5G Open-RAN: 1&1-Drillisch setzt auf Technik von Rakuten
Firmenzentrale von 1&1-Drillisch in Maintal bei Frankfurt/Main.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der japanische Rakuten-Konzern soll dem vierten Netzbetreiber 1&1-Drillisch beim Netzaufbau des 5G-Netzes in Deutschland helfen. Das berichtet die gewöhnlich gut informierte Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Der japanische Internet-Technologie-Konzern und Mobilfunkbetreiber Rakuten Kabushiki-gaisha soll dem 1&1- Drillisch Konzern beim Netzaufbau und Planung helfen. Dabei setzt Rakuten schon auf dem Heimatmarkt auf ein weitgehend softwarebasiertes Netz mit Open-RAN-Technologie.
Open-RAN: Offene Schnittstellen und viel Software
Firmenzentrale von 1&1-Drillisch in Maintal bei Frankfurt/Main.
Foto: Picture Alliance / dpa
Für 5G mit Open-RAN braucht man nur wenig Spezial-Hardware (zum Beispiel Sender und Antennen). Das meiste regelt eine Software, die in einer Cloud laufen soll. Alle Komponenten müssen aber offene Schnittstellen haben, um Baugruppen beliebiger Open-RAN-Hersteller gegeneinander austauschen zu können, falls erforderlich oder falls ein anderer Anbieter günstiger sein sollte oder schneller liefern kann. Die Software läuft überwiegend auf Standard-Servern (z.B. auf Intel-x86-Basis) und die sind damit austauschbar und vor allen Dingen skalierbar, wenn Platz für mehr Nutzer oder mehr Kapazität gebraucht wird. Auf Spezial-Hardware mit proprietären (eigenen zu nichts kompatiblen) Chips oder Software soll - wo immer möglich - verzichtet werden.
Erstes Open-RAN-Netz in Japan?
Der japanische Anbieter Rakuten betreibt offenbar eines der ersten Open-RAN-Mobilfunknetzwerke der Welt. Im September 2019 berichtete die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei, bekannt durch den gleichnamigen Aktien-Index, dass sich der Start des Mobilfunkangebotes in Japan voraussichtlich bis Frühjahr 2020 verschieben könnte, weil es beim Bau der Basisstationen Probleme gab.
Open RAN: Doch nicht so günstig?
Aus Japan kommen aber auch Berichte, wonach die Preisvorteile von Open-RAN doch nicht so groß sein könnten, wie erhofft. Vieles ist Neuland und vieles muss getestet werden, was bei etablierten Herstellern wie Huawei, ZTE, Ericsson oder Nokia schon läuft. Das Online-Magazin Light Reading berichtet über steigende Kosten auf der einen und steigende Verluste auf der anderen Seite. Der 4G-Netzaufbau in Japan sollte zuerst rund 5,7 Milliarden US-Dollar (4,8 Milliarden Euro) kosten, inzwischen spricht man knapp vom doppelten Betrag.
Enger Zeitplan
Für den 5G-Netzausbau von 1&1-Drillisch wird der Zeitplan sehr eng werden, um die Auflagen der Bundesnetzagentur zu erfüllen. Inzwischen scheint sicher zu sein, dass der "neue" Anbieter erst im nächsten Jahr an den Start gehen kann. Dort wo Drillisch noch kein eigenes Netz in der Luft hat, wird o2 mit seinem 2G- und 4G (LTE)-Netz einspringen. Für die 5G-Versorgung muss 1&1-Drillisch dann aber selbst sorgen.
Mit den Netzstart muss 1&1-Drillisch sukzessive alle seine Bestandskunden, die derzeit als Service-Provider-Kunden im 2G-, 4G- und 5G-Netz von o2 telefonieren und surfen, zum "neuen" Netzbetreiber "umhängen" und dafür unter Umständen auch neue SIM-Karten ausgeben. Die vorhandenen Rufnummern werden die Kunden übernehmen können. Mit dem Startschuss des "eigenen" Netzes dürfte auch die an 1&1-Drillisch zugewiesene Vorwahl 015566 erstmalig öffentlich sichtbar an den Start gehen.
Erste Sender im Probebetrieb
In Karlsruhe, wo der Internetdienstleister 1&1-Ionos seinen Sitz hat, wurden bereits erste Sendestationen mit der Netzkennung 262-23 im Band 7 (2600 MHz) gesichtet. Diese Frequenz hat sich 1&1 von o2 "ausgeliehen", bis die eigenen ersteigerten Frequenzen nutzbar sind. Auch Kunden des "Service-Providers" Drillisch (bzw. seiner unzähligen Sub-Marken) können sich auf diesen neuen Stationen nicht einbuchen. Dafür zugelassene SIM-Karten mit der Netzkennung 262-23 hat 1&1-Drillisch an seine regulären Kunden noch nicht ausgegeben.
Die spannende Frage, ob 5G künftig das Festnetz ersetzten kann (wie es sich 1&1-Drillisch vielleicht eher vorstellt), untersuchen wir in einem Pro- und Contra-Beitrag.