Ratgeber

Entscheidungshilfe: Das können die Tablet-Betriebssysteme

Betriebssystem entscheidet grundlegend über die Features
Von Ralf Trautmann

webOS, originär vom Palm entwickelt, konnte zum Start der ersten Smartphones mit dem System gute Kritiken einheimsen. Das Problem seinerzeit: Palm fehlte das Geld, um auch wirklich gute Endgeräte rund um das System zu bauen. Doch dann wurde der PDA-Pionier von HP übernommen - und mit einer solchen Marktmacht im Rücken kann das webOS möglicherweise doch noch seinen gerechten Platz in der Welt der mobilen Betriebssysteme finden. HP stellte zumindest neben neuen Smartphones auch das erste Tablet namens Touchpad mit dem System in der Version 3.0 vor. HP Touchpad mit webOS HP Touchpad mit webOS
Bild: HP

webOS liefert Support für Flash, wer Zusatz-Applikationen braucht, kann einen Blick in den zugehörigen AppStore namens App Catalog werfen. Eine immer wieder vorgebrachte Kritik an webOS ist die mit rund 7000 vergleichsweise niedrige Zahl an Apps - durch die HP-Übernahme und die damit verbundene Ausweitung des Betriebssystems auch auf klassische PCs und Drucker besteht hier aber berechtigte Hoffnung, dass sich der AppStore noch ordentlich füllen wird.

webOS ermöglicht Multitasking, der Zugriff auf das Dateisystem ist per PC und per App direkt auf dem Gerät möglich. Eine wahre Stärke des webOS ist aber die intuitive Steuerung und durchdachte Nutzeroberfläche: Laufende Anwendungen werden wie Spiel-Karten dargestellt (die sich auch stapeln lassen), durch die per Finger-Wisch gescrollt werden kann. Soll eine Anwendung geschlossen werden, wird sie nach oben weggeschnippt.

Neben innovativen Features wie Synergie zur Synchronisation und der übersichtlichen Darstellung von Kontakten und Nachrichten oder "Just Type" zur kombinierten Suche in lokalen und Web-Quellen kommt das Touchpad auch mit "Touch to Share": Hier kann das TouchPad zum Beispiel die Adresse einer gerade geöffnete Webseite an ein HP-Smartphone übergeben, indem es einfach an das Tablet gehalten wird. Realisiert wird dies über eine Kombination aus Bluetooth und NFC (Near Field Communication).

Das HP Touchpad soll hierzulande im Juni zu Preisen ab rund 500 Euro auf den Markt kommen.

RIM: Das Blackberry Playbook

Blackberry Playbook Blackberry Playbook
Bild: RIM
Auch RIM hat es sich nicht nehmen lassen, auf den Tablet-Zug mit aufzuspringen - das Produkt heißt Blackberry Playbook und setzt auf das Haus-eigene Betriebssystem QNX. RIM verwendet hier also nicht sein Smartphone-Betriebssystem Blackberry OS, entsprechend ist auch die Bedienung anders als bei den E-Mail-Boliden.

Erste Eindrücke vom Gerät zeigen aber eine Nutzer-Oberfläche, die gefallen kann. Das System unterstützt Multitasking, dessen Umsetzung eines der Glanzstücke des Playbook sein soll - in ersten Demonstrationen des Gerätes funktionierte dieses Feature in der Tat ziemlich gut: Auch bei der parallelen Nutzung ressourcenhungriger Anwendungen kam das Gerät nicht ins Stocken.

Blackberry Playbook
RIM Blackberry Playbook

Zudem kommt das Playbook mit Flash-Support, allerdings wird das Gerät zunächst nur mit WLAN-Schnittstelle erscheinen - wer unterwegs ins Internet will, kann dieses via Tethering mit einem Blackberry-Smartphone erledigen. Die Apps für das Playbook kommen aus der auch von Blackberrys bekannten Blackberry-World, dem AppStore von RIM. Zudem hat RIM bekannt gegeben, dass das Playbook auch Android-Apps nutzen kann, die in einem App Player laufen. Einen Zugriff auf den Android-Market wird es aber nicht geben.

