Expansion

Medienwächter sehen Liberty-Einstieg im Telekom-Netz mit Sorge

Liberty Media will jetzt noch weitere Kabelnetze in Deutschland kaufen
Von dpa / Karin Petzke

Der geplante Einstieg des US-Konzerns Liberty Media im Kabelnetz der Deutschen Telekom stößt bei Medienwächtern auf Bedenken. Nach dem milliardenschweren Verkauf an den US-Investor hätten die neuen Kabelgesellschaften mehr Einfluss als bisher die Telekom, warnte der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), Norbert Schneider, am Freitag in Düsseldorf. Liberty Media solle "nicht nur ein Kabel, sondern auch die damit verbundene Verantwortung" übernehmen, die für einen Monopolisten größer sei als für ein im Wettbwerb stehendes Unternehmen, forderte er. Das Kabel sei wichtigstes Übertragungsmedium für Fernsehen in Deutschland, erinnerte Schneider, der auch Direktor der nordrhein-westfälischen Medienaufsicht (LfR) ist.

Die Telekom hatte am Donnerstag angekündigt, den Großteil ihres deutschen Kabelnetzes mit mehr als zehn Millionen angeschlossenen Haushalten vollständig an Liberty Media zu verkaufen. Der Schritt soll nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP auch beim Bundeskartellamt eingehend geprüft werden, weil Liberty Media Anteile an Medienkonzernen wie AOL Time Warner oder der News Corporation von Rupert Murdoch hält. Das Kartellamt wollte ursprünglich verhindern, dass Medienkonzerne Zugriff auf die TV-Infrastruktur in Deutschland bekommen. Deswegen hatte die Behörde eine geplante Allianz der Telekom mit dem Münchner Kirch-Konzern beim digitalen Fensehen blockiert; mit dem Verkauf des Kabelnetzes gab die Telekom dieses Vorhaben endgültig auf.

Unterdessen berichtet die "Welt am Sonntag", dass die US-Firma Liberty Media in Deutschland noch weiter expandieren will. Demnach verhandele das Unternehmen mit der Deutschen Bank über die Übernahme der Kabelnetz-Gesellschaft Tele-Columbus. Derzeit liefen abschließende Verkaufsgespräche. Zu den weiteren Interessenten zähle die britische Investorengruppe NTL.

Ein Sprecher der Deutschen Bank lehnte eine Stellungnahme zu den Berichten ab. "Wir kommentieren solche Marktgerüchte wie üblich nicht", sagte er der dpa.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" gehe es um die Übernahme eines Netzes mit 2,2 Millionen angeschlossenen Haushalten zum Preis von 2,3 Milliarden Mark (rund 1,18 Mrd Euro). Liberty Media trete zusammen mit dem Investor Callahan an, berichtet der "Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet, Liberty Media wolle auch einen weiteren Anbieter in Hessen, das iesy-Netz, übernehmen.

Hintergrund für die weiteren Käufe ist nach Informationen der "Welt am Sonntag", dass sich der Zugang zu Endkunden häufig in der Hand von Anbietern wie Tele-Columbus befinde.