Kritik

"Geplante Obsoleszenz" bei Elektrogeräten: Nichts hält mehr

Reparieren ist häufig unmöglich, die Haltbarkeit wird immer geringer
Von Steffen Herget

Elektrogeräte gehen immer schneller kaputt Elektrogeräte gehen immer schneller kaputt
Bild: teltarif.de
In dieser Woche sorgte ein Begriff für Aufsehen in der Technik-Szene: "Geplante Obsoleszenz". Dieser Fachbegriff steht für Verschleiß bei Produkten, der nicht auf normale Abnutzung, sondern auf absichtliche, bewusst eingebaute Schwachstellen bei den Geräten zurückzuführen ist. Eine Studie der Bundestags­fraktion der Grünen, die der Saarbrücker Zeitung [Link entfernt] vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass die Hersteller aller möglichen Gerätschaften immer häufiger minderwertiges Material verwenden und Produkte absichtlich so konstruieren, dass sie weniger lange funktionieren als früher. Die Verfasser der Studie stellen die These auf, dass die Deutschen jährlich mehrere Milliarden Euro unnötig ausgeben, weil Staubsauger, Waschmaschine oder Laptop gewollt schneller kaputt gehen. Experten wie Philip Heldt von der Verbraucher­zentrale Nordrhein-Westfalen halten dies im Gespräch mit der Zeitung unter bestimmten Umständen für einen großen Skandal.

Elektrogeräte gehen immer schneller kaputt Elektrogeräte gehen immer schneller kaputt
Bild: teltarif.de
Wenn Hersteller Geräte mit Absicht schlecht konstruierten, um durch den schnelleren Verschleiß mehr zu verkaufen, sei das durchaus ein Skandal. Wenn das Unternehmen jedoch billiges Material verwende, um die Kosten zu senken und so am Markt bestehen zu können, könne man daraus keinen Vorwurf machen, so Heldt. Der finanzielle Anreiz für schlecht gebaute Geräte ist jedoch für die Produzenten durchaus gegeben, denn wenn deren Produkte ewig halten, werden keine neuen gekauft und eben kein Geld verdient. Allein das Problem: Vorsatz ist den Produzenten kaum nachzuweisen. Grundsätzlich solle man bei "Super-Billig-Angeboten" Vorsicht walten lassen, so der Verbraucherschützer zur Saarbrücker Zeitung: "Das ist so ähnlich wie mit der Lasagne für 1,50 Euro: Da muss man sich auch nicht wundern, wenn da was drin ist, was nicht drin sein sollte."

Das Problem ist weit verbreitet

Solche Probleme gibt es aber längst nicht nur bei Staubsaugern, Rührgeräten und Co., sondern auch im Bereich von Handys und anderen mobilen Gerätschaften, so Heldt. "Besonders anfällig sind Elektrogeräte, weil es da weniger stört, denn die Innovationszyklen bei Handys oder Laptops sind relativ kurz. Ein fünf Jahre altes Handy kann viel, viel weniger als ein aktuelles Modell. Wenn das Handy also kaputt geht, ist der Leidensdruck nicht so hoch wie bei einer Waschmaschine, die immer noch genauso viel kann wie eine ein paar Jahre alte. Beim Handy aber ist der Ärger meist nicht so groß und man hat einen Grund, ein moderneres Gerät zu kaufen." Gerade bei aktuellen Smartphones im High-End-Bereich lebt derzeit zudem ein unschöner Trend wieder auf, der genau in diese zweifelhafte Entwicklung zu passen scheint: der nicht wechselbare Akku, und damit verbunden die kaum noch vorhandene Möglichkeit, ein defektes Gerät zu reparieren. Geräte wie das Apple iPhone, HTC One, Sony Xperia Z oder Nokia Lumia 920 kommen zu Gunsten eines schickeren Gehäuses mit einem fest verbauten Akku daher, der sich nicht ohne größeren Aufwand und wahrscheinlichen Verlust der Garantie austauschen lässt. Gibt also der Akku irgendwann den Geist auf, geht der Ärger mit dem teuren Smartphone los, statt einfach den Deckel aufzumachen und die Batterie zu wechseln. Andere Bauteile zu tauschen ist bei Handys und Smartphones ebenfalls kaum ohne großen Aufwand möglich, vor allem bei den Modellen, die nicht verschraubt, sondern verklebt sind - Reparatur-freundlich sieht anders aus.

Bei Tablets ist das Problem sogar noch ausgeprägter. Modelle mit wechselbarem Akku gibt es de facto überhaupt nicht, zudem sind die Gehäuse im Regelfall nicht verschraubt, sondern geklemmt und geklebt, was das unfallfreie Öffnen nahezu unmöglich macht. Bei diesen Geräten, die meist auf ein extrem dünnes Gehäuse und geringes Gewicht optimiert sind, heißt es im Regelfall: Reparatur unmöglich.

Beim Kauf auf Reparatur-Tauglichkeit achten

Dem Kunden bleiben natürlich nur wenige Möglichkeiten, auf diese Machenschaften der Hersteller zu reagieren. Bei Haushaltsgeräten lässt sich noch eher beim Kauf die Reparatur-Tauglichkeit überprüfen und gegebenenfalls ein anderes Gerät auswählen. Bei Smartphones kann man sich immerhin für Modelle entscheiden, bei denen zumindest der Akku problemlos zu wechseln ist. Diese Wahl hat man bei Tablets normalerweise nicht. Es bleibt festzustellen: Nicht jeder Trend im Hardware-Bereich ist ein schöner.

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