Benutzer hrgajek schrieb:
Hallo Wolf
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, warum du diesen Roaminggedanken von vorneherein so abtust. Sicher ist dein Gedankenexperiment mit der EU interessant, nur wird das bis zu 6G, 7G oder 8G dauern, denn das geht nur europaweit. Roaming in Deutschland könnte der Gesetzgeber durch eine Änderung des TKG durchsetzen.
Wie machst du die Idee kaputt:
- erst wetterst Du gegen staatl. festgesetzte Preise, die den Wettbewerb kaputt machen. Das gab es, aber muss nicht zwangsläufig so sein und der Wettbewerb funktioniert auch so nicht richtig.
- dann sagst Du, es ginge auch zu "Marktpreisen" die "extrem" sein müssten -> also es geht effektiv nicht.
- dann machst Du das System so kompliziert wie möglich. Wie soll man denn eine Roamingoption im Funkloch buchen?
Wir haben doch schon in Deutschland eine gewaltige "Fehlallokation": die schlechtesten Netze bei den höchsten Preisen (was 3G/4G mobiles Internet in Europa) betrifft. Das kann viele Gründe haben - aber sollte doch Anlass sein, es anders zu machen.
Staatlich festgesetzte oder geregelte Preise sind problematisch. Da stimme ich dir zu. Nur wir sind in einem Bereich, wo die Marktwirtschaft schon weitgehend ausgeschaltet ist und der Wettbewerb nicht funktioniert.
Wir können hier sogar von der EU lernen. Das EU-Roaming ist nicht 1:1 übertragbar, aber zeigt wie man es auch auf lokaler Ebene machen kann:
1.) festgesetze Preisobergrenzen, die der Betreiber der Infrastruktur von den Roamern bekommt -> das schafft einen Anreiz, dass zumindest einer ausbaut.
2.) es muss eine Roamingverpflichtung geben für Gebiete, wo der eigene Anbieter nicht abdeckt (oder alternativ Billigtarife ohne Roaming).
3.) es muss der roamende Anbieter Aufpreise für Roaming zahlen -> damit er einen Anreiz hat, dort ggf. selbst zu bauen.
4.) diese Aufpreise kann der roamende Anbieter teilweise an den Kunden durchreichen -> damit wird verhindert, dass Kunden dauerhaft bei Billiganbietern roamen.
So ähnlich funktioniert auch die EU-Roam like at home - Regelung. Großhandelspreisgrenzen, Verpflichtung, mit geregelten Aufpreisen und seit 2017 größtenteils ohne, aber mit einer FUP gegen Missbrauch.
Wenn wir das jetzt mal auf deinen Artikel aus Eisenschmitt beziehen:
1.) Die Telekom hat ausgebaut, die anderen beiden nicht und deren Kunden sitzen im Funkloch. Die Telekom muss natürlich dafür etwas bekommen, ausgebaut zu haben.
2.) Die anderen müssten dafür zahlen, es nicht getan zu haben. Die Kunden hätten in Eisenschmitt dann die Wahl entweder zu Magenta zu gehen oder zu einem günstigeren Anbieter.
3.) Dieser muss Roaming bereitstellen möglicherw. bis zu einer Grenze (FUP) aufpreisfrei, darüber gegen Zusatzgebühren. Damit wird verhindert, dass Poweruser bei Billiganbietern dauerroamen. Man könnte auch darüber nachdenken, Aufpreise nur auf Daten zu erheben und Sprache/SMS aufpreisfrei zu halten.
Wenn man das clever macht mit den Preisvorgaben, kann das funktionieren. Sie müssen nur so festgelegt werden:
1.) dass die Telekom dort daran verdient an ihrem Ausbau
2.) die anderen draufzahlen, dass sie es nicht gemacht haben
3.) sie es teilweise an den roamenden Kunden weitergeben können, damit kein "Missbrauch" Dauer-/Power-Roaming über Billiganbieter läuft.
Auch dieses Zubuchen von Roamingoptionen im Funkloch ist doch total blödsinning. Jeder hat einen "Schalter" im Handy. Macht er manuelle Netzwahl, dann geht kein Roaming, bei automatischer Netzwahl kann sich das Handy (sofern freigegeben) in ein anderes Netz einbuchen. Damit kann der Kunde selbst wählen, ob er lokales Roaming will oder nicht - er entweder im Funkloch sitzt oder Aufpreise zahlt.
Ametsreiter (VF) und Haas (TEF) haben sich vehement gegen nationales Roaming ausgesprochen. Dies war vor allem deswegen, einen möglichen 4. Anbieter über Roaming zu verhindern. Man kann die Regelung jetzt so regional auslegen, dass dies nicht möglich wird auf Kosten der nationalen 2G/3G/4G-Infrastruktur der anderen. Eigentlich sollten Vodafone und Telefonica für Roaming sein. Die Telekom hält sie bisher weiter auf Abstand und sie müssen ihr Netz deutlich billiger verkaufen.
Wenn man sich in Deutschland schon so auf die bestehenden drei Anbieter fixiert und einen Markteinstieg eines neuen Players effektiv extrem erschwert, dann kann man von den herrschenden Akteuren auch verlangen, dass sie sich da zusammenraufen und für den Kunden etwas besseres dabei rauskommt.