Flatrate-Kündigungen durch den Anbieter
(1)
Der Anbieter kündigt zum Ende der Laufzeit.
Beide Vertragspartner haben ohne Angabe von Gründen das Recht, das Vertragsverhältnis zum Ende der Laufzeit zu kündigen.
Jeder Kunde ist doch froh, wenn er (irgendwann einmal) von diesem Recht Gebrauch machen kann - das gleiche müssen wir auch dem Vertragspartner zugestehen. Sicher, es ist ärgerlich, dass wir uns dann leider einen neuen Anbieter/Tarif suchen müssen, aber in der Regel finden doch solche Kündigungen durch den Anbieter äußerst selten statt, denn er will mit uns ja weiterhin Geld verdienen.
Kurzum: man darf sich nicht beschweren, wenn man bewusst einen Tarif mit kurzer Vertragslaufzeit wählt, dann aber fristgerecht zum Ende der Laufzeit gekündigt bekommt.
Dabei spielen die Gründe keine Rolle, und der Anbieter handelt in jedem Fall völlig legitim.
Dass sich ein Anbieter dadurch von "unrentablen" Kunden trennt, die eine Flatrate unverhältnismäßig und bis zum "Geht-Nicht-Mehr" ausreizen, ist aus wirtschaftlicher Sicht absolut verständlich und auch richtig.
Jeder intelligente Kunde wird Verständnis dafür aufbringen müssen.
(2)
Der Anbieter kündigt fristlos zum sofortigen Zeitpunkt.
Nun ja, rechtlich gesehen ist es natürlich sehr fragwürdig, wenn ein Anbieter mit einer Flatrate "ohne Grenzen" wirbt und dann bei einem bestimmten Minutenkontingent oder Datenvolumen dem Kunden vorzeitig kündigt.
Wo genau ist der Unterschied zwischen privater Vielnutzung und unverhältnismäßiger Dauer-/Extremnutzung?
Das ist nirgends klar definiert, und so ist es natürlich zunächst unverständlich, wie eine Kunde eine "echte" (grenzenlose) Flatrate missbrauchen kann.
Ich finde es jedenfalls nicht korrekt, dass zunächst keine Mahnung oder Verwarnung ausgesprochen wird, sondern der Kunde direkt mit der fristlosen Kündigung konfrontiert wird.
Trotzdem muss man sagen, dass selbst eine echte Flatrate bei normalem Gebrauch eben keine Dauernutzung sein kann: denn bei einem normalen Gebrauch schläft der Kunde in der Regel 6-8 Stunden pro Tag, es gibt Zeiten der Wenig-/Nichtnutzung (z.B. Urlaub, Arbeitszeiten) oder einfach Tage/Zeiträume, in denen selbst Quasselstrippen das Handy weniger oder gar nicht brauchen.
Viele Kunden missbrauchen die Flatrate in unangemessener Weise: hier werden Festnetz-Flats als "Standleitung" benutzt um das Handy als Babyfon nutzen zu können. Andere verschicken täglich (!) SMS-Nachrichten im dreistelligen Bereich. Dass sich so ein "SMS-Chat" für den Anbieter nicht lohnen kann, müsste jedem Kunden klar sein. Ich würde wetten: müsste man nur 1-2 ct/SMS bezahlen, würde man solch einen Nachrichten-Austausch per E-Mail oder ICQ-Messenger abwickeln.
Von daher kann in solchen Fällen eigentlich nicht mehr von einem normalen Nutzerverhalten oder "Fair Use" gesprochen werden. In diesen extremen Beispielen ist eine sofortige Kündigung wohl einigermaßen nachvollziehbar, dennoch sollten die Anbieter vorher festlegen, was sie unter einem Missbrauch verstehen - nur so sind für beide Vertragspartner die Grenzen deutlich abgesteckt.
Fazit:
Meiner Meinung nach sind die heutigen Kosten für eine Flatrate viel zu gering und lohnen sich damit für den Kunden sehr schnell. Der Anbieter macht dadurch jedoch großen Verlust - da hilft auch eine gute Mischkalkulation nichts.
