Paralleluniversum

Web 2.0 verschärft die digitale Spaltung

Experten diskutieren Zweiklassen-Gesellschaft durch Internet
Von dpa / Marie-Anne Winter

Das Internet droht die Welt nach Überzeugung von Experten in eine Zweiklassengesellschaft zu spalten. Das Netz sei längst ein Paralleluniversum, das immer mehr Bereiche des alltäglichen Lebens revolutioniere, sagte der Internet-Forscher Professor Peter Kruse während einer Diskussionsrunde über die Zukunft des Internets in Frankfurt. "Wer den Anschluss bei dieser Entwicklung verpasst, steht evolutionär an der Wand", sagte Kruse. Die Macht verschiebe sich mit den Möglichkeiten des Mitmach-Internets (Web 2.0) vom Anbieter zum Nachfrager. Wem die Kompetenzen zur Nutzung fehlten, der verpasse Chancen demokratischer Teilhabe.

Kruse zufolge ist das globale Kontaktnetz Facebook mit seinen Mitgliedern inzwischen die viertgrößte "Nation" der Erde. Es habe 100 Millionen Nutzer in nur neun Monaten gewonnen. Die drei beliebtesten Schreiber des Online-Tagebuchs Twitter hätten zusammen mehr Abonnenten, als Österreich Einwohner. "Wir stehen erst am Anfang der Explosion. Es geht jetzt erst richtig los", sagte Kruse, der die Wechselwirkung von Netz und Nutzer erforscht. Er betonte mehrfach, dass es keine Frage des Alters sei, im Netz zu Hause zu sein. Vielmehr seien Neugier und Aufgeschlossenheit entscheidend.

Zu der Podiumsdiskussion, an deren Ende auch Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sprach, hatte die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR) eingeladen. Wie zum Beweis der neuen Möglichkeiten des Netzes wurde die Diskussion in Echtzeit ins Internet übertragen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter schickten Zuhörer Fragen an die Diskutierenden, die auf einer Leinwand hinter der Bühne erschienen. Und Kruses Vortrag [Link entfernt] war schon längst im Internet als Foliensammlung abzurufen, als er ihn hielt.