Art, copy and code

Googles großer Angriff mit dem Internet der Dinge

Google-Schuh und mehr Werbeideen: "This is NOT super boring!"
Aus Austin, Texas, berichtet:

Google zeigt interaktiven Schuh auf der SXSW Google zeigt einen interaktiven Schuh auf der SXSW
Foto: teltarif.de
Der Suchmaschinen-Riese Google gewährte auf dem Technikfestival South by Southwest Interactive (SXSWi) im amerikanischen Austin einen Blick in seine Forschungslabors der Werbeabteilung. Unter dem Slogan "Art, Copy & Code [Link entfernt] " zeigten Aman Govil und Ben Malbon sechs Projekte, mit denen Google Werbekunden und der Gesellschaft Anreize für neue Werbeformen, kreative Ideen und deren Umsetzung mit neuen Technologien geben will. Google will unter dem Motto "Advertising Re-imagined" zum einen zeigen, wie mit Hilfe verschiedenster neu geschaffener Datensätze neue interaktive Werbeformate entstehen und zum anderen wie gute Werbeideen heute mit modernen Informationstechnologien auf ganz neue Art und Weise umgesetzt werden können. Im folgenden sollen zwei Teilprojekte von Art, Copy und Code näher beschrieben werden, die Google in Austin auf einem großen Spielplatz für Erwachsene gezeigt hat. Google zeigt interaktiven Schuh auf der SXSW Google zeigt einen interaktiven Schuh auf der SXSW
Foto: teltarif.de

Der sprechende Schuh: "This is super boring!"

"Nein, Google wird kein Schuh-Produzent", mit diesen Worten kommentierte Aman Govil am Sonntag erste (falsche) US-Medienberichte zum "Talking Shoe", Googles Experiment in der Kategorie der vernetzten Objekte. Beim Schuh selbst handelt es sich um ein Paar Adidas-Turnschuhe, wobei der rechte Schuh mit Druckmess- und Beschleunigungs­sensoren ausgerüstet wurde. Beim linken Schuh handelte es sich um einen handelsüblichen Turnschuh. Dank Bluetooth kann der Schuh mit einem Smartphone oder Tablet verbunden werden und erhält Zugang zum Internet. Er kann also zum Beispiel direkte Updates auf Google Plus posten und dort ein eigenes Profil aktualisieren. Um dem Objekt weiter ein wenig eigene Persönlichkeit zu verleihen, hat Google zudem (ein wenig) Rechenintelligenz und einen Lautsprecher eingebaut, so dass der Schuh die Messergebnisse auch selbst (ironisch) kommentieren bzw. im Vorfeld einprogrammierte Sätze zu bestimmten Zuständen sprechen kann.

Google zeigt interaktiven Schuh auf der SXSW Nur der rechte Schuh trägt die Sensorik.
Foto: teltarif.de
Googles aktueller Ansatz in der Kategorie der vernetzten Objekte ist vor allem die Generierung von vielen weiteren Datensätzen durch die Objekte selbst und denjenigen, der diese Objekte nutzt. Diese Daten gilt es im folgenden dann in den richtigen Kontext mit anderen Daten der Umgebung zu setzen und aus Sicht von Google sicherlich auch bestmöglich zu vermarkten. Google stellte in Austin für den Schuh zum Beispiel folgenden Ansatz vor: In Malbon's Gedanken wird der sprechende Schuh von einem NBA-Basketballspieler getragen. Dessen Bewegungsdaten werden live ins Internet übertragen und in einem speziellen Werbeformat für den Basketballfan erleb-, teil- und auswertbar gemacht. In einem weiteren Schritt ist aber sicherlich auch der heute von Google noch unerwähnte Anwendungsfall denkbar, nämlich dass der Schuh Daten aus der Umgebung empfängt und an den Nutzer ausspielt. In diesem Fall kann der Schuh vor dem Überschreiten einer Straße bei rotem Ampellicht warnen oder etwa besondere Angebote von Shops ansagen, an denen man gerade vorbeigeht. Einen ersten Eindruck vom sprechenden Schuh gibt das folgende Video von Google:

Das ganz besondere Video: Nur für Dich!

Unter dem Schlagwort "An Audience of one" experimentiert Google derzeit mit voll-automatisierten Videos, die auf die jeweiligen Interessen des Nutzers, den jeweiligen Aufenthaltsort, die jeweiligen Tageszeit und weitere Personalisierungsmerkmale zugeschnitten sind und auf diese Weise ein neues Videoerlebnis liefern sollen. Das Video wird in Echtzeit produziert, also mit nur wenigen Sekundenbruchteilen Vorlauf - dank moderner Großrechner ist das mittlerweile möglich. Einen ersten Versuch, der bislang aber nur Teile des hier formulierten Anspruch abbildet, finden Interessierte auf der Projekt-Website [Link entfernt] unter dem Link "Watch the Art, Copy & Code Film". Um die interaktiven Elemente zu erleben, sollten Sie den Clip mehrfach über den Tag verteilt und im Idealfall auch an unterschiedlichen Orten ansehen.

Weitere Beispiele zu den Google Studien werden in den kommenden Wochen auf der Projektseite ergänzt. Google nutzte die Vorstellung in Austin auch dazu, weiteres Personal für die Ideen zu suchen und das bislang kleine Team rund um Art, Copy & Code zu ergänzen.

Kommentar von Redakteur: Martin Müller
Google forscht sicherlich nicht aus reiner Nächstenliebe im Bereich des Internet der Dinge. Nach der schon länger heiß diskutierten Brille sind es nun also Schuhe oder Autos. Google hat seit jeher eine besondere Stärke: Das Auswerten und Monetarisieren von Daten. Und Google ist hungrig nach immer mehr Daten! Daher kommt der Fingerzeig, wie Menschen durch digitalisierte Dinge mehr und mehr Daten generieren sollen, nicht überraschend. Bleibt abzuwarten, ob und wie stark die breite Bevölkerung hier mit macht. Wenn der Nutzen stimmt und die Dinge sogar Spaß machen, hat Google große Chancen, dass diese Strategie aufgeht.

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