IPv4

IPv4: Bisherige IP-Adressen nun komplett aufgebraucht (Update)

Die Umstellung auf neuen Standard IPv6 für Ende 2011 geplant
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

IPv6: Internet-Protokoll soll mehr Privatsphäre und Verbesserungen bringen Neues Protokoll soll mehr Privatsphäre im Internet bringen
Bild: teltarif.de
Internet-Nutzer surfen meist mit ständig wechselnden IP-Adressen durchs Netz. Diese "dynamische Adressenverwaltung" für die Kunden der Internet-Zugangsanbieter war lange Zeit notwendig, da beim bisherigen Standard IPv4 die Adressen knapp sind. Das zur Zeit eingesetzte Internet-Protokoll in der Version 4 wurde 1981 definiert und erlaubt maximal etwa 4,3 Milliarden IP-Adressen. Vor 30 Jahren konnten die Entwickler noch nicht absehen, dass das Internet irgendwann einmal mehr Adressen benötigen würde.

Update: IPv4-Adressen komplett aufgebraucht

Nun sind alle IP-Adressen des bisherigen Standards für den Datenaustausch im Internet aufgebraucht, teilte die oberste Vergabestelle für diese Kennzahlen, die IANA, in Miami mit. Die letzten fünf Blöcke von IP-Adressen wurden symbolisch an Vertreter der Vergabestellen in den Kontinenten vergeben. Als letzter nahm der Leiter der europäischen Vergabestelle RIPE, Axel Pawlik, die IP4-Adressen in einem Umschlag entgegen. Damit gehe ein Kapitel der Geschichte zu Ende, erklärte die IANA (Internet Assigned Numbers Authority). Die regionalen Vertreter erklärten, jetzt komme es darauf an, die Umstellung auf den neuen Standard IPv6 zügig umzusetzen.

IPv6: Internet-Protokoll soll mehr Privatsphäre und Verbesserungen bringen Neues Protokoll soll mehr Privatsphäre im Internet bringen
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Mit dem neuen Internet-Protokoll IPv6 soll eine Adressknappheit quasi unmöglich sein. Der Standard bietet einen nahezu unendlichen Vorrat an IP-Adressen. Eine IPv4-Adresse besteht aus vier Blöcken, die jeweils durch einen Punkt getrennt sind. Der neue Standard IPv6 vervierfacht die Länge der IP-Adressen auf 128 Bit. Die 4,3 Milliarden IP-Adressen von IPv4 werden bei IPv6 daher nicht nur vervierfacht, sondern ganze 96 mal verdoppelt. Mit dieser Anzahl könnte etwa das fünfzig-Billionen-fache der jetzigen Weltbevölkerung von etwa 7 Milliarden Menschen mit einer Billiarde IP-Adressen pro Kopf versorgt werden. Damit wird es theoretisch möglich, jedem internetfähigem Gerät - egal ob Computer, Handy oder anderen Geräten - eine lebenslang einheitliche IP-Adresse zuzuweisen.

IPv6 soll auch mehr Privatsphäre bringen

Um den damit verbundenen Datenschutzbedenken zu begegnen, sieht das neue Protokoll "Privacy Extensions" vor, die verhindern sollen, dass man ein Gerät über längere Zeit hinweg im Netz identifizieren kann. Bei Windows sind diese Privatsphäre-Erweiterungen standardmäßig aktiviert, auf einem Mac- oder einem Linux-Rechner müssen sie erst eingerichtet werden.

"Aus technischer Sicht ist es begrüßenswert, dass jedes Gerät eindeutig adressierbar ist", sagte dazu der Vorsitzende des deutschen IPv6-Rates, Christoph Meinel. Die Frage nach dem Schutz der Privatsphäre müsse gesellschaftlich diskutiert und geklärt werden. Dabei habe das Bedürfnis nach Anonymität und Schutz der Privatsphäre aber eine eigene Lösung verdient und sollte sich nicht wie bei der dynamischen Vergabe von IPv4-Adressen aus einem technischen Mangel ergeben.

Bei der bevorstehenden Umstellung auf das neue Internet-Protokoll sollte es für private Nutzer kaum Probleme geben. Die Telekommunikationsfirmen wollen die Internet-Dienste unabhängig von der jeweiligen Version des Protokolls aufrechterhalten. Anwender sollten aber darauf achten, ob der Router für den DSL-Zugang schon mit dem neuen Standard IPv6 zurechtkommt, empfiehlt Meinel. Anders als einige neue Geräte verstehen ältere Router nur IPv4. Wer das Gerät vom Anbieter des DSL-Zugangs bekommen hat, sollte ihn fragen, welche Möglichkeiten angeboten werden, um den Router in die neue Ära zu bringen. Das kann ein Firmware-Update sein, also die Installation einer neuen Geräte-Software. In anderen Fällen wird wohl auch ein ganz neuer Router erforderlich sein. Große Anbieter wie die Telekom wollen nach eigenen Angaben Ende 2011 damit beginnen, IPv6-Adressen an Privatkunden zu vergeben. Mit speziellen Übergangstechniken stellen die Firmen sicher, dass Kunden, die weiter mit IPv4-Technik im Netz unterwegs sind, ihren Zugang zum Internet nicht verlieren.

Weitere Informationen über das Internet-Protokoll der nächsten Generation lesen Sie auf unserer Info-Seite.

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