Und wie verhindern wir dann die Wettbewerbsbehinderung der Mobilfunkprovider?
Wie verhindern wir das bei Bäckern, Banken, Fliesenlegern und Fluglinien?
Bäcker und Fliesenleger sind Branchen, in denen es einfach von Natur aus kaum Potential für Wettbewerbsbehinderung gibt. Also, jedenfalls nicht in dem Sinne, um den es bei Netzneutralität geht: Die Behinderung des Wettbewerbs in anderen Branchen, die auf die jeweiligen Leistungen laufend angewiesen sind. Im Bezug auf die jeweilige Branche selbst wird Wettbewerbsbehinderung einfach durch die große Konkurrenz verhindert. Kein einzelner Bäcker oder Fliesenleger hat eine Marktmacht, die mit der Marktmacht der einzelnen Mobilfunkanbieter in Deutschland auch nur im Ansatz vergleichbar wäre.
Bei Banken und Fluglinien sieht es etwas anders aus: Auch in diesen Branchen gibt es zwar deutlich mehr Konkurrenz als bei den Mobilfunknetzbetreibern, aber halt auch deutlich mehr Konzentration als bei Bäckern und Fliesenlegern, und ibs. Banken erbringen ebenfalls eine Infratrukturleistung, auf die andere Unternehmen angewiesen sind, weshalb es dort deutlich mehr Regulierung gibt, die den betreffenden Unternehmen viele theoretisch mögliche Produktgestaltungen verbieten.
Beispiele wären zum Beispiel zahlreiche Regelungen, die es Banken verbieten, mit ihren Kunden Verträge zu machen, nach denen die Kunden das gesamte Sicherheitsrisiko eines unsicheren Onlinebankings oder von Zahlungskarten tragen. Oder Regelungen, die es Banken verbieten, ihren Kunden hochriskante Investmentprodukte ohne entsprechende Beratung zu verkaufen. Oder Regelungen, die es Fluglinien verbietet, mit Kunden Veträge zu machen, in denen der Kunde alle Risiken von Flugverspätungen oder Überbuchungen trägt.
Insbesondere in Branchen, in denen es eine starke Konzentration auf wenige Unternehmen gibt, gibt es in der Regel zahlreiche Beschränkungen, die es den Unternehmen verbietet, Verträge zu machen, die unverhältnismäßig zum Nachteil der Kunden sind, sei es durch Behinderung des Wettbewerbs oder anderweitig. Meistens entstehen solche Regulierungen als Ergebnis der Marktbeobachtung, nachdem das jeweilige Verhalten bei Unternehmen beobachtet wurde und festgestellt wurde, dass der Markt das Problem nicht selbständig löst.
Jedem der jetzt einen StreamOn oder ähnlichen Tarif bucht würde vorgeschrieben, dass er böse ist und das nicht darf.
Meinst Du nicht, dass das eine arg verzerrte Darstellung ist?
Also, natürlich kann man das als als Vorschrift auffassen, die es mir als Kunden verbietet, einen solchen Tarif zu buchen. Dass das mit einem Werturteil dem Kunden gegenüber verbunden ist, ist aber natürlich grober Unfug, da diese Regulierung ja nicht existiert, um den Kunden zu behindern, sondern um den Kunden vor Missbrauch durch das Unternehmen zu schützen. Der Kunde ist weder böse noch nett, sondern er lässt sich einfach ver-arschen, und der Gesetzgeber schiebt da halt einen Riegel vor.
Genauso könnte man das Verbot, Kunden z.B. mit Keimen belastete Lebensmittel zu verkaufen natürlich beschreiben als "Jedem, der so ein Lebensmittel kauft, wird vorgeschrieben, dass er böse ist und das nicht darf." Auch das ist aus einem gewissen Blickwinkel heraus ja irgendwie so halb richtig ... aber der Zweck ist natürlich nicht, dem Kunden den Kauf solcher Lebensmittel zu verbieten, sondern der Zweck ist es, den unbedarften Kunden vor Verarschung zu schützen, und dieser Zweck wird mit dem Verkaufsverbot ja auch zuverlässig erreicht.
Unlimitierte Tarife haben bereits jetzt alle Provider im Angebot. Trotzdem buchen viele Kunden die StreamOn Tarife. Weil
Ja, richtig. Aber es gibt keine Tarife, die vom möglichen Datendurchsatz vergleichbar sind mit StreamOn, aber netzneutral. Und das war, worauf sich meine Frage in meinem vorherigen Post bezog, die Du leider nicht beantwortet hast: Was wäre denn der Nachteil, wenn StreamOn netzneutral wäre?
Für den Fall, dass das vielleicht nicht klar ist: Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen StreamOn und "normalen" unlimitierten Tarifen abgesehen von der mangelnden Netzneutralität bei StreamOn: Das übertragbare Datenvolumen.
Bei StreamOn-Tarifen gibt es ja einerseits den "normalen" Traffic, der gegen das "Inklusivvolumen" gerechnet wird, und den man mit hoher Geschwindigkeit (d.h., so schnell wie es von den lokalen Netzgegebenheiten her halt möglich ist) übertragen kann, und andererseits gibt es den Zero-Rating-Traffic, der nicht gegen das "Inklusivvolumen" gerechnet wird, sondern in im Prinzip unbegrenzter Menge pauschal mit der Grundgebühr abgegolten ist - letzterer ist allerdings in seiner Bandbreite begrenzt, d.h., man kann eben nicht bei gutem Empfang von Youtube über StreamOn mit 100 Mb/s streamen.
Im Gegensatz dazu hat ein echter unlimitierter Tarif ja entweder eine Bandbreitenbeschränkung für alles (sodass auch kurze Downloads oder Webseitenaufrufe langsam sind) oder gar keine Bandbreitenbeschränkung (was dann entsprechend teuer ist).
Bei der Forderung nach Netzneutralität geht es jetzt nicht darum, dass Kunden in Zukunft entweder mit geringen Volumen oder mit langsamen oder teuren unlimitierten Tarifen vorlieb nehmen sollen. Tarife, die auf den gleichen Anwendungsfall passen (also schnelles Laden von Webseiten und Downloads kombiniert mit langsamem Streaming ohne Zeitbeschränkung) wären auch mit Netzneutralität weiter erlaubt. Ausschließlich die Einschränkung, dass das "langsame Streaming" nur mit bestimmten Anbietern genutzt werden kann, wäre untersagt.
sie es wollen. Weil sie es geil finden. Weil sie . Vollkommen egal. Geht weder mich noch jemanden anderen etwas an. Ist allein deren Sache.
Naja, das sagst Du so. Aber warum? Warum geht es niemanden anderen etws an, wenn einige wenige Unternehmen mit ihrer Geschäftspolitik aufgrund ihrer Marktmacht die Digitalisierung im Land ausbremsen, den Wettbewerb behindern, und dabei die Endkundenpreise bei den eigenen Produkten ebenso wie bei von ihnen abhängigen Branchen in die Höhe treiben? Mir scheinen das alles ausgesprochen gute Gründe, weshalb uns das alle etwas angeht!? Und das natürlich umso mehr, wenn ja selbst die Kunden, die diese Produkte begeistert kaufen, darunter leiden, ohne das selbst zu durchblicken?