Das Blackberry Playbook soll im zweiten Quartal hierzulande auf den Markt kommen, die Preise sind noch nicht bekannt. In den USA kostet das Gerät ab rund 500 Dollar zuzüglich Steuern.

Der Exot: Das WeTab

Das WeTab Das WeTab
Bild: 4titoo
Abseits der großen Tablet-Anbieter versuchte schon zu Beginn des Tablet-Hypes ein kleines Unternehmen aus Deutschland im Tablet-Markt Fuß zu fassen: Die Firma Neofonie kündigte das WeTab auf Intel-Atom-Basis an - allerdings entwickelte sich das Ganze zunächst zu einem ziemlichen Debakel, da Zeitpläne nicht eingehalten wurden, die Vorab-Präsentationen ziemlich in die Hose ging und das Gerät schlussendlich gefühlt unfertig auf den Markt kam.

Jetzt, nachdem die Firma 4tiitoo das WeTab komplett übernommen hat und zahllose Updates später, hat sich die Situation erheblich verbessert, auch wenn der Ruf des Geräte ramponiert ist. Dabei besetzt das WeTab eine Nische, da es gerade für den klassischen "Frickler" einiges zu bieten hat - und damit für diese Zielgruppe durchaus interessant ist. Das WeTab setzt nämlich auf das Betriebssystem MeeGo, das aus der Zusammenarbeit von Intel und Nokia entstand, und stülpt dem Ganzen die WeTab-OS-Oberfläche über. Wer will, kann das Gerät in den so genannten Expertenmodus versetzen und dann zum Beispiel (unter Verlust der Garantie für die Software) auf einer Linux-Konsole arbeiten.

Für das WeTab gibt es einen eigenen AppStore, der aber nur wenig Software zu bieten hat. Über den Expertenmodus lassen sich diverse Portable-Linux-Applikationen verwenden, die aber in aller Regel nicht auf Touchscreen-Steuerung ausgelegt sind, zudem erfordert dies technische Kenntnisse. Die von Anfang an angekündigte Möglichkeit, Android-Apps auf dem WeTab nutzen zu können, wurde bisher nicht umgesetzt.

Somit gilt: Zwar ist das WeTab sicherlich ein paar Blicke mehr wert als zum Zeitpunkt der Vorstellung, trotzdem ist es in puncto einfacher Nutzung und Erweiterungsmöglichkeiten nicht annähernd mit der Konkurrenz zu vergleichen. Dank der Zugriffsmöglichkeiten auf Linux kann es immerhin als Nerd-Tablet durchgehen. Das Gerät ist zu Preisen ab rund 250 Euro (Amazon-Link) zu haben.

Fazit: Mit ein bisschen Geduld für jeden etwas dabei

Das iPad hauchte dem Tablet-Markt Leben ein - seither ziehen die großen und kleinen Anbieter nach. Da diese natürlich nicht direkt entsprechende Geräte aus dem Boden stampfen konnten, gibt es viele potenzielle Konkurrenten, von denen aber die meisten noch nicht erhältlich sind. Noch etwas zu warten kann sich lohnen: Die iPad-Alternativen haben im High-End-Bereich technische Finessen zu bieten - auf der Suche nach einem Tablet sollten sie also mehr als das iPad im Blick haben.

Unser Tablet-Kaufratgeber hat sich vor allem auf die Betriebssysteme fokussiert, aber natürlich spielt auch die blanke technische Ausstattung eine große Rolle. Daher sollte vor der Kaufentscheidung auch hier ein genauer Blick nicht fehlen - die passenden Informationen finden Sie in den Datenblättern, die neben den einzelnen Betriebssystemen verlinkt sind.

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