Materialfrage

Smartphone aus Metall vs. Kunststoff: Vor- und Nachteile beider Materialien

Viele wünschen sich ein Smartphone aus Metall. Das Material steht für Wertigkeit, Luxus und Stabilität. Doch warum setzen so viele Smartphone-Hersteller auf Kunststoff? Wir haben die Vor- und Nachteile beider Materiale zusammengetragen.
Von Rita Deutschbein

Smartphone aus Metall vs. Kunststoff: Vor- und Nachteile beider Materialien Kunststoff versus Metall
Bild: teltarif.de
Wird ein neues Smartphone-Flaggschiff vorgestellt, gibt es in der Regel bereits vorab Spekulationen über das Material des Gehäuses. Viele Nutzer wünschen sich Metall-Gehäuse, da diese für Wertigkeit, Luxus und Stabilität stehen. Warum verwenden dann so viele Smartphone-Hersteller bei ihren Geräten Kunststoff wie beispielsweise Polycarbonat?

Auf ein Samsung Galaxy mit Metall-Gehäuse warten die Nutzer noch immer und auch das kürzlich in London vorgestellte LG G3 wurde wider Erwarten aus Kunststoff gefertigt. Es gibt aber auch prominente Ausnahmen, bei denen auf Plastik verzichtet und dafür auf Aluminium und Glas als Material gesetzt wird. Beispiele sind unter anderem die iPhones von Apple und die beiden One-Modelle von HTC. Wir haben uns näher mit dem Thema Kunststoff vs. Metall bei Smartphones auseinandergesetzt und einige Gründe gefunden, weshalb Kunststoff bei den Herstellern so beliebt ist.

Samsung verteidigt Polycarbonat

Smartphone aus Metall vs. Kunststoff: Vor- und Nachteile beider Materialien Kunststoff versus Metall
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Sie sind als Plastikbomber verschrieen, gehören aber dennoch zu den am meisten verkauften Smartphones - die Top-Modelle der Galaxy-Reihe von Samsung. Immer wieder wurde spekuliert, dass das nächste Flaggschiff ganz sicher über ein Metall-Gehäuse verfügen wird, eine Hoffnung, die bis jetzt nicht eingetroffen ist. Aktuell ist es das Galaxy S5 Prime, das in einem Metall-Gehäuse die Nachfolge des aktuellen Top-Geräts Galaxy S5 antreten soll und das noch für diesen Sommer erwartet wird.

In einem Interview mit dem US-Technik-Blog Engadget erklärte Dong Hun Kim, Senior Produkt-Designer bei Samsung, warum Polycarbonat für das Unternehmen attraktiver als Metall ist. Metall fühle sich oftmals kalt und schwer an, so der Designer. Kunststoff hingegen sei deutlich wärmer und griffiger, vor allem dann, wenn mit dem Oberflächen-Muster gespielt wird, wie es beim Galaxy S5 und auch dem Note 3 der Fall ist. Zudem kann bei aus Kunststoff bestehenden Geräten oftmals der Akku gewechselt werden, da die Rückseite sich entfernen lässt. Bei Unibody-Gehäusen aus Metall geht dies nicht.

LG G3 wäre mit Metall-Gehäuse gut 300 Euro teurer

Zwei weitere und sehr wichtige Punkte sind die Material- und Herstellungskosten. Diese liegen bei Kunststoff deutlich unter denen von Metall. Zudem ist die Verarbeitung von Metall anspruchsvoller, was den Preis von Smartphones mit Metall-Gehäuse zusätzlich in die Höhe treibt. Vize-Chefdesigner von LG, Chul Bae Lee, rechnete den Kollegen von Trusted Reviews beispielsweise vor, dass das LG G3 mit Metall-Gehäuse etwa 300 Euro teurer verkauft werden müsste. Zudem, so Lee, konnte das G3 nur mit Plastik-Gehäuse so kompakt hergestellt werden. Zum Vergleich: Das Galaxy S5 und das Sony Xperia Z2 haben bei kleinerem Display ähnlich große Gehäuse wie das LG G3. Dennoch könnte sich der Designer bei kommenden Smartphone-Modellen eine Verwendung von Metall bei ausgewählten Gehäuse-Komponenten vorstellen, beispielsweise beim Rahmen. Ein Gehäuse komplett aus Metall wäre seiner Meinung nach zu schwer und aufgrund der glatten Oberfläche zu rutschig.

Polycarbonat hält einiges aus

Man mag es kaum glauben, aber die Verwendung von Polycarbonat statt Metall trägt zur Stabilität des Smartphones bei. Denn der Kunststoff ist nachgiebiger und bietet dadurch eine bessere Druckverteilung. Die Schockeinwirkung bei einem Aufprall wirkt bei Geräten, die aus Metall gefertigt sind, in der Regel direkt auf den Bildschirm, da er das schwächste Element darstellt. Die Folge ist, dass dessen Glasoberfläche häufig zersplittert. Ähnlich verhält es sich bei Smartphones, die zum großen Teil aus Glas bestehen wie beispielsweise das iPhone. Nur das bei diesen bei einem Sturz nicht selten auch das Glas auf der Rückseite zerplatzt.

Doch auch bei Polycarbonat ist Vorsicht geboten, denn viel hängt davon ab, wie das Smartphone beim Fallen auf dem Boden aufkommt. Zudem ist Kunststoff im Vergleich zu Metall anfälliger für Kratzer und Abnutzungserscheinungen.

Problemquelle Empfang

Smartphone aus Metall vs. Kunststoff: Vor- und Nachteile beider Materialien Der Kunststoff-Einsatz im Antennenbereich beim iPhone 5S
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Ein großes Problem bei Smartphones aus Metall ist der Mobilfunk-Empfang. Schlagzeilen schrieb das "Antennagate"-Problem beim iPhone 4. Hielten Nutzer ihr iPhone in der linken Hand, lag der Handballen im unteren linken Bereich am Rahmen an und die Signalstärke sank stark. Die Folge: Gespräche brachen ab. Der Ursprung des Problems lag in der Konstruktion des iPhone 4: Der Metallrahmen dient nicht nur der Stabilität, sondern fungiert auch als Antenne. Wird diese mit der Hand bedeckt, ist der Empfang gestört.

Oftmals findet sich an Metallrahmen von Smartphones - zu sehen nicht nur bei Apples iPhone sondern auch beim Huawei Ascend P7 - ein Kunststoffeinsatz, durch den das Funksignal besser durchdringen kann. Diese sind bei neueren Modellen meist so angebracht, dass die Hand diese beim Halten nicht bedecken kann.

Eine Frage des Geschmacks

Am Ende ist es wie bei so vielen Dingen der Geschmack, der darüber entscheidet, welches Smartphone gekauft wird oder nicht. Sowohl Kunststoff- als auch Metall-Smartphones bieten Vor- und Nachteile. Geräte aus Metall machen mehr her und wirken edel. Zudem sind sie meist so ausgeklügelt konstruiert, das Empfangsprobleme wie beim iPhone 4 nicht mehr auftreten. Auf einen wechselbaren Akku muss allerdings meist verzichtet werden. Aus Kunststoff gefertigte Smartphones haben hingegen den Vorteil, dass sie günstiger gefertigt werden können - die Gewinnmarge für die Hersteller ist hier größer. Für den Nutzer bieten sie Vorteile wie den wechselbaren Akku und ein oftmals leichtes Gewicht. Was meinen Sie? Gern können Sie uns Ihre Erfahrungen mit beiden Materialen im Forum mitteilen, oder mit anderen Lesern diskutieren.

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