vorbereitet", berichtet David Wheale, Projektmanager der Telekom-Tochter DeTeLine, die das Estrel-Projekt betreut. "Mit den modernen Notebooks, die jetzt zur CeBIT präsentiert werden, wird das aber besser."