Rettungsversuch

VHS-Kassetten digitalisieren: Das sollten Sie beachten

VHS-Kassetten gehören heute wohl in die Kategorie der Raritäten. Was bei Rettungsversuchen von VHS-Kassetten beachtet werden sollte, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel. Je nach eigenem Anspruch sollten verschiedene Szenarien in Betracht gezogen werden.
Von Kaj-Sören Mossdorf

Eine VHS-Kassette. VHS-Kassette digitalisieren
Bild: teltarif.de
In Zeiten von Blu-rays, Streaming und DVDs sind VHS-Kassetten wohl als Rarität anzusehen. Dass sie ein Revival wie Schallplatten erleben, ist zumindest unwahrscheinlich. Dennoch: Wenn eine Videokassette bis heute überlebt hat, ist sie vermutlich von besonderem Wert für den Besitzer. Auch eine große Videothek, die aus VHS-Kassetten besteht, soll eher nicht einfach auf den Müll gebracht werden. Die Rettung ins digitale Zeitalter ist aber durchaus möglich. Als Privatanwender kann man sich entweder für preiswerte Geräte, eine semiprofessionelle Ausrüstung oder aber gleich ein Service-Angebot entscheiden.

Eine VHS-Kassette. VHS-Kassette digitalisieren
Bild: teltarif.de
Grundsätzlich muss das Video-Signal aus dem VHS-Recorder erst einmal digitalisiert werden, damit der heimische Computer mit dem Datenstrom etwas anfangen kann. Die Digitalisierung des Signals erfolgt dabei beispielsweise mit speziellen USB-Sticks. Günstige Geräte finden sich dabei schon für weit unter 100 Euro im Internet oder beim Elektronikfachhändler des Vertrauens. Das Problem dabei: Anders als in einer Welt, in der mehr oder weniger konstant Daten übertragen werden, liefern VHS-Recorder zwar ein Signal, das für den Fernseher geeignet ist, perfekt ist dieses Signal aber längst nicht.

Passiert dies zu häufig, können insbesondere günstige Sticks und TV-Karten schnell aus dem Tritt geraten. Ein weiteres Problem sind Synchronisationsprobleme des Video- und Audio-Datenstroms. Sie sind nicht aneinander gekoppelt. Am PC muss also zwangsläufig eine Nachbearbeitung stattfinden. Hierzu eignet sich beispielsweise die Open-Source-Software VirtualDub. Sie ermöglicht das Bearbeiten und nachträgliche Anpassen der verschiedenen Ströme. Auch der VLC-Medienplayer kann über eine Option, die sich in den Einstellungen verbirgt, versuchen, die Signale synchron wiederzugeben. Generell ist es aber empfehlenswert, das Problem an der Quelle zu beheben.

Digitalisierung mit Hilfe eines DVD-Recorders

Eine Alternative zu den günstigen USB-Sticks sind ältere DVD-Recorder. Sie können an den Videorekorder angeschlossen werden und können meist recht gut mit den Signalen umgehen. Aber auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Geräten. Bevor man also beispielsweise auf eBay zuschlägt, empfiehlt es sich, ein wenig im Internet zu recherchieren. Allerdings, und das ist ein Nachteil dieser Methode, setzen die Geräte aufgrund ihres Fertigungsjahres häufig ein veraltetes Komprimierungsverfahren ein.

Mit entsprechender Ausrüstung kann das Signal aber durch das Gerät hindurch und an eine semiprofessionelle TV-Karte weitergeleitet werden. Dies hat den Vorteil, dass das Signal bereits durch den DVD-Recorder digitalisiert und korrigiert wurde. Am PC kann das Signal nun bearbeitet und mit einem moderneren Verfahren abgespeichert werden. Auch hier gilt jedoch, dass der Erfolg meist von den verwendeten Geräten abhängt. Zudem ist diese Lösung zunächst einmal sehr Speicher- und Kosten-intensiv. Die letzte Möglichkeit besteht darin, die VHS-Kassetten von einem Dienstleister digitalisieren zu lassen, wobei es sich auch hier lohnen könnte, zunächst einmal nur eine Videokassette bearbeiten zu lassen und sich vom Ergebnis zu überzeugen.

Fazit: Wahl des Verfahrens ist von eigenen Ansprüchen abhängig

Generell hängt die Wahl des Verfahrens von den eigenen Ansprüchen ab. Für gut erhaltene und nur wenige Kassetten könnte ein einfacher USB-Stick ausreichen. Ist genügend Zeit vorhanden und besteht der Wille, etwas Geld zu investieren, könnte sich ein Aufbau aus DVD-Recorder, TV-Karte und Speicherplatz lohnen. Wer Service-Kosten nicht scheut, sich aber nicht selbst um die Digitalisierung kümmern will, der könnte seine Kassetten auch einem entsprechenden Dienstleister anvertrauen. Am Ende könnte es dann doch am günstigsten sein, seine Videothek gleich durch digitale Kopien zu ersetzen - sei es als DVD oder im Angebot eines Streaming- oder Video-On-Demand-Dienstes. Viele ältere Kinofilme sind heute bereits günstig als DVD zu erhalten. Bei Hochzeitvideos und den ersten Schritten des eigenen Kindes geht das natürlich nicht. Grundsätzlich gilt wie bei jeder Digitalisierung: Besser wird die Qualität auf keinen Fall.

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