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Nokia 8 im Test: Noch nicht ganz Oberklasse

Nokia wagt mit dem Nokia 8 den Angriff auf die Android-Oberklasse: Doch bei Kamera und Display kann es noch nicht ganz mithalten
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Das Nokia 8 verzichtet auf herstellerspezifische Anpassungen und wird mit "purem" Android 7.1.1 Nougat ohne Schnickschnack ausgeliefert, was sehr zu begrüßen ist. Gemäß Nokias zweijähriger Update-Garantie soll schon sehr bald das Update auf Android 8 Oreo zur Verfügung gestellt werden. Konkret wünscht man sich freilich eine 25- bis 26-monatige Update-Garantie, so dass auch im Herbst 2019 noch das Update auf die dann erscheinende Android-Version gesichert ist, sowie eine daran anschließende weitere zweijährige Garantie für die Versorgung mit Sicherheits-Patches. Apple versorgt seine Geräte typischerweise vier Jahre mit Systemupdates, und nochmals länger mit Sicherheits-Updates. Warum will das im Android-Lager keiner leisten?

Nokia 8

Nach wiederholtem SIM-Karten-Wechsel, der im Betrieb ohne Neustart des Systems möglich ist, beobachteten wir in diversen Apps, insbesondere im Browser, am oberen linken Bildschirmrand ein unmotiviert dauernd hell leuchtendes Pixel. Dieses verschwand nach einem Reboot wieder, es handelt sich also nur um einen sehr kleinen Software-Glitch.

Viel Speicher

Das Nokia 8 ist mit 4 GB RAM und 64 GB Speicher ausgestattet, von denen ca. 51 GB anfangs frei sind. Das ist im Android-Lager eine sehr gute Ausstattung. Mit einer micro-SD-Karte lässt sich der Speicher um bis zu 256 GB erweitern. Möglicherweise lässt sich der Speicher sogar noch mehr erweitern, falls das Nokia 8 zu den gerade neu auf den Markt kommenden micro-SD-Karten mit 400 oder gar 512 GB kompatibel ist. Letzteres ist nicht unwahrscheinlich, vom Hersteller aber sicher noch nicht ausführlich getestet, und daher auch nicht garantiert.

Dual-SIM

Statt der Micro-SD-Karte lässt sich in das Nokia 8 auch eine zweite SIM-Karte einlegen. Das Gerät ist also Dual-SIM-fähig. Leider stellt HMD Global für Nokia aber noch eine zweite Single-SIM-Variante des Nokia 8 her, die insbesondere für den europäischen Markt gedacht ist. Der Hintergrund dafür ist, dass die die Netzbetreiber gerade Top-Smartphones beim Vertragsschluss erheblich subventionieren - aber eben nur die jeweilige Single-SIM-Variante.

Der Prozessor des Nokia 8 ist richtig schnell

Für die Datenverarbeitung ist im Nokia 8 ein Snapdragon 835 von Qualcomm zuständig. Dieser Octa-Core-Prozessor verfügt über vier schnelle Kerne mit bis zu 2,5 GHz Takt und weitere vier effiziente Kerne mit bis zu 1,8 GHz. Im teltarif.de-eigenen Browser-Benchmark erreicht das Gerät sehr gute 140 Punkte. Dabei wird die Geschwindigkeit getestet, mit der 100 fest vorgegebene (und lokal gecachte) Webseiten gerendert werden. Nur das U11 von htc war in diesem Benchmark mit 148 Punkten noch etwas schneller. Da letzteres ebenfalls von einem Snapdragon 835 mit fast identischen Taktraten (2,45 GHz und 1,8 GHz) angetrieben wird, und ebenfalls über 4 GB RAM verfügt, ist der geringe Unterschiede von 6 Prozent entweder durch Zufallsschwankungen begründet. Oder das U11 liegt tatsächlich aufgrund eines besseren Systemdesigns um die berühmte Nasenspitze vorn. Denkbar ist beispielsweise, dass beim U11 der Prozessor effizienter gekühlt wird, so dass er länger bei hohem Takt verbleiben kann. Oder das WLAN-Interface, über das die Daten vom simulierten Server bezogen werden, ist beim U11 etwas besser als beim Nokia 8.

Auch bei den kommerziellen, als App verfügbaren Benchmarks erreicht das Nokia 8 Spitzenwerte: Ein Score von 41011 im 3DMark, 1923 im Geekbench (Single-Core) und 6566 (Multi-Core). An Leistung mangelt es also nicht!

Auch im Bedientest zeigt sich die hohe Leistung des Nokia 8: Alle Wischgesten verlaufen flüssig ohne Ruckeln. Apps öffnen sich sehr schnell. Selbst das Installieren von Android-Sicherheitsupdates, das bei langsameren Geräten teils zur Qual wird, blockiert das Gerät nur wenige Minuten.

