Zukunft

Nach der Telefónica-Übernahme: Marke Alice könnte bleiben

Übernahme soll Anfang 2010 abgeschlossen sein, Folgen für Kunden ungewiss
Von Thorsten Neuhetzki

Lange wurde es erwartet, vergangene Woche war der Deal dann perfekt: Der deutsche Anbieter HanseNet, bekannt durch den Markennamen Alice, wurde von der Muttergesellschaft Telecom Italia an die spanische Telefónica und somit o2 verkauft. In der Folge gibt es künftig einen unabhängigen DSL-Anbieter weniger auf dem deutschen Markt. Doch der bekannte und durchaus erfolgreiche Markenname Alice könnte den Deutschen zumindest noch eine Zeit lang erhalten bleiben. Entsprechende befristete Nutzungsrechte der von Telecom Italia international genutzten Marke hat Telefónica mitgekauft, verlautbarte aus Unternehmenskreisen.

"Die Marken Alice und o2 besitzen einen hohen Bekanntheitsgrad in Deutschland. Die zukünftige Marken- und Produktstrategie sind Teil des Transaktionsprozesses, der jetzt anläuft", heißt es seitens Telefónica auf Anfrage der teltarif.de-Redaktion. Eine künftige Nutzung der Marke Alice scheint somit nicht ausgeschlossen. "HanseNet passt perfekt in unsere Strategie konvergente Services und Angebote aus Mobilfunk und Festnetz weiter voranzutreiben. Gemeinsam bündeln wir unsere Kompetenz von Mobilfunk und Festnetz", hieß es in der Stellungnahme weiter.

Was passiert nach der Übernahme?

Alice-Firmenzentrale in Hamburg. Die Alice-Firmenzentrale in Hamburg.
Foto: teltarif.de
Der wirtschaftliche Teil des Übernahmeprozesses soll möglichst früh im Jahr 2010 abgeschlossen sein. Vorraussetzung ist eine Zustimmung des Kartellamtes. Eine vollständige Integration des HanseNet-Netzes in das Telefónica-Netz wird es bis dahin allerdings nicht geben. Unklar ist nach Angaben aus Unternehmenskreisen bislang auch, wie es mit dem HanseNet-Standort Hamburg nach der Übernahme weitergehen wird. Dass nichts gegen zwei große Standorte spricht, in denen sich der eine Standort mehr auf Mobilfunk und der andere mehr auf Festnetz konzentriert, hat die Integration von Arcor (Eschborn) in den Vodafone-Konzern (Düsseldorf) gezeigt.

Für die Kunden wird sich kurz- und mittelfristig zunächst nichts ändern. Einzig dort, wo Kunden bisher auf das Netz von QSC aufgeschaltet waren und es parallel auch Telefónica-Infrastruktur gibt, ist zu erwarten, dass die Kunden auf das eigene Netz geschaltet werden. Da auch dieses allerdings Kosten bei der Deutschen Telekom für die Umschaltung verursacht, muss abgewartet werden, wie schnell Telefónica diesen Schritt wagt.

Wie lange es im HanseNet-eigenen Ausbaugebiet noch klassische Festnetzanschlüsse gibt, muss ebenfalls abgewartet werden. Faktisch hat Telefónica nach der Übernahme in vielen Städten drei Zugangswege zum Kunden: Zum einen gibt es die HanseNet-Infrastruktur (analog/ISDN-Anschlüsse). Daneben hat Telefónica seine Infrastruktur (NGN) auf gebaut. Rein theoretisch, wirtschaftlich bei eigenem Ausbau aber nicht sinnvoll, könnte ein Kunde letztlich auch per auch Bitstream-Access (ebenfalls NGN) angeschlossen werden.