Insbesondere die Sprachflatrates in alle Netze für etwa 60 Euro/Monat kann man sehr schnell ausreizen, wenn man sehr viel in die verschiedenen Mobilnetze telefoniert.
Von daher werden die Preise für eine Flatrate entweder enorm steigen - oder der Anbieter wird in Zukunft deutlich darauf aufmerksam machen, dass es irendwelche Limits gibt.
Am Ende ist es jedoch der Kunde, der verliert - in beiden Fällen.
Vielleicht hätten die "Power-User" mal vorher überlegen sollen, ob diese massive Ausnutzung längerfristig von Vorteil ist...
Vorstellbar wären solche Limits:
- bei einer Datenflatrate eine großzügige Zeit- und Volumenbegrenzung, sodass man bei einem normalen Nutzerverhalten gut in den Grenzen bleibt - das ganze jedoch abgerechnet über einen Zeitraum von 3 Monaten. Alles, was dann über diese Limits geht, wird zu einem günstigen Preis zusätzlich berechnet. So kann der Anbieter ziemlich genau kalkulieren und auch der Kunde kann eigentlich noch ganz gut die Flatrate benutzen, da die Hauptnutzung über den Flatrate-Preis "gedeckelt" ist. Wer eben extrem viel mehr Downloads braucht, muss eben dafür einen fairen Preis bezahlen.
- bei einer All-Net-Sprachflatrate: zwar eine "echte" Flat ins dt. Festnetz und community-intern, aber die schlecht kalkulierbaren externen Minuten auf ein bestimmtes Kontingent begrenzen. Alle externen "Extra-Minuten" werden zu einem günstigen Preis weiterberechnet, sodass der Kunde eben freiwillig aufs Festnetz ausweicht (da von der Flatrate abgedeckt) - alles bleibt für den Anbieter leichter kalkulierbar.
Jedenfalls muss den "Power-Usern" ein Riegel vorgeschoben werden, denn letztlich sind es die anderen Kunden, die für diesen Missgebrauch mitbezahlen müssen.
Die genauen Konditionen sollten in jedem Fall VOR (!) Vertragsabschluss geregelt werden, es kann nicht sein, dass man mit "endlos telefonieren" wirbt, und dann bei entsprechender Nutzung eine fristlose Kündigung kassiert.
Es ist alles andere als eindeutig und für den Kunden nur schwer zu erraten, wo die Grenzen liegen, sodass ich den Anbieter letztendlich in der Verpflichtung sehe, seine Versprechen zumindest bis zum Ende der regulären Vertragslaufzeit weiter einzuhalten!
Dass es generell für Flatrates auch gewisse Grenzen gibt, finde ich prinzipiell durchaus sinnvoll. Nur so kann der monatliche Preis für die Flatrate wirklich "flat" gehalten werden.
"Flatrate" heißt ja nicht Dauernutzung, sondern einfach (frei übersetzt) "gleichbleibende monatliche Gebühr", durch die eben der Hauptteil der monatlichen Telefon- bzw. Internetgebühren abgedeckt wird (Stichwort "Kostenkontrolle").
Ich halte es (für beide Vertragspartner) für absolut fair, wenn es auch bei einer Flatrate Grenzen gibt, jedoch muss von vorneherein klar sein, wo diese liegen.
Eine fristlose Kündigung seitens des Anbieters ist nicht gerecht, weil falsche Versprechungen gemacht wurden. Die Anbieter haben falsch kalkuliert: sie hätten eigentlich damit rechnen müssen, dass es eben Leute gibt, die nie genug bekommen und so einen Tarif in unverhältnismäßiger Weise extrem ausnutzen. Der Fehler einer falschen Kalkulation liegt somit eindeutig bei den Anbietern. Meiner Meinung nach ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis die Anbieter hier "nachbessern" und solche Grenzen einführen - was bleibt ihnen denn anderes übrig?