flächendeckend

Liberty will neben TV auch Internet- und Telefondienste anbieten

Gewinne nur auf Grundlage des Angebots aller drei Bereiche möglich
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der Erwerber der Kabelnetze der Deutschen Telekom, das US-Unternehmen Liberty Media, hat sich für den Ausbau des TV-Angebots, eines schnellen Internet-Zugangs und der schrittweisen Einführung von Telefonservices bereit erklärt. In der umfangreichen Stellungnahme des Unternehmens an das Bundeskartellamt in Bonn, das dpa vorliegt und in der nächsten Ausgabe des wöchentlich erscheinenden Sonderdienstes "Dossier Medien" in Auszügen dokumentiert wird, wird darüber hinaus auch die Bereitschaft zur Verwendung eines offenen Standards bekundet.

Grundlage des Liberty-Geschäftsmodells sei das dreifache Angebot von TV, Internet und Telefonie. Erträge im Breitbandgeschäft seien nur zu erwirtschaften, wenn dem Verbraucher alle drei Bereiche aus einer Hand angeboten werden. "In dem Angebot des Dreiklangs von Fernsehen, Telefonservices und schnellem Internetzugang liegt daher der Schlüssel für eine den Erwartungen von Liberty entsprechende Investitionsrendite." Diese Einschätzungen stützten sich auf die Erfahrungen von Liberty in Großbritannien und Japan.

Mit der flächendeckenden Aufrüstung des TV-Kabels auf 510 MHz werde Liberty digitales TV mit mindestes 40 zusätzlichen TV-Kanälen, einem Rückkanal und einem schnellen Internetzugang anbieten. Bereits heute sei es technisch möglich, auch Telefonie beim Ausbau auf 510 MHz anzubieten. Entscheidend sei dabei nicht die Bandbreite. Bislang gingen Experten von dem dazu notwendigen Ausbau auf 862 MHz aus.

Entsprechend käme es mit dem Markteintritt von Liberty - die Zulassung durch das Kartellamt vorausgesetzt - zu einer Verstärkung des Wettbewerbs auf drei Märkten: Inhalte (Produktion von TV-Sendungen und Filmen), Pay-TV und Netze (Internetzugang und Telefonie). Liberty wolle danach durch gezielte Anreize und durch Kooperationen mit deutschen Produzenten und/oder Fernsehveranstaltern die Schaffung neuer, innovativer Fernsehkanäle (Spartenprogramme, thematische Kanäle, regionale Programme) anregen, die zu Pay-TV-Paketen zusammengestellt werden könnten.

Ferner würde Liberty der einzig starke Anbieter sein, der mit einer eigenen Netz-Infrastruktur der Deutschen Telekom in den Bereichen schneller Internet-Zugang und Telefondienste gegenübertritt. Es gibt aber Bedenken, weil Liberty damit eine Monopol-Stellung im Kabelnetz aufbauen könne, die der der Telekom im Ortsnetz sehr nahe käme und damit ein deutliches Wettbewerbshindernis für Konkurrenten wäre.

Außerdem heißt es in der Stellungnahme, das Unternehmen unterstütze ausdrücklich offene Standards. Dies sei aber nicht auf die Verwendung des MHP-Standards beschränkt. Es stehe Liberty frei, "einen anderen offenen Standard auszuwählen, solange das Ziel offener Standards erreicht wird."

Liberty Media hatte im September 2001 sechs regionale Kabelnetzen der Deutschen Telekom für rund 5,5 Milliarden Euro gekauft. Es handelt sich um die Kabelnetze in Bayern, Berlin/Brandenburg, Hamburg/Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen/Bremen, Rheinland-Pfalz/Saarland und Sachsen/Sachsen- Anhalt/Thüringen. Insgesamt erreichen diese Netze zehn Millionen Haushalte.