Mobilfunk

Unlimited-Tarife auf dem Vormarsch?

Tarife mit unbe­grenztem Daten­volumen sind zwar in deut­schen Mobil­funk­netzen keine Selten­heit mehr, doch der Durch­bruch im Massen­markt lässt auf sich warten. Dafür gibt es verschie­dene Gründe.
Ein Kommentar von Björn König

Unlimited-Tarif für unter 60 Euro Der Unlimited-Tarif von 1&1 ist noch kein Preisbrecher
Screenshot: teltarif.de, Quelle: 1und1.de
2019 rüttelte freenet Funk die Tele­kom­muni­kati­ons­branche mit einem voll­kommen neuen Konzept auf. Ein "No Frills"-Mobil­funk­tarif mit unbe­grenztem Daten­volumen für unter 30 Euro im Monat. Abge­schlossen wird dieser per App, bezahlt per PayPal, und ist sogar noch täglich kündbar. Das war seiner­zeit ein Novum, denn lange hatten ledig­lich die Deut­sche Telekom oder Voda­fone über­haupt vergleich­bare Ange­bote im Port­folio, dann aber als Lauf­zeit­ver­trag und in der Regel dreimal so teuer. So mancher Markt­beob­achter ging seiner­zeit davon aus, dass freenet einen Stein ins Rollen gebracht hat und Unli­mited-Tarife nun wie Pilze aus dem Boden schießen. Speku­liert wurde, dass die Preise sogar noch weiter nach unten gehen. Die Realität sieht aller­dings auch heute noch anders aus.

Durch­bruch im Massen­markt blieb aus

Unlimited-Tarif für unter 60 Euro Der Unlimited-Tarif von 1&1 ist noch kein Preisbrecher
Screenshot: teltarif.de, Quelle: 1und1.de
Tatsäch­lich kamen seit 2019 weitere Unli­mited-Tarife auf den Markt. Über ihre Premium-Netz­betrei­ber­marke o2 vermarktet Telefónica Deutsch­land beispiels­weise die o2 Free Unli­mited-Tarife, welche sich ledig­lich durch verschie­dene Geschwin­dig­keiten, nicht jedoch das enthal­tene Daten­volumen diffe­ren­zieren. Die Deut­sche Telekom hingegen ging einen anderen Weg und senkte zwar nicht den Preis für vergleich­bare Unli­mited-Tarife, packte aber dafür einen VDSL-Anschluss mit ins Paket. Auch hier zog o2 jüngst wiederum nach.

Aktu­ellster Neuzu­gang ist 1&1: Der Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern aus Monta­baur brachte einen 5G XXL-Tarif für unter 60 Euro auf den Markt, dieser funkt zumin­dest aktuell noch bei o2, mit Start des eigenen Mobil­funk­netzes werden 1&1-Kunden aber voraus­sicht­lich auf die eigene Platt­form genommen. Dennoch, auf einen DSL-Anschluss müssen Kunden bei 1&1 verzichten, ein Tarif­paket aus DSL und Mobil­funk ist hier nicht inklu­sive.

Immer noch zu teuer

Auch fast zwei­ein­halb Jahre nach dem freenet-Funk-"Tarif­kra­cher" sind Unli­mited-Tarife immer noch nicht im großen Stil bei den Kunden ange­kommen. Die Auswahl ist zu gering, die Preise nach wie vor zu hoch. Vor allem der Chal­lenger 1&1 reagiert in diesem Preis­seg­ment sehr defensiv. Und auch das aktu­elle Angebot wird voraus­sicht­lich nicht viele Nutzer hinter dem Ofen hervor­locken. Rund 60 Euro sind schließ­lich eine ganze Stange Geld im Monat, nur um mit dem Smart­phone im Internet zu surfen oder unter­wegs zu streamen.

Hinzu kommt, dass entspre­chende Tarife auch noch mit einigen Fall­stri­cken daher­kommen. So gilt das unbe­grenzte Daten­volumen in der Regel nur im Inland, nicht aber im EU-Ausland. Auch die Nutzung am heimi­schen Router wurde in der Vergan­gen­heit trotz gegen­tei­liger Rechts­auf­fas­sung der Gerichte immer wieder einge­schränkt und Nutzer wegen "nicht verhält­nis­mäßigem" Verbrauch ihres Tarifs gekün­digt. Insbe­son­dere dieser Punkt dürfte das Vertrauen in entspre­chende Tarife nach­haltig geschä­digt haben, denn wer geht schon davon aus, dass er mit einem Unli­mited-Daten­tarif wegen über­mäßigem Daten­ver­brauch gekün­digt wird?

Haupt­grund ist fehlender Wett­bewerb

Realis­tisch betrachtet gibt es nur einen Grund, warum Unli­mited-Tarife sich bislang nicht am Markt durch­gesetzt haben - und der liegt sicher­lich nicht am fehlenden Daten­hunger der Nutzer. Es fehlt schlicht der nötige Wett­bewerb. Aktuell sieht es nämlich so aus, dass alle drei Netz­betreiber den Markt unter sich aufteilen und selbst 1&1 zumin­dest derzeit noch auf Vorleis­tungen von Telefónica ange­wiesen ist. Verständ­lich ist auch, dass vor allem Deut­sche Telekom und Voda­fone ihre Premium-Kern­marken nicht mit "Dumping-Daten­flat­rates" beschä­digen wollen. Ergo: Die Preise blieben weiterhin konstant hoch.

Und da zeigt sich wieder der Unter­schied zu einer Zeit, in der es mit E-Plus noch vier Mobil­funk­netz­betreiber in Deutsch­land gab. Seiner­zeit hatte vor allem die E-Plus-Discount­marke "simyo" zu einer nach­hal­tigen Verän­derung der Tarif­land­schaft geführt. Aufgrund des anhal­tenden Wett­bewerbs durch vier Netz­betreiber war die Tarif­sen­kung keine Eintags­fliege, sondern setzte sich schließ­lich auch im Wett­bewerb durch. Es bleibt also zu hoffen, dass mit dem kommenden 5G-Netz von 1&1 bei Unli­mited-Tarifen eine ähnliche Entwick­lung zu beob­achten ist.

Inter­view mit Freenet Funk: "Kunden profi­tieren auto­matisch von 5G".

Mehr zum Thema Echte, mobile Internet-Flatrate