Akku und Laufzeit gut

Der USB-C-Connector des Nokia 8 Der USB-C-Connector des Nokia 8
Foto: teltarif.de
Das Nokia 8 besitzt einen fest eingebauten Akku mit 3090 mAh Kapazität. Das ist ausreichend, aber nicht üppig. Im Akkutest von teltarif.de, bei dem typische Browser- und Videonutzung simuliert wird, hält das Nokia 8 insgesamt 8:24 Stunden durch. Das ist ein guter Wert. Man darf also erwarten, das Nokia 8 einen ganzen Arbeitstag lang intensiv nutzen zu können, bevor der Akku leer ist.

Zum Laden und zur Datenkommunikation verfügt das Nokia 8 über einen modernen USB-C-Port. Das mitgelieferte Ladegeräte verfügt über eine Leistung von 18 Watt und lädt das Nokia 8 entsprechend schnell auf. Schon nach etwas über 20 Minuten sind selbst bei vorher leerem Akku bereits wieder 50 Prozent Ladung erreicht. Trotz der hohen Ladegeschwindigkeit werden weder Netzteil nach das Smartphone selber beim Laden übermäßig warm oder gar heiß. Unterstützung für kabelloses Laden ist jedoch nicht integriert, man bleibt also auf den Stecker angewiesen.

Das von Nokia mitgelieferte USB-Kabel ist vom Typ USB-A (am Netzteil oder Laptop) zu USB-C (am Smartphone). Damit hat Nokia dieselbe Lösung wie Samsung gewählt. Auch beim Galaxy S8 wird ein USB-C-Kabel mitgeliefert, aber zusätzlich ein Adapter von Micro-USB auf USB-C beigelegt. Letzteres hat den Vorteil, das man bestehende Micro-USB-Kabel weiterverwenden kann, aber den Nachteil, das man dazu immer den Adapter dabei haben muss. Dabei geht so ein kleines Ding schnell mal verloren.

Wer das Nokia 8 zum Beispiel im Büro und zu Hause aufladen können will, ist dank des fehlenden Adapters gezwungen, entweder das mitgelieferte Ladekabel immer dabei zu haben (was deutlich größer und sperriger ist als der kleine Adapter) oder sich einen Adapter oder ein zusätzliches USB-A-zu-USB-C-Kabel anzuschaffen. Freilich sind das Kosten im Bereich von wenigen Euro, die zudem auch nur einmalig anfallen. USB-C ist definitiv der kommende Standard, und dafür jetzt schon Kabel zu kaufen, ist sicher nicht falsch.

Nokia 8: Empfangsqualität und Datenrate

Der Snapdragon 835 unterstützt LTE-Downloads mit bis zu 1000 MBit/s. Freilich gibt es hierzulande kein Netz, das ausreichend schnell wäre, um diese Geschwindigkeit auch zu testen. In der Praxis zeigte das Nokia 8 eine sehr gute Empfangsstärke: Dort, wo sich auch andere Geräte problemfrei ins Netz einbuchen, tat es auch das Nokia 8, und lieferte dann stabile Down- und Uploads. Neben den heute bereits gängigen LTE-Frequenzen unterstützt das Nokia 8 auch LTE Band 28. Dieses entspricht dem Frequenzbereich um 700 MHz, der in Deutschland bereits vor einigen Jahren an die Netzbetreiber per Auktion zugeteilt wurde. Sollte einer der Netzbetreiber vor dem Aufbau von 5G-Netzen das 700-MHz-Band zeitweilig mit 4G/LTE versorgen, wäre das Nokia 8 hier zum Empfang bereit.

Natürlich sind mit dem Nokia 8 Datenübertagungen via GPRS/EDGE sowie UMTS/HSPA+ in allen weltweit gängigen Frequenzen möglich. WLAN a/b/g/n/ac steht inklusive MIMO im 2,4- und 5-GHz-Band zur Verfügung. NFC, Bluetooth 5.0 und Navigation via GPS, Glonass und Beidou runden das Angebot der drahtlosen Schnittstellen ab.

Sprachanrufe sind via 2G, 3G und 4G (VoLTE) möglich. Bei unseren Testanrufen hatten wir eine sehr gute Sprachqualität ohne Störgeräusche, also genau so, wie man es von einem Nokia-Handy auch erwartet. Die Soundqualität des eingebauten Mono-Lautsprechers beim Abspielen von Videos ist gut, aber nicht überragend. Auch hier stellt sich die Frage, warum man nicht einen zweiten Lautsprecher am oberen Geräterand einbaut, um beim Abspielen von Videos im gedrehten Zustand eine echte Stereo-Wiedergabe zu ermöglichen.

Das Nokia 8 überzeugt mit schneller CPU, schnellen Downloads und sehr guter Sprachqualität. Doch wie sieht es mit der Kamera aus? Lesen Sie dazu den dritten und letzten Teil unseres Tests.

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